Leben

Aus dem Größer das Weniger

Hannes Kerber
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“Bild München” soll jetzt “neu und gut” sein. Noch weniger Text hat sie nämlich. Heute konnte man lernen, wie Lokalredaktionen ihre Leser verarschen.

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Man will ja nichts sagen: Sparen müssen alle. Von 1998 bis 2008 ist die verkaufte Gesamtauflage deutscher Tageszeitungen im vierten Quartal um fast zwanzig Prozent gesunken. Und dass die Axel Springer AG da bei den Regionalausgaben abbaut, ist seit einem Monat bekannt (auch wenn München nicht betroffen sein soll). Aber wie man heute von Bild München verarscht wird, will erst mal geglaubt werden: Die größere Schrift bedeutet da nicht mehr weniger Text, sondern ist “neu und gut”.

Aber: Anderen geht es auch nicht besser. In der aktuellen Printausgabe des Spiegel (Nr. 50, 7. Dezember 2009) heißt es über die “Qualitäts-Lüge” der deutschen Redaktionen, die Lokalausgaben ausdünnen und Preise erhöhen:

“Den größten verbalen Drahtseilakt aber muss derzeit wohl der Chefredaktuer der „Berliner Zeitung“ Uwe Vorkötter vollführen. Seinem Verleger Alfred Neven DuMont gehört auch die „Frankfurter Rundschau“ und der „Kölner Stadt-Anzeiger“ – die Blätter sind im Sparen so geübt, dass der Leser fürchten muss, die Redaktionen könnten bald besser rechnen als schreiben. (…) Vorkötter muss das Mehr aus dem Weniger herausquetschen, und ihm ist die Mühe anzumerken, das als strategischen Wurf nach vorn zu lackieren. Der Leser der „FR“ leide doch nicht, wenn er einen guten Text aus der „Berliner Zeitung“ auch im eigenen Blatt lesen dürfe und umgekehrt.”

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