Kinogucken, Kultur
crossing the new chinese cinema
Seit gestern Abend öffnet das Monopol seine Kino-Säle für eine filmische Reise durch das Land des Lächelns. Die Münchner China Filmtage, ein Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Sinologie der LMU München und des Konfuzius-Instituts, präsentieren vom 21. – 25. Mai täglich neues chinesisches Kino: “Crossing China”
Abfahrt war mit einem Glas Sekt in der Hand und dem Eröffnungsfilm American Dreams in China (2013) am Mittwochabend. Ein Film über Freundschaft und Zusammenhalt, Werte, die die Welt verändern können. Einmal Amerika und zurück war der Traum junger Chinesen in den 80er Jahren, die sich und anderen ihren Weg ins “Chinglish” und damit in die große, weite Welt ermöglichen.
Do, 22. Mai:
Weiter geht die Reise über die Brücke China – Amerika und der Frage nach dem großen Geld. Finding Mr. Right (2013) erzählt hochkarätig besetzt die Geschichte einer “Dritten”, einer “Geliebten”, die sich schwanger nach Amerika absetzt, um so ihrem Kind die amerikanische Staatsbürgerschaft zu ermöglichen, und damit ein “besseres Leben”. Zugleich sucht sie “Mr. Right”, der vielleicht mehr Zeit und Fürsorge hat als alles sonst so verlockende Geld der Welt.
Zurück in China gibt A Touch of Sin (2013) die chinesische Antwort auf den Episodenfilm. Die (auf wahren Begebenheiten beruhenden) Geschichten von Tagelöhnern, Minenarbeitern, Wanderarbeitern und einer Saunarezeptionistin treffen vermeintlich zufällig aufeinander. Im Gegensatz zur gewohnten Erzähltechnik dieses Genres verweben sich die Handlungsstränge hier nicht. Und doch hängen sie zusammen: Alle vier gehören zur Verliererseite des Wirtschaftsaufschwungs, egal, ob sie in Millionenstädten oder auf dem Land leben.
Fr, 23. Mai:
Let the Bullets Fly (2010) ist ein Film über Identitätstausch und erschlichenen Erfolg. Eine junge Banditenbande schlüpft in die Rollen vermeintlich erfolgreicher Personen. Doch geht der Plan nicht so leicht auf, denn in der Stadt warten neue, härtere Gegenspieler. Es geht in diesem opulenten Bildspektakel aber nicht nur um Geld und Erfolg, sondern vor allem um eins: Gerechtigkeit.
Bildgewaltig geht es am Abend weiter mit dem Gewinnerfilm der diesjährigen Berlinale. Feuerwerk am helllichten Tage (2014) ist so etwas wie Film Noir auf chinesisch. Es geht um zwei Mordserien, 1999 und 2004, irgendwo in einer der Kohleanlagen im Norden Chinas. Man mische ein innovatives Autorenkollektiv, top-Schauspieler, ein natürlich beeindruckendes Setting, und die Geschichte eines Anti-Helden… Zündschnur… ein zu Recht bärengekrönter Film.
! Außerdem: Nachmittags lädt das Filmfest zur Gesprächsrunde mit Filmwissenschaftlerin Peggy Kames, Dr. Clemens Treter vom Goethe-Institut und Markus Eisele, Theaterleiter Arena und Monopol-Kinos.
Sa, 24. Mai:
Die Reise geht weiter vom Norden etwas östlich. Burned Wings (2013): chinesischer Independant-movie um die Zerstörung der Korruption um willen einer neuen Jugend-Korruption, was aber nicht gelingt, weil andere Syndikaten bereits dasselbe vor hatten. Ein Teufelskreis mit Bandenkrieg, aus dem die Jugendliche vor allem eins lernen: Macht gibt es nicht für einen guten Plan, Macht bezahlt man teurer.
Um Größer-Werden geht es auch in So Young (2013), Verfilmung des Bestsellers “To Our Youth that is Fading Away” von Xin Yiwu; allerdings nicht um das Wachsen in der Gesellschaftshierarchie, sondern schlicht um das Erwachsenwerden. Verlorene, eingebüßte, jugendliche Freiheit trifft auf geregeltes, diszipliniertes Erwachsenenleben.
So, 25.Mai:
Aftershock (2010), Erinnerungsdrama an das Erdbeben von 1976. Nur wird die Katastrophe nicht als Vorbote des nachfolgenden Machtwechsels inszeniert, sondern als persönliche Katastrophe einer Familie, die gefühlt unendlich lang auf Hilfe wartet. Wegen dieser subtilen Kritik an der Ablehnung der internationalen Hilfe von Seiten Chinas, wurde der Film von Wettbewerben ausgeschlossen. Dabei ist es einer der Filme, die den Zuschauer eindringlich mit hinein ziehen in die auswegslose Lage.
Krimi und Drama und Martial Arts mixt Wu Xia – Dragon (2011). Ein Familienvater und Papiermacher wird für seinen Mut, einen Überfall verhindert zu haben, vom Dorf als Held gefeiert, von der Polizei des Mordes beschuldigt. Eine Reise in Lius Vergangenheit zeigt die nicht durchweg positive Vielschichtigkeit des Protagonisten. Chinesisches Arthouse-Action-Kino.
Den krönenden Abschluss bildet Firestorm (2013). Ein letztes Mal Katz-und-Maus-Spiel zwischen Banditenbanden und Polizei. Die thematisch ähnlichen Filme der letzten Tage haben ihren Weg von der Provinz in die Großstadt gefunden: Hong Kong ist der Ort des Geschehens, wo eingesetzte Maulwürfe in den Gegenparteien für Klarheit sorgen sollen. Doch ein Sturm braut sich zusammen über der Metropole und entlädt sich in apokalyptischen Bildern, Tönen und Zerstörung derselben – Hautnah und mittendrin in 3D.
“Crossing China”
monopol-Kino
Schleißheimer Straße 127
“Reise-Tickets” gibt es im VVK oder je eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung!
No Comments