Kultur

Strizzi, Stenz und immer wieder München! Helmut Dietl zum ersten Todestag.

Ein Regisseur mit Heimatliebe und Kultstatus. Anlässlich seines ersten Todestages setzen wir ihm ein Erinnerungsdenkmal und schauen auf sein Werk.

Helmut Dietls Filme/Serien, Angefangen bei den „Münchner Geschichten“ über den „Monaco Franze“ bis zu „Kir Royal“ und vor allem „Rossini“ sind Kult. Und das nicht nur innerhalb der Bayerischen Sprachgrenze, sondern auch außerhalb dieser. Nur wenige Regisseure haben das noch geschafft: Ein Lebensgefühl mit Stadtgefühl und Sprachgefühl zu inszenieren und auf den Zuschauer zu übertragen, die Gesellschaft zu beobachten und auf Film zu zeichnen und es dabei wurscht sein zu lassen, ob man alles versteht oder nicht. Es ist einfach: „Ois Chicago“!

Sogar zwei Oscar-Nominierungen für den „besten ausländischen Film“ (Kir Royal und Rossini) hat er sich eingeheimst, nebst zahlreicher Bayerischer und Deutscher Filmpreise!
Dietls Figuren leben in den Tag hinein, streifen durch München, kehren immer wieder in ihrer Stammwirtschaft oder Eckkneipe ein und repräsentieren das altmünchner Milieu zwischen Lehel und Schwabing. Und in diesem Flanieren seiner Figuren zeigt Dietl einen unverblümten, schonungslosen, aber zynischen Blick auf eine Stadtgesellschaft mit viel bayerischer Gemütlichkeit in den Münchner 70er Jahren. Denn Dietls Filme sind immer auch eine Hommage, eine große Liebeserklärung an sein München!
Und gerade deswegen, weil eben kaum ein Regisseur München so präzise und facettenreich eingefangen hat, empfehle ich jedem, der München im Herzen trägt und einen längeren Auslands(-Münchens-)aufenthalt vor sich hat, mindestens eine Dietl-Serie auf DVD im Gepäck zu haben, um das Heimweh möglichst gering zu halten, schließlich hat Dietl selbst seinen Monaco Franze aus lauter Heimweh während seines Los Angeles-Aufenthalts erfunden!
„Humor hat viel mit Verstand zu tun!“ (Helmut Dietl)
Um ihm ein filmisches Happening zu setzen, langt kein Abend, langt kein Tag… Eine Woche sollte es sein, was auch zur permanenten Wiederholung des Mediums TV-Serie performativer passt. Denn allein um die schon genannten Klassiker hintereinander weg zu sehen, bräuchte man ungefähr 34 Stunden… und davon hat niemand was!

 

Am meisten Spaß und Entdeckungslust an den zahlreichen intertextuellen Bezügen, an der Veränderung der Stadt, den Figurenentwicklungen und den (nicht gerade unter political corectness fallenden) Witzen hat man tatsächlich, wenn man Dietls Werk chronologisch sichtet. (eine kleine subjektive Filmreihen-Empfehlung):

  • Münchner Geschichten (1972)
  • Der ganz normale Wahnsinn (1979)
  • Monaco Franze (1983)
  • Kir Royal (1986)
  • sowie die beiden Spielfilme:
  • Schtonk! (1992)
  • Rossini (1997)

 

Perfektionieren ließen sich die Abende (vor allem der Themenabend „Monaco Franze“) auf jeden Fall mit einer Menge Alkohol! Denn Dietls Münchner Strizzi wird meist zumindest mit einer Flasche Bier, wenn nicht mit Wein oder Likör oder einem guten Schnaps in Szene gesetzt. Dazu reicht man kleine Häppchen, kein großes Essen, auf Kristallglas-Schüsseln, man versucht schließlich einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wem das aber dann zu imitativ, hochbürgerlich ist, der mache es nach der durchschwelgten Nacht einfach: Mit Weißwürscht, Brez’n und „einem Sempf“ zu zwei Weißbier findet eine Dietl-Hommage ein würdiges Ende! Bis zur nächsten!

 

Helmut Dielt, „dankbar und glücklich müssen wir sein, dass wir dabei sein durften“, aber wirklich!


Fotocredit: © Felix Link

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