Kultur

Abi Ofarim singt wieder

Piritta Kleiner
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Manchmal macht man komische Dinge im Leben. Zum Beispiel zu einer Veranstaltung gehen, die sich Rock’n Read nennt. So geschehen am Freitagabend. Da gab – ja es gibt ihn noch – Abi Ofarim ein Konzert im Schloss mit der Ankündigung: “Erleben sie seine Musik gespickt mit Anekdoten aus seiner aktuellen Biografie Licht&Schatten“.

Bevor die Veranstaltung beginnt, steht Abi Ofarim bereits am Eingang des Schlosses und begrüßt seine Besucher mit Handschlag und Umarmung. Der 74-jährige sieht erstaunlich frisch aus. Er ist kleiner als man ihn sich vorgestellt hatte, trägt ein weißes Hemd worunter sich ein leichter Bauchansatz versteckt, sein langes, blondes Haar fällt ihm wallend über die Schultern.

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In den 60er Jahren waren er und seine damalige Frau Esther, ein Superstar-Paar, Gewinner zahlreicher Goldener Schallplatten. In den 70er Jahren wurde es ruhiger um sie und Abi Ofarim machte eher durch Drogensucht und Gefängnisaufenthalt von sich reden, als durch seine Kunst.

Man darf gespannt sein, was sich Abi Ofarim nach 27 Jahren Plattenpause hat einfallen lassen, so richtig kann man es sich noch nicht vorstellen.

Am Freitagabend glitzert und blinkt es überall im Publikum – man fühlt sich wie auf einem verfrühten Weihnachtsmarkt, Paillettenkleider und silberne Schriftzüge haben hier Hochkonjunktur. Viele Prominente und Möchtegern-Prominente sitzen im Publikum, manch untergehender Stern versucht hier noch ein wenig Glanz zu konservieren.

Abi Ofarims Sohn Gil, ebenfalls Sänger und Seriendarsteller, huscht durch die Reihen und schüttelt viele Hände. Man ahnt es schon, er wird heute Abend auch noch eine Rolle spielen.

Auf der Bühne hängt ein Plakat mit Abi Ofarim in Lebensgröße, der sich lässig auf seine Gitarre stützt. Und dann kommt der echte Abi auf die Bühne, frenetisch bejubelt. Er spielt ein Lied von seiner neuen Platte „Too Much of Something“. Gitarrist Itay wirft den rasierten Kopf in den bulligen Nacken und spielt, als ob er bei AC/DC mitmachen würde. Allerdings: diese Rockeinlage klingt eher nach Bon Jovi als nach AC/DC. abi3

Derweil sitzen im Publikum die Gäste unter Kronleuchtern und trinken Spritz-Aperol. Nach Rock kommt dann sofort Read: Der Schauspieler Torsten Münchow liest aus Ofarims Biographie. Neben einem Kapitel über seine Jugendzeit in Israel dürfen natürlich auch schlüpfrige Kapitel aus dem Leben des Frauenschwarms Ofarim nicht fehlen. Zum Beispiel seine Vorliebe für ältere Damen. Soso, Schlingel-Abi. Mit seiner Gitarre in der Hand sitzt er neben Münchow auf einem Barhocker und muss an manchen Stellen lachen. Fast wirkt es so, als ob ihm gerade aufgeht, wie peinlich manche Sätze klingen, die da vorgelesen werden. Er unterbricht gerne mal um etwas zu ergänzen oder korrigiert Münchow, wenn er hebräische Sätze ausspricht. Zwischendrin gibt es ab und zu ein Liedchen. Und man ahnt es schon, zum Showdown holt Ofarim die Sängerin Sophie Berner und Sohn Gil auf die Bühne, und beteuert mehrmals, dass dies nicht geplant gewesen wäre. Ah ja. Sophie Berner erzählt dann noch, hektisch lachend, wie sie bereits als Teenager auf der Wohnzimmercouch der Ofarims gesungen habe. Sie gehört quasi zur Familie. Dann singen die drei zusammen. 

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Vor der Pause kommt noch schnell Sissi Böhm, Tochter von Karlheinz Böhm, auf die Bühne und lässt das Publikum wissen, was für ein toller Mensch Abi Ofarim ist. Natürlich auch völlig ungeplant. Nach so viel schlechter Planung braucht man in der Pause erst einmal ein Bier. Wie viele ungeplante Auftritte es im zweiten Teil des Abends noch gab, kann hier leider nicht mehr wiedergegeben werden, denn plötzlich kam die Idee auf: man kann ja auch einfach gehen, ganz spontan.

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