Kultur

„Manchmal braucht es einen Perspektivenwechsel“.

Thomas Steierer
„Beste Chance“ startet am Donnerstag (26. Juni) im Kino, das Finale der auf dem oberbayerischen Land spielenden Coming-of-Age-Trilogie von Marcus H. Rosenmüller, gefeierter Regisseur von Nockherberg-Singspiel und „Wer früher stirbt, ist länger tot“, sein Kinodebüt-Erfolgsfilm mit 1,8 Millionen Zuschauern. Im Interview spricht der gebürtige Tegernseer, Jahrgang 1973, über den richtigen Moment im Leben, seine hohe Produktivität sowie über Licht und Schatten in der Filmbranche.

„Beste Chance“, der neue Film von Regisseur Marcus H. Rosenmüller, startet am Donnerstag, den 26.Juni im Kino. Dieser Film bildet das Finale der auf dem oberbayerischen Land spielenden Coming-of-Age-Trilogie.  Gefeiert wurde Rosenmüller u.a. für das Nockherberg-Singspiel und für „Wer früher stirbt, ist länger tot“, sein Kinodebüt-Erfolgsfilm mit 1,8 Millionen Zuschauern. Im Interview spricht der gebürtige Tegernseer, Jahrgang 1973, über den richtigen Moment im Leben, seine hohe Produktivität sowie über Licht und Schatten in der Filmbranche.

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Die ProtagonistInnen Ihres neues Films schwanken zwischen Heimkommen und Ausbruch. Wie war das bei Ihnen, wann haben Sie selbst einmal die „beste Chance“ ergriffen?

Den richtigen Moment abzuwarten, etwa, wann eine Tomate am besten schmeckt, die noch unreif oder bereits überreif sein kann? Nein, jetzt in diesem Moment, zum heutigen Abendessen muss sie verzehrt werden. Dieses Prinzip gilt im übertragenen Sinn für viele Momente meines Lebens.

„Beste Chance“ ist nach „Beste Zeit“ und „Beste Gegend“ das Finale Ihrer  Coming-of-Age-Trilogie. Was wollen Sie mit dieser Reihe zeigen, was ist in Kürze der rote Faden, die Seele der Filme?

Der rote Faden ist die Erkenntnis, dass das Glück und die Freiheit tagtäglich erobert werden müssen. Das Leben besteht aus Veränderung, der inneren Zerrissenheit, das Geborgene zu wollen und dennoch von Zeit zu Zeit zu bekämpfen. Es geht darum, Freundschaften als das wichtigste im Leben beizubehalten.

Warum dient Indien, wo die Protagonistin des Films, Kati, auf der Suche nach Ihrer Freundin in Turbulenzen verwickelt wird, als zweiter Schauplatz von „Beste Chance“?

Manchmal braucht es einen Perspektivwechsel, um auf sich selbst objektiv schauen zu können. Indien war für uns der größtmögliche Kontrast zum aufgehobenen Dasein in München und Tandern, dem oberbayerischen Schauplatz von „Beste Chance“.

Sie sind ein Tausendsassa mit außergewöhnlicher Vielseitigkeit. Neben der Regiearbeit für Kino mit nahezu jährlich neuem Film und Nockherberg-Derblecken seit 2013, geben Sie hin und wieder auch Gedichtprogramme zum Besten auf Kleinkunstbühnen. Wie erklärt sich Ihre hohe Veröffentlichungs-Frequenz?

Das geht nur, weil hinter und über und neben mir viele kreative Leute helfen, die all diese Sachen erschaffen. Es ist zum Beispiel natürlich ein Schmarrn, zu sagen, das wäre ein Film “von Marcus H. Rosenmüller”. Es ist ein Film von circa 50 Menschen. Nur wird das halt dann auf meinen Namen gekürzt.

Seit Ihrem HFF-Studium: Inwiefern wurden Ihre Erwartungen ans Filmgeschäft seither erfüllt, übertroffen, enttäuscht?

Ich hatte durch den immensen Erfolg von “Wer früher stirbt ist länger tot” das große Glück, viele Filme inszenieren zu dürfen und habe dabei unglaublich viele interessante Menschen und Geschichten kennen gelernt. Das hat all meine Erwartungen übertroffen.

Gab es auch Enttäuschungen?

Ich bin ein bisschen enttäuscht von der Entwicklung des Kinos und dem, was die Leute sehen wollen. Mir gefallen die meisten neuen Kinos schon von der Architektur und der Platzierung im Ort, oftmals in Gewerbegebieten, nicht.

Was wäre die Alternative?

Ich würde mir einen größeren Ansatz wünschen und stärkere politische Unterstützung  das Kino in Deutschland zu fördern, und damit meine ich nicht die finanzielle Unterstützung, die ist hierzulande ganz prächtig. Ich würde mir wünschen, dass ein Kino ein würdiger Platz ist, seine Filme präsentieren zu können.

Gibt es auch Lichtblicke in der hiesigen Szene?

Zum Glück gibt es noch etliche Kinos in Bayern, die das erfüllen, die aber haben hart zu kämpfen. Der Einfluss amerikanischer Verleiher und Kinobetreiber wirkt sich, meiner Meinung nach, trotz mancher Vorteile, insgesamt negativ auf unsere Filmkultur aus. Ich denke, man müsste und sollte auch die Jugend schon früher mit der Bandbreite der Filmgenres in Berührung bringen, um früh das Interesse bei Jugendlichen für das Subversive im Film zu sensibilisieren. Ich würde eine Quote wie in Frankreich als Option sehen.

Was ist der derzeitige Stand bei Ihnen hinsichtlich der Schwierigkeit, Filme zu realisieren versus Erfolg unter anderem von „Wer früher stirbt..“?

Ich zehre noch von diesem Erfolg und dem Glück, dass es Leute gibt, denen unsere Art von Filmen gefallen.

Eine Frage an Sie als Nockherberg-Singspiel-Regisseur: Was lässt sich auf der Bühne realisieren, was beim Film nicht möglich ist und umgekehrt?

Der Zuschauer und die Aufführung verschmelzen beim Theater zu einem momentanen, einmaligen, nicht wiederholbaren Erlebnis. Das schafft der Film nur mit Abstrichen.

Ein roter Faden Ihres Schaffens ist die Zusammenarbeit mit dem Filmmusikkomponisten Gerd Baumann. Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Ich denke, er ist ein Ausnahmetalent im musikalischen Bereich. Im Fußballerischen ist er eher durchschnittlich! (lacht)

Mittelfristig: Was sind Ihre nächsten Projekte und Ziele?

Ein Film über Bernd Trautmann (in England populärer Fußballtorwart aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren; Anmerkung Thomas Steierer). Laufen gehen. Eis essen.

Kurzfristig: Was machen Sie jetzt nach Nockherberg-und daran bald anschließendem „Beste Chance“-Filmpromo-Marathon?

An Drehbüchern und Gedichten schreiben. Ein Lied singen und mit Frau und Kind nochmals zum Eisessen gehen.

Foto: Matthias Bothor

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