Leben

Dem Unerreichbaren einen Korb geben

Letzte Artikel von Jana Starke (Alle anzeigen)

Never-Ever-Benjamin-Bergmann-2012-472px

Auf den ersten Blick sieht es aus, als gäbe es einen neuen Sendemast auf dem Dach des anthrazitfarbenen Gebäudes in der Barerstrasse 21, und als wäre dieser Sendemast irgendwie zur Strasse hin umgeknickt… Aber Moment mal… was hängt denn da vorne dran? Ein Basketballkorb?

Die öffentlichen Spielplätze für Basketball sehen im Allgemeinen anders aus – also was hat es mit dieser Basketballkorbwand, frei hängend in luftiger Höhe auf dem Dach eines 4-stöckigen Gebäudes, auf sich? Natürlich handelt es sich bei der Installation um ein Kunstwerk. Der Künstler Benjamin Bergmann möchte mit der Absurdität seiner Werke immer wieder Fragen nach dem Sinn provozieren. „Das Schöne an der Absurdität ist für mich die Nachhaltigkeit der Verwirrung,“ sagt Bergmann. „Irgendwann ertappt man sich bei dem Gedanken, dass eine gänzlich absurde Welt vielleicht viel schöner wäre“. Und tatsächlich kommt der Betrachter von Bergmanns Basketballkorb ins Grübeln ob es nicht doch einen Weg gäbe, hier einen Punktwurf landen zu können… Doch „Never Ever“ demotiviert der Name des Werkes.

Warum wird eigentlich überhaupt Basketball gespielt? Basketball wurde 1891 vom Kanadier James Naismith entwickelt. Ihm waren die üblichen Spiele wie American Football zu kampfbetont und er suchte eine Möglichkeit, die spielerische Geschicklichkeit in den Vordergrund zu stellen. Also verlegte er das „Tor“, in das der Ball gebracht werden sollte, auf eine andere Spielebene und trennte es somit vom restlichen Spielgeschehen ab. Dazu ließ er Körbe in einer Höhe von 10 Fuß, das sind 3,05 Meter, an einer Empore in der heimischen Turnhalle anbringen. Das Konzept ging auf.
Benjamin Bergmanns Korb aber hängt in mindestens 20m Höhe über der Strasse. Welch spielerische Geschicklichkeit könnte da noch weiterhelfen?
Keine, wie es scheint. Never ever. Und doch sehnt sich der Betrachter nach einer Lösung.

Was wäre eigentlich, wenn ich die Regeln des Spiels ändern könnte? Was wäre, wenn der Basketball statt mit Luft mit Helium gefüllt wäre? Was wäre, wenn wir alle auf federnden Stelzen liefen? Was wäre, wenn wir die Strasse zur Hüpfburg machen würden? Was wäre, wenn wir einfach eine weitere Ebene in das Spiel des Lebens einbauen könnten, eine, die über der Strasse liegt, gerade hoch genug, um mit höchster Geschicklichkeit doch noch einen Slamdunk vollführen zu können?
Dann wäre der Korb erreichbar. Dann könnte man ihn sogar noch höher hängen…

von Jana Starke

„Never Ever“ von Bejamin Bergmann, Barerstrasse 21. Schau nach oben. Feste Installation bis 2014.

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons