Leben

Es geht nicht um Content, es geht um gute Geschichten

©Simone Naumann

©Simone Naumann

Am Mittwoch, 19. Februar um 19 Uhr war es soweit: Die Digital Media Women München (#DMWMUC) haben in Kooperation mit der Münchner Marketing Akademie in München zur Podiumsdiskussion „Content im Web“, Bezahlung von Journalismus im Netz, eingeladen.

Hauptakteure des Abends waren Jochen Wegner (@JochenJochen;Chefredakteur “Zeit Online”), Stefan Plöchinger (@ploechinger, Chefredakteur “Süddeutsche.de”) und Tanja Gabler (@TanjaGabler, Leitung Onlineredaktion “Internet World Business. Su Steiger von den DMWMUC übernahm für diesen Abend gekonnt die Moderation.

Das Atrium ist gut gefüllt; dies spiegelt die hohe Relevanz des Themas „Bezahlung von Journalismus im Netz“ wieder.

Wie sind eigentlich die privaten Lesegewohnheiten von Online Redakteuren?

@ploechinger startet seinen Tag mit Twitter und geht dann zu den eigenen und anderen Websites. Dies jedoch hauptsächlich mobil, von seinem Smartphone aus. Seine Desktopnutzung beschränkt sich auf 25%.

@TanjaGabler ist es egal, wo sie ihre Informationen her bekommt; sie vertraut auf Empfehlungen.

@JochenJochen setzt da auf die heilige Dreifaltigkeit aus dem Feed-Reader, Twitter und ein bisschen Facebook. Nebenbei liest er vermehrt digitale Bücher.

Print spielt bei allen drei nur noch eine untergeordnete Stellung. Sind ja auch Online-Redakteure!

Oh, das sind hauptsächlich frei zugängliche Medien! Nein, natürlich sind alle drei, bzw. ihre Arbeitgeber auch fleißige Abonnenten von digitalen Abos, wie z.B. New York Times oder Economist.

Was ist der große Unterschied zwischen Print und Web?

Print ist sozusagen das „Was wichtig war-Produkt“. Demgegenüber steht das „Was wichtig ist-Produkt“: das Web. „Zeitung soll die Welt auf einer abgeschlossenen Fläche ordnen“ so @ploechinger. Online ist da zum Stöbern, Ablenken und um Interessantes zu finden, meint @JochenJochen.

Welche Finanzierungsmodelle gibt es?

Die SZ wird in Zukunft auf einen Leserclub setzen, statt auf die Paywall. Ein GEZ-ähnliches Bezahlungsmodell wird nicht funktionieren so @ploechinger. Ob es funktioniert? Das kann nur der Praxistest zeigen. Die fünfstelligen Wachstumsraten für digitale Abos der SZ sprechen jedenfalls für das Web.

Mobil und Werbung – geht das?

Momentan ist eine Print-Ausgabe aufgrund der platzierten Werbung profitabler. Obwohl der mobile Werbemarkt wächst, tun sich die Media-Agenturen mit der Werbungsbuchung noch recht schwer. Sie haben zu wenig Ideen, die Bezahlsysteme für online zu vermarkten. Durch Adblocker geht den Verlagen ein wichtiger Teil der Umsätze verloren. Doch ist das wirklich der Grund?

Sind kostenlose Web-Angebote eine Konkurrenz?

Nein, sagt @TanjaGabler.

@ploechinger: Wir müssen einfach Relevanz schaffen und das machen, was nur Redaktionen machen können. Die Leute zahlen nicht für Content, sondern für gute Geschichten und gute Recherche

@JochenJochen: Wir müssen uns mit allen messen!

Wie kann Web-Content profitabler vermarktet werden?

Erstmal, so @ploechinger, sollten wir endlich aufhören „Content“ zu sagen. Vielmehr geht es um gute Geschichten mit qualitativ starker Recherche. Ein einheitliches Erfolgsrezept gibt es jedoch nicht.

@TanjaGabler verfolgt einen etwas anderen Ansatz. Für sie sollten die Inhalte an die Zielgruppe angepasst werden, um anschließend zielgruppenspezifische Werbemöglichkeiten anzubieten. Nicht im Sinne von Native Advertising (Schleichwerbung), sondern von Advertorial (gekennzeichnete Werbung)

Für @JochenJochen steht klar der Journalismus im Vordergrund – keine Schreibe für Anzeigen!

Wir stehen also erst am Anfang der Story. Das Digitale lebt durch seine Bilder, Videos und den direkten Austausch der Leser. Ich bin gespannt, wie Verlage diese Kombination aus Journalismus und den digitalen Möglichkeiten nutzen und wie sie sich dadurch von den kostenlosen Angeboten im Netz absetzen werden.
Eines wird jedoch wie immer sein: Die Basis des Erfolgs sind einfach gute Geschichten mit qualitativ guter Recherche!

@JochenJochen: Der Weg ist, dass es nicht den einen Weg gibt. Wir müssen viel ausprobieren

@ploechinger: Probieren, justieren, weiter entwickeln, statt nach dem einen Erfolgsmodell suchen!

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