Leben, Live, Was machen wir heute?

Graffitipanzer und Kuscheltierarmee- Wenn Streetart auf Politik trifft

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Panzergraffiti von Jacklin

Von rechts starren die traurig anklagenden Augen eines Kindersoldaten, bunt verwebt mit einem indianischen Sprichwort, links rollt ein bedrohlicher Panzer hinter einer Armee aus Plüsch. Wir befinden uns allerdings nicht in einem verdrehten Wunderland, sondern stehen mitten auf dem Vorplatz der Sparkasse in Unterschleißheim, der am 14. August zur Bühne eines ganz besonderen Ereignisses wurde.

Vor den Augen der nicht schlecht staunenden Passanten, wurden heute nämlich von den beiden renommierten Street Art Künstlern Julian Vogel und Jacklin mauerhohe Live-paintings zum Thema Rüstungsexporte geschaffen. Organisatorin dieses künstlerischen Live-Events ist die 22-jährige Bela Bach, SPD Bundestagskandidatin im Wahlkreis München-Land und Gauting. Mit der „Farbschlacht“ möchte sie auf Missstände im aktuellen Umgang mit Rüstungsexporten aufmerksam machen und dieses wenig diskutierte Thema mehr an die Öffentlichkeit bringen.

Das ist ihr auf jeden Fall gelungen: Ab zwei Uhr nachmittags tummelt sich am Mittwoch ein reges Wanderpublikum auf dem Platz hinter dem Rathaus, macht es sich in Liegestühlen und roten Sofas bequem, beobachtet, wie auf zwei Holzwänden bunte Kunstwerke entstehen, und sucht ganz offen das Gespräch mit Bela Bach, um mehr über ihre Haltung zum Thema Rüstungsexporte zu erfahren.
Da sich die Bundestagskandidatin für die Fragen von jedermann Zeit nimmt und manchmal auch offen und unverkrampft Diskussionen entstehen, ist eine offizielle Rede gar nicht von Nöten und auch nicht weiter geplant. „Das wird wenn dann eher so ein Sponti-Ding“, meint Philip Röder -zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von „Team Bela“ – und das passt sehr zu dem lockeren Rahmen der Veranstaltung, die eher auf sympathische Weise zum Nachdenken anregen, als mit aggressiven Mitteln Wahlkampf betreiben will. So ist es dann auch tatsächlich nur ein lustiger Zufall, dass genau hinter dem von Jacklin gemalten Panzer, ein Wahlkampfplakat von CSU-Gegenkandidat Florian Hahn am Laternenmast hängt.
Im Gegensatz zu diesem lehnt Bela Bach eine Lockerung der Rüstungsexportrichtlinien strikt ab. Aber schon alleine der Name der Veranstaltung –„Farbschlacht“ – weist darauf hin, dass hier nur mit Farben geworfen, nur mit künstlerischen und nicht mit „schmutzigen“ Mitteln gearbeitet wird, das größte Ziel heute ist, die Bürgerinnen und Bürger zu informieren (ein Informations- und Positionsblatt wird von Bela Bach ausgeteilt) und sich eine Meinung bilden zu lassen.

Weil es so gut zum Thema passt, ist an diesem Mittwochnachmittag auch noch die weltweit tätige Hilfsorganisation Handicap International mit einem Informationsstand vertreten. Mit einer auf dem Platz aufgestellten Fake-Mine, wollen die Aktivisten daran erinnern, wie viele Behinderungen erst durch „den Krieg nach dem Krieg“, also durch explosive Überreste, verursacht werden.

Die künstlerische Idee des Events wurde also auch hier fortgeführt und egal, ob aus dem Lager Pro-Rüstungsexport oder Contra-Rüstungsexport, ein jeder war willkommen und konnte dank der kreativen Mittel, eine entspannte Atmosphäre und unverpflichtende Informationen genießen.

Hier noch einige visuelle Eindrücke:

Farbe, Kindersoldat, Bier- Bei der "Farbschlacht" sollen ernste Themen im lockeren Rahmen behandelt werden. Das Publikum lässt die Live Paintings bei kühlen Drinks auf sich wirken

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Street-Art künstler Julian Vogel erregte bereits mit seinem Projekt "World Peace Walls" internationales Aufsehen. Heute wird er ein indianisches Sprichwort mit dem Gesicht eines Kindersoldaten verknüpfen

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Jacklin zählt zu den aufstrebenden KünstlerInnen der Street-Art Szene. Mit ihrem Graffitipanzer lässt sie Streetart und Politik zusammen treffen und schafft Kunst, die zum Nachdenken anregt

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Gefährlich: Die von Handicap International mitgebrachte Fakemine erregte großes Aufsehen und passte sowohl zum Thema als auch zum künstlerischen Rahmen der Veranstaltung

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Kunst trifft Politik, Alt trifft Jung. In lockerer Atmosphäre konnten sich die BürgerInnen zum Thema Rüstungsexport informieren und offene Diskussionen führen

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Gehört dazu zum Wahlkampf: Für einen Störsender muss Bela Bach Stellung zum Thema Parteienlobbyismus und Sponsoring nehmen

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Fotos: Viviana D’Angelo

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