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Hereinspaziert, die Herrschaften: Zimmer frei im Hotel Mariandl

Theresa-Maria Werner
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25Fliegen wollende Bettdecken und ein im Badezimmer sitzender Werther, der sich wegen unerwiderter Liebe zum Freitod entschlossen hat – seit Dienstagabend ist das Hotel Mariandl erneut Ausstellungsort für das Künstlerprojekt “Zimmer frei”. Auf zwei Etagen haben sich elf internationale Künstler und Künstlerinnen kreativ ausgetobt und bringen den Hotelalltag mit ihren Projektionen, Installationen, Inszenierungen und Performances durcheinander, während der Betrieb auf den anderen Etagen wie gewohnt weiterläuft. Durch “Zimmer frei” ist das Hotel Mariandl in den letzten 14 Jahren zu einem wichtigen Münchner Ausstellungsort herangewachsen. Auch in diesem Jahr ist der ein oder andere Besucher sicher überrascht von der Gestaltungsfreude der Mitwirkenden.

25 (2)Zu sehen gibt es allerlei Kuriositäten: Christian Jaramillo beispielsweise hat Zimmer 25 eine kirchliche Athmosphäre verliehen und verwandelte es in eine Opferstätte. Durch tödliche Rituale will er die Geschichte verschiedener Glaubensrichtungen inszenieren. Zum einen den Zwang einer fremden Religion, zum anderen der einheimischen Traditionen. “Der gemeinsame Nenner des Katholizismus und der indigenen Kulturen findet sich im Blut seiner Opfer. Manche verspeisen den Leib Christi während die Anderen ihre meist Geliebten verbluten lassen. Die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu und das Herausreißen des noch schlagenden Herzens der Opfer lassen Raum für unterschiedliche Interpretationen, von bestialisch zu sakrosankt”, erklärt Jaramillo. Die Absurdität kennt scheinbar keine Grenzen.

10

In Zimmer 10 (“A bypass to glory for Werther and Wotan at Hotel Amor”) installierte Maximilian Schmölz  zwei überlebensgroße Puppenskulpturen. Zum einen Wotan, den dämonischen Egoisten, der sich selbst erhängt, um Erleuchtung zu erfahren und leblos im Raum vor dem Bett liegt. Zum anderen Werther, der sich aufgrund seiner Liebe zu Wotan im Badezimmer das Leben genommen hat. Sie sollen den eingefrorenen Endpunkt eines Dramas beschreiben, das in dem ansonsten wohnlich eingerichteten Raum stattgefunden hat. Nach Schmölz sollen die Betrachter “den Charme des Hotelzimmers übersteigert bis ins Unwirkliche erfahren”.

Auch die weiteren Zimmer sind voller interessanter Geschichten. Voyeuristisches Verlangen soll durch eine installierte Kamera, die das Bild des Nebensraumes überträgt, gestillt werden. (Zimmer 13 und 14; Gabi Blum) Gleich nebenan in Zimmer 15 findet man eine Bettdecke, die eigentlich lieber ein fliegender Teppich sein möchte. Sie scheitert unentwegt, versucht es aber immer wieder. 1,2,3 und los geht’s. (Torsten Mühlbach)

Es gibt noch einiges zu entdecken. Fühlt euch wie zuhause!

ZIMMER FREI 2013 / Hotel Mariandl / Goethestraße 51 / 16. bis 20.10.2013, 12 – 22 Uhr / bei der langen Nacht der Museen am 19. Oktober bis 2 Uhr geöffnet

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