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Hermann Landshoff – eine Retrospektive

Theresa-Maria Werner
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Hermann Landshoff, auf der Dachterrasse von SaKs Fifth Avenue, New York 1942
Der Münchner Hermann Landshoff (1905-1986) ist weltberühmt geworden als Modefotograf. Doch sein fotografisches Werk hat viele Facetten. Diese könnt ihr ab heute im Münchner Stadtmuseum bestaunen, in einer Ausstellung, die Landshoffs hinterlassene Werke der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Im Frühjahr 2012 hat die Sammlung Fotografie des Stadtmuseums durch die Schenkung des vollständigen Nachlasses von Hermann Landshoff enormen Zuwachs bekommen. Verleger Andreas Landshoff, einer der letzten Nachfahren der Familie, hat dem Museum 3600 Originalabzüge aus dem Zeitraum von 1927 bis 1970 zur wissenschaftlichen Erschließung überlassen.
Mit seinen Karikaturen für die Münchner Illustrierte Zeitung und einer Fotoreportage über Albert Einstein hatte Hermann Landshoff bereits in jungen Jahren Aufmerksamkeit erlangt. 1933 durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Emigration gezwungen, ließ sich Landshoff zunächst in Paris nieder, wo er unter anderem für Vogue arbeitete. Auf abenteuerlichem Wege gelang ihm nach der Besetzung von Paris 1940/41 die Flucht in die vereinigten Staaten. In New York zählte Landshoff bald zu den interessantesten Modefotografen, die in Zusammenarbeit mit dem legendären Buch- und Zeitschriftengestalter Alexey Brodovitch, selbst russischer Emigrant, für Modejournale wie Harper’s Bazaar, Junior Bazaar und Mademoiselle wirkten.
Während sich seine Kollegen hauptsächlich auf Studiofotografie konzentrierten, hat Landshoff als großer Neuerer die Streetphotography in seine Modefotografie hineingetragen. Hermann Landshoff, Das Modell cora Hemmet auf der Schlosstreppe, Versailles, 1934-38

Beeindruckend und weitgehend unbekannt sind außerdem Landshoffs Portraits von europäischen Künstlern wie Max Ernst, Marcel Duchamp, Richard Lindner, Leonora Carrington oder Friedrich Kiesler, die wie Landshoff ihre Herkunftsländer aufgrund der politischen Verhältnisse verlassen mussten und in New York im Umfeld der Galeristin und Sammlerin Peggy Guggenheim eine neue künstlerische Heimat fanden. Hermann Landshoff, Max Ernst im Haus von Peggy Guggenheim, New Yrok, Herbst 1942
Zudem hinterlässt Landshoff einen einzigartigen Zyklus von etwa 70 Photographenportraits, darunter Walker Evans, Paul Strand, Alfred Stieglitz, Ansel Adams, Irving Penn und Richard Avedon.
Weitere Bildserien sind der städtischen Architektur von New York und ihrer Bewohner gewidmet, mit besonderem Fokus auf die Unterprivilegierten und von der Gesellschaft Ausgegrenzten. Hermann Landshoff, Kinder in einem spanischen Dorf, 1957
Eine außergewöhnliche Ausstellung, die die Themenbereiche Mode, Portrait und Architektur vereint.

Hermann Landshoff – eine Retrospektive
Photographien 1930 bis 1970

29. November 2013 bis 21. April 2014
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1

Fotocredit: Münchner Stadtmuseum, Archiv Hermann Landshoff

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