Kultur

…im Frauenhofer Schoppenstüberl (1)

Letzte Artikel von Jessica Gürtler (Alle anzeigen)

In Münchner Gaststätten, Clubs, Kneipen  gibts viele Gegenstände, die, könnten sie es, viel zu erzählen hätten. Einige dieser Dinger wollen wir vorstellen. Folge eins: Das Ding im Frauenhofer Schoppenstüberl.

„Der hod a G’schicht”, sagt Gerti und zeigt auf ein Plakat, dass vom Eingang des Fraunhofer Schoppenstüberls aus gleich rechts in der Mitte der Wand hängt. Wenn man dann mal genauer hinschaut, erkennt man, dass auf diesem Plakat der Münchner Kabarettist Joseph Pretterer abgebildet ist. Und dann auf den nächsten Blick stellt man fest, dass dieses Poster nicht einfach so an der Wand hängt, sondern dass es über einem Bild befestigt, einfach drüber geklebt ist.

Kabarettist Joseph Pretterer

Kabarettist Joseph Pretterer

Warum jetzt ein Poster von einem Kabarettisten über einem Landschaftsbild mit Eichholzrahmen? „Er is schena und er is a Stammgast” meint Gerti. Und auf den dritten Blick kann man erkennen, dass das Poster einfach von vier Klebestreifen gehalten wird. Deshalb ist die rechte obere Ecke wohl auch schon ein wenig eingeknickt. Und noch was fällt auf, dass nur noch zwei von den vier Tesastreifen das Poster vor dem Absturz bewahren, aber der Joseph scheint sich tapfer zu halten.  Er würde dann ja auch nur auf eine der von rotem Samt überzogenen Holzbänke fallen und dann sicher wieder neue Klebestreifen bekommen.

Interessant ist aber schon, warum sie für so einem namenhaften Künstler keinen eigenen Platz an der Wand gefunden hat. Sie ist jetzt schon seit über 35 Jahren die Wirtin der Fraunhofer Schoppenstube und neben Bildern vom Vorgänger sammelt sich in so einer langen Zeit noch jede Menge anderer Schnick Schnack an, der es ebenfalls verlangt, aufgehängt zu werden.

Passt auch gut in die urige Stube

Also wird Platz gespart und das Bild unter dem Herrn Pretterer war ja sowieso nur Landschaft aus Aquarell – und vom Vorgänger. Der rote Hintergrund des Posters passt dafür auch gut zu den roten Samtvorhängen am Eingang und das spitzbubige Grinsen des Kaberettisten auf dem Plakat gut zu diesem Ort der Lebensfreude.

In der linken Hand hält er eine Kelle mit Zimtsternen und in der rechten ein Windlicht. Passt auch gut in die urige Stube. Gerti erzählt, dass der Künstler sie nun schon seit 15 Jahren regelmäßig besucht. Dann hat er es tatsächlich verdient, sein Plätzchen und von da oben hat er das ganze Lokal bestens im Blick. Zumindest solange die beiden Tesastreifen noch halten. Und dass man den dicken Eichholzrahmen vom Aquarellbild sieht, stört ja keinen. Hauptsache der Herr Pretterer hängt und das Bild vom Vorgänger musste nicht dran glauben.

Und wenn man die Gerti nur mal für einen Abend besucht hat, dann versteht man, warum sie keinen Wert darauf legt, ob ein Bild über dem anderen hängt, ob es nur mit Tesa oder mit Reißnägeln befestigt ist, oder ob es schief oder gerade ist. Für sie zählt, dass es in ihrer Schoppenstube “locker und gmiadlich” ist und sie sagt “bei mia derf ma Mensch sei”. Bestimmt auch, was der Joseph an der Schoppenstube so schätzt. Und wenn man sie fragt, sagt sie ” I mog koane Spießa” und mal ehrlich- ein Poster in einem Schnöseleichholzrahmen mit Goldverzierung an die Wand hängen, ohne Eselsohr und damit auch noch Platz verschwenden wäre spießig.

Und was sagt der Künstler selbst? Der nimmt’s mit Humor, dass er da nur noch von zwei Klebestreifen gehalten wird und ist stolz, dass er nicht nur Stammgast ist, sondern auch ein ganz exklusives Stammplätzchen hat.

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