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Internet für alle: Die Freifunk Initiative

Natalie Adel

Kostenloses W-Lan überall in der Stadt. Ein Traum, der nicht nur Blogger-Herzen höher schlagen lässt. Dank der Freifunk-Initiative könnte er bald nun schon überall Wirklichkeit sein.
Das Prinzip ist an und für sich ganz einfach: Es wird ein Datennetz aufgebaut, das sich über die gesamte Stadt erstreckt. Das passiert mithilfe von W-LAN Geräten, den sogenannten Knoten. Jeder kann mithilfe eines Routers einen Teil seiner Internetverbindung dem Freifunk-Netz zur Verfügung stellen. Die Besonderheit dabei: Freifunk ist nicht kommerziell, sondern offen und hierarchielos.

FreifunkDie Initiative setzt auf Privatpersonen, die das Projekt unterstützen wollen. Man stellt bei sich zu Hause einen Knoten auf und wird Teil der Netzwerkes. Mitmachen kann tatsächlich jeder. Man benötigt lediglich einen Router, auf dem man die Münchner Freifunk Firmware installiert. Diese blockiert auch den Zugang zum Heimnetzwerk. Wer einen Teil seiner Internetverbindung zur Verfügung stellt, muss also keine Angst um seine Privatsphäre haben. Die Daten werden nicht gemischt, sondern verschlüsselt von einem Freifunk-Server ins Ausland umgeleitet.

Ziel ist es, ein offenes und kostenloses Datennetz aufzubauen, in das sich jeder bequem einloggen kann, ohne vorher seine persönlichen Daten angeben zu müssen. Für den Benutzer gibt es keine versteckten Kosten. Die Initiatoren setzen darauf, dass sich die Nutzer an gewisse Regeln halten, anders ist solch ein soziales Projekt nicht umsetzbar. Da das Netzwerk offen und unverschlüsselt ist, ist jede Person, die es nutzt, für ihre eigene Sicherheit verantwortlich. Gesetzliche Bestimmungen müssen selbstverständlich eingehalten werden. Bisher gab es mit Rechtsverletzungen keine Probleme, das Filesharing wird normalerweise nicht in offenen W-LAN Netzen betrieben, sondern viel häufiger mit privaten Internetanschlüssen.

Es sind jedoch nicht nur die Smartphone-Junkies und Internet-Suchtis, die sich über das freie Datennetz freuen. Viele der Menschen, die aus ihren Heimatländern geflohen und nach München gekommen sind, brauchen eine Möglichkeit, eines kostenfreien Zugangs zum Internet. Anders können sie nicht mit ihrer Familie in Kontakt bleiben. Genauso wichtig für sie sind aber auch Apps, die beim Übersetzen helfen, Maps und andere Dienste, die das Ankommen und Einleben erleichtern. Über das Internet bekommt jeder die Möglichkeit, sich mit wichtigen Informationen zu versorgen und über behördliche Verfahren nachzulesen. Somit wird nicht nur der Helferkreis entlastet, sondern auch die Integration gefördert. Wie jeder weiß, funktioniert die Wohnungssuche beispielsweise kaum noch ohne Online-Portale. Dasselbe gilt für die Jobsuche.
Als Anfang September die ersten Züge mit Geflohenen aus Ungarn nach München kamen, war Freifunk sofort zur Stelle und hat über Nacht den Münchner Hauptbahnhof mit W-LAN versorgt. Über diese schnelle und konkrete Hilfe kam der Kontakt mit dem Sozialreferat und den Stadträten zustande.

Das Pilotprojekt hierfür war die Bayernkaserne. Die Freifunk-Initiative hat mit politischer und finanzieller Unterstützung der Stadt ein kostenloses Internetangebot für die Geflohenen aufgebaut. Dabei soll es aber nicht bleiben. Freifunk hat der Stadt angeboten, alle städtischen Unterkünfte für  Flüchtlinge mit W-LAN auszustatten. Diese hat das Angebot angenommen und Freifunk begann mit der Arbeit. Bis das Projekt jedoch vollständig in die Tat umgesetzt werden kann, müssen noch einige Rahmenbedingungen geklärt werden. Eine Frage steht noch unbeantwortet im Raum. Es ist nicht eindeutig geklärt, ob die Flüchtlinge von ihren knapp 150 Euro Taschengeld 36 Euro aufgrund des freien Internetzugangs wieder abgeben müssten. Das Bayerische Sozialministerium hat von den 145,00 €, die ein alleinreisender Flüchtling bekommt, 35,79 € im Monat für die Handykommunikation vorgesehen. Würden die Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft nun kostenloses W-LAN zur Verfügung gestellt bekommen, wäre dies in den Augen des Sozialministeriums eine Doppelleistung. Die Stadt München ist nun dabei, diesen Erlass rechtlich zu prüfen und Gespräche zu führen.

Freifunk

Lars Mentrup von Freifunk spricht davon, dass bei den Behörden ein großer Wille da ist. Sowohl mit der Stadt, als auch mit der Regierung von Oberbayern und dem Landkreis München laufen Gespräche und Verhandlungen über die Einrichtung von Internetzugängen. Dennoch tauchen immer wieder Hindernisse auf, mit denen keiner zuvor gerechnet hat, insbesondere was die Finanzierungsfragen angeht. Bei Freifunk arbeiten alle ehrenamtlich, die technische Ausrüstung jedoch kann die Initiative nicht allein stemmen.

Freifunk

In einem weiteren Schritt sollen aber auch andere soziale Einrichtungen in der Stadt kostenfreie WLAN-Hotspots mithilfe von Freifunk bekommen, wie beispielsweise Bürgerhäuser oder auch Altenheime. Die Institutionen können laut Freifunk auch gerne selbst aktiv werden und ohne zu fragen, einfach Freifunk Hotspots selbst aufbauen – die Freifunker helfen gerne dabei, wenn es Fragen gibt.

Das Konzept läuft bestens an. Im Mai 2015 gab es gerade einmal um die 500 Knoten. Die Anzahl hat sich mittlerweile auf über 1700 Knoten gesteigert. Wer die Initiative unterstützen will und selbst ein Teil des Freifunk-Netzwerkes sein möchte, kann sich hier informieren. Neue Mitglieder und Mitarbeiter sind stets willkommen. Jeden letzten Mittwoch im Monat gibt es zudem ein unverbindliches Treffen im  Chaos Computer Club München.

 

1Comment
  • AMENTUM GmbH
    Posted at 05:40h, 28 April

    Wir haben ein gewisses Budget zur technische Unterstützung (z.B. in Form von Hardware für Freifunk-Knoten) für soziale und gemeinnützige Einrichtungen eingeplant. Dadurch wurden unter Anderem die Flüchtlingsunterkünfte in Grünwald und auf dem Auerberg (https://ffmuc.net/map/#!v:m;n:60e327bde0c8) mit Internet versorgt
    Bei Interesse und Bedarf bitte per Email unter social@amentum.de Kontakt aufnehmen.

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