Kultur

“Keine Ahnung, warum wir die Mädchenherzen noch nicht erobert haben!”

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In einer guten Dreiviertelstunde das Set runtergerockt und dabei das verwöhnte Publikum im Atomic-Café mit Reggae-Klängen und einem angedeuteten Nirvana-Cover überrascht – „Short and Entertaining“ war’s bei Jamaica. Wir haben nach dem Konzert mit Sänger Antoine Hilaire über coole Bandnamen, laute Mädchen und einiges mehr gesprochen.

Ihren gefühlt zweitgrößten Hit – von zweien bislang – haben Jamaica natürlich auch dargeboten, als sie jetzt zum ersten Mal in München aufgespielt haben. Allerdings kamen die jüngsten Indierock-Lieblinge aus Paris nicht in üblicher Besetzung. Bassist Flo Lyonnet war krank und ließ sich vertreten.

Auf der Bühne hat Sänger Antoine Hilaire noch munter mit dem Publikum gescherzt, aber die Halspastillen, die er später beim Interview im Backstageraum vor sich auf dem Tisch liegen hat, zeigen: Auch er ist nicht wirklich fit. Als das Aufnahmegerät angeht, spült Antoine noch schnell ein weiteres Erkältungsmittelchen mit einem Glas Wasser herunter – und greift mit der freien Hand gleichzeitig nach einer Zigarette. Es wird trotz Erkältung nicht die letzte sein, an der Antoine zieht, als er dann sehr charmant über coole Bandnamen, laute Mädchen und die Frage, wer doch mal Jamaica covern könnte, spricht

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Frage: Antoine, ihr seid vorhin mit Reggae-Beats ins Konzert gestartet. Steckt da mehr hinter als ein standesgemäßer Auftakt für eine Band, die sich Jamaica nennt?

Antoine Hilaire: Ach, wir machen zwar Rockmusik, aber ich mag Reggae. Aber als wir über einen Bandnamen nachgedacht haben, ging es nicht um Reggae. Sondern wir wollten unbedingt einen Bandnamen, der auf „a“ endet.

Ihr wolltet einen Bandnamen, der auf „a“ endet?

Ja, das war die erste und wichtigste Überlegung! Und wir haben die ganze Zeit Witze darüber gemacht, dass zu einer coolen Band selbstverständlich ein Name gehört, der sich auf einen Ort bezieht. Da dachten wir, „Jamaica“ wäre doch keine schlechte Idee, da war schließlich noch niemand drauf gekommen.

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Und Phoenix/Arizona war ja auch schon an eine andere Band vergeben…

Ich bin sehr glücklich, dass die Leute uns so häufig mit Phoenix vergleichen. Uns in einem Atemzug mit ihnen nennen – das ist wirklich eine große Ehre. Phoenix sind eine großartige Band. Und sehr nett obendrein.

Haben die nicht Angst, dass ihr ihren angestammten Platz als hübsche französische Indierock-Jungs übernehmt?

Anscheinend nicht. Einmal, als wir sie neulich getroffen haben, haben sie unser Band-Shirt getragen. Noch scheinen sie sich also keine Sorgen zu machen.

Zu den Konzerten von Phoenix kommen aber auch immer noch viel mehr Mädchen als zu euch heute. Was macht ihr falsch, dass ihr die Mädchenherzen noch nicht erobert habt?

Keine Ahnung, wenn wir das wüssten! Stimmt schon, das Publikum war schon sehr männerlastig heute. Aber der Respekt der Jungs ist doch nicht unbedingt schlechter.

Und trotzdem habt ihr die Mädchen vorhin beim Jubel-Contest gewinnen lassen, als es darum ging, ob ihr den Jungs oder ihnen den nächsten Song widmet.

Naja, „Gentleman“ ist ja auch ein Song an die Frauenwelt… Aber die Mädchen waren doch tatsächlich lauter als die vielen Jungs im Publikum. Ich kann es mir auch nicht erklären. Vielleicht liegt es an ihren hohen Stimmen. Es ist einfach so, die Mädels gewinnen immer!

Euer Verhältnis zu Phoenix haben wir schon geklärt, aber wie sieht’s denn mit U2 aus? Ist der Titel eurer Single „I Think I like U 2“ ein Tribut an die Band?

Ich fürchte, ich gebe immer die gleichen Antworten, aber ich mag nicht nur Reggae und Phoenix, ich hab inzwischen auch entdeckt, dass mir vieles von U2 gut gefällt. Und der Songtitel ist tatsächlich eine Hommage. Allerdings nicht an U2, sondern an Prince und seinen sehr tollen Song „I would die 4 U“. Den mögen wir auch!

Prince, U2, Phoenix, die sind ja alle schon etablierte Künstler. Ihr geltet in der Musikpresse zumindest zurzeit noch als „Hype“. Was haltet ihr von dem Etikett?

Also erstmal, wenn man sich das etwa bei Hype Machine anschaut, wir werden 100 mal weniger gebloggt als zum Beispiel Ariel Pink. Ich weiß von daher gar nicht, ob „Hype“ es so gut trifft.

Manchmal gibt uns jemand das Etikett „Hype“ aus Begeisterung, dann ist das sehr schmeichelhaft und freut uns natürlich. Aber manchmal ist es eben auch höhnisch gemeint, von wegen, in zwei Monaten seid ihr wieder weg vom Fenster. Ich hab heute in unseren Tourplan geschaut und glaube, darüber müssen wir uns erst mal keine Sorgen machen. Morgen spielen wir in Wien, bald touren wir durch die USA, dann geht es für einige Shows zurück nach Europa, dann Australien, Japan… Wir haben also zumindest noch Arbeit bis September 2011.

Und die Arbeit als Rockstar, das macht euch schon Spaß? Oder ist alles ganz anders, als ihr euch das vorgestellt habt?

Wir lieben es, unseren Job zu machen! Das ist doch jeden Tag der wahrgewordene Traum, in Backstageräumen zwischen den vielen Postern großartiger Bands zu sitzen, mit denen man nun an den gleichen Orten auftreten durfte. Nur manchmal muss man halt leider auch noch Medikamente gegen Erkältung nehmen.

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Ihr habt vorhin ein Nirvana-Cover angetäuscht. Wer soll denn euch mal covern? Und welchen Song?

Auf jeden Fall „Jericho“. Aber von wem? Hm, es wäre toll, wenn eine Frau der Song singen würde. Oder jemand mit einer außergewöhnlichen Stimme. Vielleicht David Bowie. Ja, von so einer coolen Sau wie David Bowie gecovert zu werden, das wäre toll.

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