Kultur, Nach(t)kritik

Krokodil frisst Club – Courtney Barnett im Atomic Café

Cornelius Zange

Auf der Internetseite des Atomic Cafés läuft derzeit ein Countdown, der zum Ende des Atomics herunter zählt. Jetzt ist auch der drittletzte Samstag des Clubs vorbei. Die Australierin Courtney Barnett und ihre Band gehört zu den Letzten, die vor dem legendären Glitzervorhang spielen durften.

Aber erst muss ich ein Wörtchen über die Vorband verlieren. Verdammt! Was für eine Vorband… Zwei (!) langhaarige Schlagzeuger toben wie das Tier der Muppet Show, eingängige Bassläufe erinnern an heiße Sommertage und eine Orgel und die Stimme des Sängers ab und zu, an die Doors. Sie nennen sich “Money for Rope” und es schient als würden sie sich in ihrer Musik sehr wohl fühlen. Am Freitag spielen die Australier noch einmal in München im Backstage.

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Kurz darauf betritt Courtney Barnett und ihre Band, die sich “The Courtney Barnetts” nennen, die Bühne. Wer, wie ich dachte, dass es jetzt ein wenig ruhiger zugehe, täuschte sich gewaltig. Ihr Kurt Cobain T-Shirt, konnte man als Statement verstehen. Denn anders als auf ihren Aufnahmen, spielt Courtney Barnett live Grunge der ordentlich kracht. Auch wenn sie grundsätzlich ohne Plektrum spielt, kann sie erstaunlich fest in die Saiten ihrer Gitarre hauen. Verstärkt wird sie außerdem von einem weiteren Gitarrist, der optisch an den Hausmeister von Scrubs erinnert.

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Die Band spielt auf Anschlag. Das Publikum ist eher ruhig. Irgendwie ist es leicht seltsam zur Zeit ins Atomic zu gehen. Es fühlt sich ein wenig so an, als würde man einen guten Freund besuchen, der demnächst ans andere Ende der Welt zieht. Zwar versucht man die Zeit, die einem noch mit ihm bleibt, zu genießen, hat aber im Hinterkopf, dass er bald weg ist. An der Tür des Clubs kleben bereits Abschiedsbriefe und es brennt eine Kerze. Auch Barnetts Bassist findet es schade, dass der Laden schließen muss und empfiehlt dem Publikum in den letzten zwei Wochen jeden Abend zu kommen.

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Katastrophentourismus? Demächst wird ein legendärer Club von einem Krokodil mit krummen Schwanz gefressen.

Es wirkt so, als wäre Courtney Barnett das Publikum zu leise. Außer bei der Zugabe und einem “Thank You”, aus dem später ein “thanu” wird, zwischen den Songs, macht sie keine Ansagen. Trotzdem macht es Spaß ihr zuzuhören. Manchen Künstlern ist es zu langweilig, ihre Lieder immer gleich zu spielen. Barnett gehört sicher zu dieser Sorte Musiker. Beispielsweise unterbricht sie ihren Song “History Eraser” an der Stelle “And in the taxi home, I sing you a triffids song” um genau das zu tun und schiebt einen Vers der australischen Indie-Band ein.

Allerdings ist der schönste Moment ihres Konzert auch gleichzeitig der leiseste. Es ist die Zugabe “Deprespreston”, die sie alleine spielt.

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