Leben

Kunst überschreitet die Leistungsgrenze

2012-10-19 18.17.43

Benjamin Bergmann beschäftigt sich in seiner temporären Arbeit “Never Ever” mit dem Scheitern: Auf dem Dach des ehemaligen Leibniz-Rechenzentrums hat er eine Basketballkorbwand installiert – und steckt das Ziel damit einige Meter zu hoch. Die Installation spiegelt Fehlerhaftigkeit und das menschliche Streben nach dem Austesten der eigenen Grenzen wider. Ein Scheitern, das Ziel zu erreichen, ist dabei wahrscheinlich.

Stadträtin Monika Renner (SPD) sprach in Vertetung des Oberbürgermeisters zur Eröffnung. Dr. Elisabeth Schweeger, Intendantin der Kunstfestspiele Herrenhausen, Hannover, hielt eine Einführung. Im Anschluss fand ein kleiner Empfang statt.

2012-10-19 18.18.25

Eine Installation prüft den Spielraum der physikalischen Grenzen. Die Absurdität von “Never Ever” provoziert Fragen nach dem Sinn. Es kann ein Dialog darüber entstehen, wie das scheinbar Unmögliche letztlich vielleicht doch erreicht werden könnte. Ein besonders guter Basketballspieler oder eine Ballwurfmaschine würde vielleicht irgendwann sogar dort einen “3er” werfen. “Das Schöne an der Absurdität ist für mich die Nachhaltigkeit der Verwirrung. Irgendwann ertappt man sich bei dem Gedanken, dass eine gänzlich absurde Welt vielleicht viel schöner wäre”, so Benjamin Bergmann.

2012-10-19 18.19.18

In Kooperation mit der TU München wurde für dieses Kunstprojekt der Standort des grösstenteils nach Garching verlagerten Leibniz-Rechenzentrums in der Maxvorstadt ausgewählt: Die hohe und geschlossene Fassade ist optimal geeignet, um die Installation gut sichtbar zu platzieren und in ihrer Absurdität wirken zu lassen. Und Bergmann stellt die Sinnfrage an einem Ort, der die Welt mathematisch-naturwissenschaftlich zu erklären versucht. Zugleich ist seine Arbeit im Kunstareal mit seinen zahlreichen Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen rund um den Königsplatz und die Pinakotheken situiert.

2012-10-19 18.22.49

Die Installation ist für voraussichtlich zwei Jahre zu sehen (Eintritt frei). Nähere Informationen zu “Never Ever” und zu “Kunst im öffentlichen Raum” unter muenchen.de/kunst .

Benjamin Bergmann (geboren 1968) lebt in München und ist in den vergangenen Jahren durch mehrere Kunstprojekte im öffentlichen Stadtraum Münchens in Erscheinung getreten, u.a. mit dem permanenten Kunstwerk “Tunnelfassade” in der Radunterführung Ludwigsbrücke/Steinsdorferstraße (2005) oder dem temporären Kunstprojekt “Beben” auf dem Museumsvorplatz Städtische Galerie im Lenbachhaus (2008).

Die Werke von Benjamin Bergmann sind kühne Behauptungen, gedankliche Experimente und sensible Gedankenspiele, in denen nicht selten das Absurde in den Vordergrund rückt. Seine Arbeiten erreichen oft bühnenhafte Dimension, sie sind geprägt von skulpturalem Grundverständnis und leben von ihrem performativen Charakter. Die Installationen und Skulpturen Bergmanns leiten sich von der Wirklichkeit ab und spiegeln in ihrer Irrationalität, Fehlerhaftigkeit und der ihnen innewohnenden Hybris das menschliche Streben nach dem Austesten der eigenen Grenzen wieder. Der zwischen Werk und Publikum entstehende Dialog, in Form einer physisch erfahrbaren Gegenüberstellung, wird von Bergmann als spielerisches Experiment entwickelt. Fehlerermittlung und wiederholtes Scheitern sind Programm. Dabei umkreisen Bergmanns Arbeiten grundsätzliche und immer wiederkehrende Fragen des Menschen – seine Beschäftigung mit Werten, die Bedeutung seines alltäglichen Handelns, das Bedürfnis nach Erfüllung und Sinnstiftung, sein Umgang mit Zeit und Vergänglichkeit. Zumeist stellt sich Bergmann hierbei individuell auf den jeweiligen historischen, kulturellen und sozialen Ort seines Wirkens ein.

2012-10-19 19.09.20

Wenn Bergmann also in schwindelerregender Höhe an der Gebäudefassade des ehemaligen Leibniz Rechenzentrums in der Barerstraße 21 eine Basketballkorbwand installiert, dann schafft er ein faktisches und metaphorisches Experiment mit hoch gestecktem Ziel, bei dem das Scheitern wahrscheinlicher ist als der Erfolg. Die auf diese Weise verdeutlichte Absurdität von „Never Ever“ provoziert Sinnfragen des Betrachters und bezieht diesen, wie auch die hinter der Fassade verborgene Institution bzw. seine Nutzer, direkt in seine Aussage mit ein.

“Never Ever” ist im Rahmen der von der Landeshauptstadt München und dem Kulturreferat initiierten Kunstprojekte im öffentlichen Raum entstanden. In diesem Zusammenhang war es dem Künstler ein wichtiges Anliegen ein Projekt zu realisieren, das nicht als bloße Momentaufnahme verstanden werden kann, sondern durch die längerfristige Aufstellung, über einen Zeitraum von zwei Jahren, einen nachhaltigen Dialog mit dem Stadtraum und seiner Öffentlichkeit eingeht. So ist es besonders erfreulich, dass sich im Zuge der einjährigen Planungsphase mit der Technischen Universität München ein aktiver Kooperationspartner gefunden hat, der das Projekt, „Never Ever“ über die institutionellen Grenzen hinweg begleitet, unterstützt und maßgeblich zur Standortfindung beigetragen hat.

Ort: Barerstraße 21, ehemaliges Leibniz Rechenzentrum (LRZ), 80333 München.

Never Ever auf muenchen.de

Webseite von Benjamin Bergmann

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons