Kultur, Live

Lambchop – “Give it?” – “Give it!”

Sebastian Gierke
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lambchop

Lambchop sind tatsächlich und nicht erst seit Karl Bruckmaier eine unfassbar gute Band. Am Donnerstag sind sie wieder in München.

Auf der Songliste für das Lambchop-Konzert vor einigen Jahren (wie lang ist das jetzt her?) in der Elserhalle stand als letztes Lied: “Give it?”. Das Fragezeichen gehörte nicht zum Liedtitel. Doch das Fragezeichen gehört zu Kurt Wagner, Kopf der Band aus Nashville. Wagner hat es damals offen gelassen, ob dieser Song gespielt wird.

Einige Monate vor dem Konzert war das achte Lambchop-Album veröffentlicht worden (es muss also irgendwann Ende 2006, Anfang 2007 gewesen sein), mit dem Wagner, so sagte er, einer schwierigen Phase seines Lebens eine musikalische Form gegeben hat: “Damaged”. Die Songs von “Damaged” bildeten den Schwerpunkt des Konzerts, das die leiseste Big Band der Welt zu sechst bestritten hat, unterstützt vom polnischen Streichquartett Dafo und dem Avantgarde-Elektro-Duo Hands of Cuba. „Damaged“ ist ein großartiges, nachdenkliches Werk, balladesk und countryfiziert. Aber es ist schwierig.

Und so war die Grundstimmung des Konzerts geprägt von Innerlichkeit und Kälte. Viel elektronisches Rauschen, kaum Refrains zum Aufwärmen. Raffinierte Reduktion bis hin zur Stille. Doch allmählich wurde diese depressive Leere, die Wagner auch in sich gefunden hat, zur Fülle, wurde zu einem Sehnen nach Erlösung. Es war eines der besten Konzerte, das ich jemals erleben durfte.

Das Album “OH (ohio)” von 2008 knüpfte an “Damaged” an, es ist noch ruhiger, melancholisch. Lambchop verändern ihren musikalischen Charakter nicht mehr stark. Und so wird das Konzert am Donnerstag im Amerika Haus wohl von einer ähnlich gespannt-innerlichen Stimmung geprägt sein.

In der Elserhalle gab Wagner, ganz am Ende, das Zeichen: „Give it!“. Der einzige Up-Tempo-Song des Abends, ein treibender Gospelknaller, geschrieben vom englischen Produzentenduo X-Press 2.

Auf die fünf weißen Kugeln, die über den Köpfen der Band hängen, wurden dunkle Wolken projiziert, die plötzlich aufrissen. Der Himmel strahlte blau. Und Wagner sang immer wieder den fröhlichen Refrain: “Give it more time.”

Lambchop, Donnerstag, 25. November 20.30 Uhr im Amerikahaus

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