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Lori Nix: The City

Mit „The City“ präsentiert die Galerie Klüser 2 die erste Einzelausstellung der amerikanischen Künstlerin Lori Nix in Deutschland. Ihre ästhetischen und zugleich verstörenden postapokalyptischen Fotografien sind das Resultat eines aufwendigen
Werkprozesses: In detaillierter Handarbeit werden alle dargestellten Gegenstände von der Künstlerin in Miniaturform nachgebaut und in einem Diorama so arrangiert, dass in der fotografischen Fixierung ein Bild entsteht, das die Realität abzubilden scheint.

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Lori Nix, Anatomy Classroom, 2012, © Lori Nix, Courtesy Galerie Klüser, München

Die Herstellung der ca. 150 cm langen Dioramen dauert – wie bei der Betrachtung der Werke leicht nachzuvollziehen ist – mehrere Monate. Ihre Inspiration bezieht Nix einerseits aus Katastrophenfilmen der 1960er und 1970er Jahre, wie Planet der Affen, Flammendes Inferno oder Die Höllenfahrt der Poseidon und andererseits aus ihrer eigenen Geschichte:

Die 1969 geborene Künstlerin wuchs in einer ländlichen Region des US-Bundesstaates Kansas auf, der regelmäßig von Tornados, Blizzards, Insektenplagen und starken Gewittern heimgesucht wird – Zerstörung und Vergänglichkeit sind allgegenwärtig. Eine
College-Ausbildung in Keramik und Fotografie legte den Grundstein für ihr künstlerisches Schaffen und vermittelte ihr die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für ihre aufwändigen Projekte notwendig sind.

Künstlerisch orientieren sich die Werke von Lori Nix – vor allem in der Farbigkeit – an den Arbeiten der sog. Hudson River School sowie dem deutschen Romantiker Caspar David Friedrich. Inhaltlich eröffnet sich bei der Betrachtung der Fotografien aus der Serie „The City“ ein weites Feld: Gesellschaftskritik und Naturschutz, die Technisierung der Zivilisation und die Eitelkeit des Menschen, Einsamkeit und Zerstörung werden thematisiert. Vereinzelte humoristische Elemente nehmen den Werken ihre dystopische Schärfe und schaffen eine Distanz, die den Betrachter die Bilder eher als Denkanstoß denn als endzeitliche Drohung wahrnehmen lassen. Vorherrschend ist aber die gewaltige Kraft, mit der sich die Natur ihren Raum zurückerobert. Bisweilen bricht das Tageslicht durch die eingestürzten Decken der Orte, die aus Gründen der Konsumförderung oder – noch paradoxer – aus Konservierungsgründen vorher vom Tageslicht abgeschottet wurden.

Beauty Shop

Lori Nix, Beauty Shop, 2010, ©Lori Nix, Courtesy Galerie Klüser, München

Lori Nix’ sozialkritische Einstellung ist evident: Die anthropozentrische Weltsicht wird in ihren Grundfesten erschüttert, Kontrollzentralen und öffentliche Orte werden in ihrer Funktion ad absurdum geführt. Nur die Natur bleibt eine letzte Bastion der Lebendigkeit und die letzten künstlichen Lichter implizieren als Rudimente des „Vorher“ in der Darstellung des „Danach“ ein „Jetzt“.

Lori Nix lebt und arbeitet in New York City. Ihre Werke befinden sich in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen wie dem Museum of Fine Arts, Houston, Texas; dem Smithsonian American Art Museum, Washington, DC; dem El Paso Museum
of Art, El Paso, Texas und der Microsoft Art Collection.
Text von Ramona Greiner

20. MÄRZ – 17. MAI 2014 / GALERIE KLÜSER 2 / Türkenstr. 23 / info@galerieklueser.com / galerieklueser.com

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