Kultur

Mal unter uns, wie ist das Leben als Lektor?

sarah_schoenfelder

Broschüren über Berufe liegen haufenweise herum. Aber nur wenigen traut man über den Weg. Wir wollen wissen, wie die Jobs wirklich sind. Elf ehrliche Antworten von der Lektorin Sarah Schoenfelder.

1. Was können Sie?

Der Lektor von heute hat Hochschulstudium, fundierte Allgemeinbildung, spricht mehrere Sprachen, kennt das Verlagsrecht, hat kaufmännisches Grundwissen, weiß über Herstellungsverfahren Bescheid, ist kommunikationsfähig, ist ein Organisationstalent, hat Durchsetzungsvermögen, Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen, beweist Teamkompetenz und Stressresistenz, hat Gespür für Trends und hat Leidenschaft für Literatur jeder Art.

2. Wie wird man es?

Es gibt keine einheitlichen Ausbildungswege – leider. Üblich sind studienbegleitende (meist unbezahlte) Praktika, über die man Kontakte knüpft. Danach folgt ein Volontariat (sechs Monate bis zwei Jahre). Der nächste Schritt: eine befristete Lektoratsassistenz (auch Junior Editor oder Junior-Lektor genannt).

3. Wie hoch ist der Stressfaktor?

Sehr hoch, weil der Lektor als Projektmanager mehrere Buchprojekte und somit auch mehrere Autoren gleichzeitig betreut. Parallel muss er für seine (freien) Kollegen jederzeit ansprechbar sein und dabei immer den Überblick behalten.

4. Lohnt sich der Job finanziell?

Leider nicht, weil die Arbeit vergleichsweise schlecht bezahlt wird. Die Verlagswelt ist eine sehr beliebte und überlaufene Branche. Ideell lohnt er sich dafür umso mehr – etwa wenn eine selbst entwickelte Buchidee ein Erfolg wird.

5. Drei Dinge, die Sie an Ihrem Beruf lieben?

1. Konzeption von Buchideen. 2. Arbeit an und mit Texten. 3. Anstoßen eines kreativen Prozesses.

6. Jetzt bitte die unangenehmen Seiten des Berufs?

Mitunter beratungsresistente Autoren …

7. Was denken die anderen über Ihren Job?

Mir begegnet immer wieder die Auffassung, dass es sich um brotlose Kunst handelt. Lektoren verbringen ihren Arbeitstag nicht damit, Manuskripte zu lesen und Rotwein zu trinken.

8. Welches Klischee über Lektoren ist richtig?

Lektoren tragen gerne Rollkragenpullover.

9. Der größte Fehler, den man als Lektor machen kann?

Einen elitären Literaturbegriff zu pflegen.

10. Wie steht es mit der Geschlechterquote?

Frauen: 80 Prozent, Männer: 20 Prozent

11. Wie gut sind die Flirtchancen?

Das kommt ganz darauf an, wer mit wem flirten will. Männer haben sicherlich bessere Chancen – siehe oben.

Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe von mucs erschienen, dem München-Magazin der Jungen Volkshochschule. Die ganze Zeitschrift gibt’s unter mucs-magazin.de.

Foto: Sebastian Gabriel

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