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Monika Kruse – Techno-Star

Sebastian Gierke
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Techno wollte eigentlich mit der Popgeschichte aufräumen: Auf der Tanzfläche sind alle gleich, der DJ steht nur deshalb erhöht, weil er den Überblick braucht. Ansonsten: Musikdemokratie. Keine Stars, kein Personenkult, nicht einmal Namen, Identitäten. Jetzt kommt Monika Kruse nach München, ein DJ-Star.

Mit der Musikdemokratie ist man gescheitert. Es gibt auch im Techno mehr als genug Stars. Doch nicht alle haben es drauf angelegt durch Verkaufen und verkauft werden zu einem solchen zu werden. Nicht alle ließen sich in das Star-System eingliedern, mit seinen Narzissten und den vielen Komplementärnarzissten, den Fans.

Monika Kruse zum Beispiel, unbestritten ein Star ihrer Branche, DJ, Produzentin, Label-Managerin (Terminal M). Doch Techno, das ist, paradoxerweise gerade weil es Stars hier so schwer haben, einer der wenigen Bereiche, in dem man berühmt werden kann, weil man nicht überall mitmacht, die Mechanismen zwar kennt, aber trotzdem nicht am Hebel zieht, nur weil es irgendjemand gerade für geboten hält.

Monika Kruse hat erst drei Alben herausgebraucht in ihrer langen Karriere. Drei Alben und ein paar EPs und Singles, doch lange nicht so viele, wie die meisten ihrer Kollegen. Monika Kruse liebt den Club, sie liebt es dort zu stehen, in der Dunkelheit und aufzulegen. Bald wird sie 40 Jahre alt, immer noch jettet ständig um die Welt.

Die gebürtige Berlinerin ist in München aufgewachsen, hat hier als Kind jahrelang Klavierunterricht bekommen, ihre Liebe zur Musik entdeckt und 1991 angefangen Platten aufzulegen, im Babalu zum ersten Mal, dann im Parkcafé, später als Resident im Ultraschall, das auch wegen der Abende mit ihr noch immer einen legendären Ruf genießt. Techno in München hat Monika Kruse viel zu verdanken. Als sie nach Berlin zurückkehrte, musste sie gegen große Widerstände kämpfen, zum Beispiel gegen Sexismus, man nahm sie als Frau in der Männerdomäne Techno nicht ernst, erst recht nicht, da sie aus dem schnieken München kam. Schnell hieß es, sie sähe besser aus, als sie auflege. Doch Monika Kruse hat sich durchgesetzt und legt unter anderem regelmäßig im Berghain auf, dem Club, der als der beste der Welt gefeiert wird. „Ich habe Techno immer als Revolution gesehen wie Rock ’n’ Roll und Punk für frühere Generationen”, sagt Monika Kruse. Sie wollte nie in den Mainstream, hat sich in einer Szene politisch engagiert, die lange als reine Spaßgesellschaft galt. Das war keine Strategie, um sich abzusetzen, sie hat das gemacht, weil sie es machen musste.

Und sie ist einfach gut. Hat das Gespür für den richtigen Moment, um den Bass wieder reinzudrehen und einen Hang zum Perfektionismus. Deshalb ist sie ein Star. Zu Recht.

Monika Kruse kommt am Samstag, 22 Uhr, in die Freiheizhalle, Rainer-Werner-Fassbinder Platz 1.

Foto: Promo

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