
Leben
Münchens beste Plattenschau #3
- “I wanna love, I don’t wanna fight, yeah yeah” – Fat Freddy’s Drop live - 23. November 2015
- Von Tagebuch-Songwriting und Küchenhandtüchern: Courtney Barnett - 11. November 2015
- Tolle Songs, eine singende Säge und sehr sehr viel Hall – Soak im Ampere - 14. Oktober 2015
Die dritte Plattensammlung, die mir gezeigt wurde, gehört Deniz Ispaylar. Deniz wirkt wie jemand, der sich ernsthaft mit Musik auseinander setzt. Wo bei anderen Schluss ist, fängt sein Interesse gerade erst richtig Feuer. Wenn es anderen genügt, einen Song zu hören, will er wissen, was sich der Künstler gedacht hat, als er den Song geschrieben hat und was den Song eigentlich so gut macht.
Er schenkt mir und sich ein Glas Rum ein, plaziert meinen Sessel in optimaler Position zu den Boxen und los geht’s. Die Nadel senkt sich und eine Mundharmonika füllt krächzend den Raum: School von Supertramp baut sich auf, schaukelt sich in kleinen Wellen immer weiter hoch, bis es wieder in sich zusammen fällt.
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Deniz würde gerne wissen, was Supertramp mit diesem Song darstellen wollen. Wenn er die Augen schließt, kann er sich das Lied in geometrischen Formen vorstellen, sagt er.
Danach legt er I Put A Spell On You von Creedence Clearwater Revival auf. Eine musikalischen Verführung.
Deniz fragt, warum heute niemand mehr mit so viel Seele singt bzw. so eine Musik macht.
Weil Looking Out My Backdoor eines meiner Lieblingslieder ist, bleiben wir bei CCR und fragen uns was Musik die Zeit überdauern lässt.
Weil es wahrscheinlich niemand weiß, macht Deniz einen Sprung zu aktueller Musik.
Money Makes Me Wanna Fuck von Moop Mama: “Eine der besten Gesellschaftskritiken überhaupt”, sagt Deniz.
Weiter gehts mit Fat Freddy: Die einzige Band, von der Deniz die gesamte Diskografie auf Vinyl besitzt.
“Das Geile ist auch, dass die Lieder alle 7-10 Minuten lang sind. Auch wenn die Musik ein wenig einlullend wirkt, kann man bei ihren Konzerten nicht die Füße still halten”, sagt er.
Danach packt er eine Story zu dem Lied Banküberfall von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung aus.
Bei einem Banküberfall mit Geiseldrama kamen Bewohner einer Wohnung gegenüber der Bank auf die glorreiche Idee, ihre Boxen nach außen zu drehen und die Straße mit dem Lied in Dauerschleife zu beschallen. Witzig oder geschmacklos? Wer weiß.
Um sein Set abzurunden legt DJ Diddeli Den noch ein paar Drehungen Bethoven – 5. Symphonie C-moll auf.
Er erzählt, dass Bethoven zur Zeit der Französischen Revolution aktiv war und damals dem Adel dieses Lied an den Kopf warf. Am Ende hat er die Melodie des französischen Lied “La Liberté” eingebaut, die langsam immer deutlicher wird und dann mit einem Schlag ganz präsent ist. Diese Botschaft verstand der Adel natürlich und war außer sich. Ein beeindruckender Mut, den Beethoven damals aufbrachte. Außerdem zeigt das, was Musik bewirken kann. Das zu wissen, macht das Stück nochmal interessanter.
Das war sie. Münchens beste Plattensammlung. Falls doch nicht: cornelius@mucbook.de
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