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Papier x Porzellan: Ruth Gurvich für Nymphenburg

Papier oder Porzellan? Man muss die Objekte aus der Kollektion Lightscape von Ruth Gurvich aus nächster Nähe betrachten. Das Service aus Nymphenburg Porzellan wirkt wie gefaltetes Papier, ebenso leicht und zart.

screenshot vroni

Das Set, basiert auf präzise konstruierten Papiermodellen, die detailgenau in Biskuitporzellan übersetzt wurden. Auf die Glasur der Außenpartien wurde verzichtet, so kommt die Oberfläche in ihrer Textur und Haptik Papier möglichst nahe.

Die Künstlerin Ruth Gurvich stammt aus Argentinien und lebt heute in Paris, wo sie zunächst Architektur studierte, bevor sie sich der Bildenden Kunst zuwandte. Bekannt wurde Ruth Gurvich mit Arbeiten aus Papier. „Für mich ist Papier mehr als nur der Untergrund, auf den man malt“, sagt Gurvich.

Als die Künstlerin ihre Entwürfe in der Porzellan Manufaktur vorstellte, war das Projekt zunächst eine Herausforderung. Aber auch eine Chance, die Grenzen der bisherigen Porzellanfertigung auszuweiten. Für Lightscape mussten sich die Spezialisten von Nymphenburg neuen Anforderungen ihrer Handwerkskunst stellen, um den delikaten Charakter der Kollektion und ihre Textur zu realisieren. Gurvichs Papiermodelle für Nymphenburg wurden in einem aufwendigen Transferverfahren abgenommen und von Meistern in den Ateliers in Biskuitporzellan gegossen und eingefangen. Entstanden sind Teller, Vasen, Kannen und Schalen, die ihren papiernen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich sehen.

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Ruth Gurvich konstruiert ihre Modelle, meist ausgehend von einem einzigen Bogen. Sie setzt Schnitte, faltet und entwirft nach einem genau berechneten Plan. Gurvich, dabei ganz Architektin, überlässt nichts dem Zufall. Auch nicht bei der Wahl des Papiers: Sie verwendet seidenweiches, saugfähiges Papier aus Baumwollfasern wie man es auch als Packpapier für Fotorollenkennt. Zum Fixieren benutzt sie schlicht und ergreifend Papierkleber. So entstehen Spannungen, Knicke und Nahtstellen, die dem Gefäß Halt und Struktur geben. Das Material bestimmt die Form mit. Bis sie die richtigen Schnitte findet, die perfekte Wölbung, die sauberste Symmetrie muss sie manchmal bis zu 20 Modelle fertigen. Und doch wirken ihre Objekte wie mit Fingerspitzen intuitiv ins Material gefaltet. Die Werke sprechen von dem unperfekten Charme ihres Werkstoffs.
Das dezente Dekor Épure ist inspiriert von den Bleistiftmarkierungen und Maßangaben Gurvichs auf den Ursprungsmodellen. Die Künstlerin unterstreicht den handgefertigten Charakter dieser Kollektion – jedes Stück ist ein Unikat. Épure steht bewusst in Kontrast zur makellosen Gleichförmigkeit maschinell gefertigter und auf Computern designten Formen. Es wird von den Porzellanmalern in Nymphenburg mit Feder oder Pinsel aufgetragen, mit der gleichen Präzision und Hingabe, mit der sie auch barocke Dekore und Tierfiguren bemalen.

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Neben den Entwürfen von Ruth Gurvich werden in Nymphenburg in reiner Handarbeit Porzellanobjekte und Kunstwerke nach Entwürfen von zeitgenössischen Designern und Künstlern gefertigt, die international bekannt sind: Designer wie Konstantin Grcic, und Hella Jongerius, Fashion Designer wie Christian Lacroix und Vivienne Westwood sowie Bildende Künstler wie Carsten Höller, Olaf Nicolai und Wim Delvoye, um nur einige zu nennen. Vor Ort in den Meisterwerkstätten wird in enger Zusammenarbeit daran gefeilt, wie der Entwurf am Besten in Porzellan realisiert werden kann. Es entsteht ein Dialog zwischen Künstler und Manufaktur, der Raum für experimentelles Arbeiten schafft. So wird gewährleistet, dass die ursprünglichen Ideen und Konzepte der Kunstschaffenden umgesetzt werden.

Dies bedeutet für Nymphenburg, bestehende Herstellungsverfahren stetig weiter zu entwickeln und über die traditionelle Porzellanproduktion hinauszugehen. Beispielsweise entsteht ein neuer Kontext durch Performances oder Installationen, so steht nicht allein das Werk im Mittelpunkt, sondern vielmehr der Prozess, die Situation und die Empfindungen des Betrachters. Die Praxis mit internationalen Künstlern zu arbeiten, wird bereits im vierten Jahrhundert fortgeführt, um die Expertise des Kunsthandwerks mit innovativen künstlerischen Konzepten zu vereinen.

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