Kultur, Live

Rock’n’Roll statt Rock’n’Schwul

Sebastian Gierke
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Brian Molko gibt nicht den Küblböck, aber überzeugt hats mich nicht, was Placebo in der Olympiahalle geboten haben.

Die Vorband: Expatriate. Meine Begleitung fragt irgendwann: “Kommen die aus Bielefeld?” Sie glaubt das tatsächllich. Hat da was gehört. Damit ist eigentlich alles über die Band aus Sydney, Australien, gesagt.

Dann Placebo. Von Beginn an breitbeinig, laut, aufdringlich. Irgendwann steckt Brian Molko sich einen Finger in den Mund. Dann sagt der Schotte in fast akzentfreiem Deutsch: „Pause vom Rock’n’Roll. Wir machen jetzt das Rock’n’Schwul-Ding. Zwei Songs lang.“ Jetzt endlich? Ein Bruch?

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Mit Rock’n’Schwul sind Placebo berühmt geworden. Sänger Brian Molko hat sich lange als Zwitterwesen inszeniert, seine Androgynie ausgestellt. Das Spiel mit den Geschlechterrollen. Doch heute nutzt selbst Daniel Küblböck seine Bisexualität zu Werbezwecken. Jedem steht eine Fülle von inneren Rollenmustern zu Verfügung , die gewechselt werden können wie Klamotten. Da kommt das nicht mehr so irritierend. Molko weiß das, trägt kaum Schminke, ist mit einer dunklen Weste und schwarzem T-Shirt bekleidet, gibt nicht den glitzernden Star.

Aber wenigsten mit seiner Stimme könnte er doch diese Rockshow, dieses undifferenzierte Durchstarten, ohne Drama, ohne Dramaturgie, aufbrechen. Ne. Selbst die Stimme klingt nicht schön gequält, sondern nasal quengelig. Mir hat schon das neue Album  nicht mehr gefallen. Da war der neuen Schlagzeuger zum ersten Mal dabei. Und  Steven Forrest fällt auch live negativ auf. Immer druff! Molko singt zwar von Zweifeln und Ängsten, aber durch die Halle dröhnen Gewissheit und Selbstzufriedenheit.

Bis sich Molko den Finger in den Mund steckt – und Hoffnungen weckt. Dann setzt das Schlagzeug ein.

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