Kultur

Schatz, ich geh dann mal die Einkäufe erlegen

Marco Eisenack

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Die Vorräte sind aufgebraucht. Für den Kampf am Kühlregal könnte heute eine Shopping-Methode des deutschen Videokünstlers Christian Jankowski ganz hilfreich sein: Sein Video “The Hunt” zeigt den Künstler bei der Erledigung seiner Einkäufe mit Pfeil und Bogen. Es ist einer von elf Kurzflimen, die Ahmet Ögüt, der vierte Künstler der Ausstellungsreihe Ricochet, am 16. Januar im Werkstattkino präsentiert.

Zweifelsohne ein herrliches Bild, wenn Jankowski in dem Supermarkt Joghurtbecher, Brot, ein tief gefrorenes Hähnchen und Lätta-Margerine mit Pfeil und Bogen erlegt, um sich davon eine Woche zu ernähren.

Nur origineller Nonsens? Nein, meint Kritikerin Claudia Ihlefeld. Sie schreibt über Jankowski in einer Rezension über seine Schau in Stuttgart vor zwei Jahren:

Christian Jankowski untersucht Grenzen der Kunst, globale Vermarktungsstrategien, die Rolle, die Politik und Wirtschaft dabei erfüllen. Und er provoziert mit seinen Maskeraden und fragt, ob nicht doch unsere allgegenwärtige Bild- und Medienwelt nichts als Entertainment ist

.”

Der Film ist einer von elf Streifen, die am 16. Januar im Werkstattkino gezeigt und besprochen werden.

Ahmet Ögüt zeigt die Filme im Rahmen der Ricochet-Ausstellung “Wherever I Go I See Your Shadow Behind Me”.

Die Auswahl seiner Filme erläutert der türkischstämmige Künstler und Wahl-Holländer so:

“The film program reflects on subverting the symbols and representations that urban life seeks to impose upon us. Each film is based on ironic and poetic gestures. They show that the reality surrounding us is actually a well-constructed fiction and that it’s possible for anyone to intervene it in a creative manner as an ordinary everyday activity. The film program includes films by John Smith, Jakup Ferri, Constant Dullaart, Sašo Sedlacek, Servet Kocyigit, Kuang-Yu Tsui, Matthias Wermke, Francisco Camacho, Lucia Nimcova, Christian Jankowski and Fernando Sánchez Castillo.”

Mit dabei ist auch der Kurzfilm “Beggar Robot” von SaÅ¡o Sedlacek. Der slowenische Künstler hat im Jahr 2006 in Taiwan einen bettelnden Roboter aufgestellt, den er aus alter Computerhardware zusammengebaut hatte. Wenn der Mensch über all durch Maschinen ersetzt werden kann, warum dann nicht auch beim Betteln. Roboterisierung mal anders.

The Recent History of Daily Utopias
Organized by Ahmet Ögüt in collaboration with Museum Villa Stuck
January 16, 2011
Werkstattkino, Munich

Diese Filme werden gezeigt:

John Smith, Girl Chewing Gum, 12 min., 1976

Fernando Sánchez Castillo, Pegasus’ Dance, 2008

Christian Jankowski, The Hunt, 1:11 minutes, 1992/1997

Kuang-Yu Tsui, Eighteen Copper Guardians in Shao-Lin Temple and Penetration: The Perceptive, 2001

Jakup Ferri, Three Virgins, 6’39’’, 2003

Constant Dullaart, Garbage, 1’3’’, 2004

Matthias Wermke, Die neonorangene Kuh, 5’48’’, 2005

Lucia Nimcova, Exercise, 5.52 min., 2007

Francisco Camacho, Visit to the Louvre, 6 min. 47 sec. 2006

Sašo Sedlacek, Beggar Robot, 2007

Servet Kocyigit, Die For, 6’24”, 2003

Sonntag, 16.1.2011, 20 Uhr
Der Abend wird moderiert von Roderich Fabian (ZÃœNDFUNK) und Verena Hein, Kuratorin.
In Zusammenarbeit mit dem Werkstattkino und ZÃœNDFUNK, dem Szenemagazin auf Bayern 2
6 Euro
Werkstattkino, Munich
Fraunhoferstr. 9
089 2607250

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