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„The readers are terrible, but I love you.“ – Jussi Adler-Olsen liest im Circus Krone aus “Selfies”

Andrea
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Manege frei: Letzten Montag, am 20. März, fand im Rahmen des Münchner Krimi-Festivals die Buchpräsentation des siebten Bandes der Carl Mørck-Serie von Jussi Adler-Olsen statt.

Wenn man das Glück hat, den dänischen Star-Autor Adler-Olsen live zu hören und zu sehen , überkommt einen – insbesondere bei wiederholtem Male – das Gefühl von „nach Hause kommen“. Adler-Olsen vermittelt seinem Publikum mit Präsenz und lebhaften Anekdoten aus seinem privaten Nähkästchen jedes Mal aufs Neue das Gefühl von familiärer Privatheit, Vertrautheit und Nähe. Hinzu kommt seine charismatische Aura – man könnte fast von einem dänischen George Clooney sprechen, nur mit mehr Witz und Schalk im Nacken. Ich hege keinen Zweifel daran, dass Jussi als Werbeikone für dänischen Kaffee äußerst erfolgreich wäre.

Anstatt auf der Tribüne des Circus Krone hätte ich mich genauso gut in einem alten Ledersessel in seinem Haus in Dänemark wähnen können, Jussis Worten bei einer Tasse Tee und einem leckeren Stück Drømmekage, diesem leckeren dänischen „Traumkuchen“ mit der knusprigen Kruste aus Karamell und Kokosflocken, lauschend.

Jussi Adler-Olsen

Photocredit: Krimifestival München/st (c)

Kooperation zwischen Autor und Leser ist erfolgsentscheidend

Der würzige Stallgeruch und der tosende Applaus im Circus Krone, der dem Schauspieler Peter Lohmeyer galt, nachdem er den „Selfies“-Prolog vorgelesen hatte, holen mich zurück in die Wirklichkeit. Ich sitze immer noch auf meinem harten Klappstuhl, umringt von gespannt zuhörenden, gut gelaunten Adler-Olsen-Fans und Kollegen von der Presse.

„Was macht den Erfolg deiner Kriminalromane aus, Jussi?“, fragt Moderation Margarete von Schwarzkopf (NDR). Adler-Olsen erklärt, dass die Kooperation mit dem Leser entscheidend für ein gelungenes Buch sei. Während des Schreibens versuche er sich permanent in seine Leserschaft hinzuversetzen: wie man sich Abends ins Bett legt, den Kopf ins Kopfkissen schmiegt und eigentlich nur fünf Minuten (weiter-)lesen will, weil man ja eigentlich schon müde ist und morgens wieder früh aus den Federn muss…

Doch wer einmal die Fälle von Carl Mørck gelesen hat weiß, dass diese fünf Minuten schnell zu mehreren Stunden oder gar einer ganzen Nacht werden. Denn Adler-Olsen liebt den gezielten Einsatz von Cliffhängern. Resultat: Man findet sich schnell im Morgengrauen wieder, immer noch mit dem Buch in der Hand, das sich bereits dem Ende zuneigt.

Jussis augenzwinkernder Ratschlag an seine Leserschaft: „Buy my seven books and stay at home for one week.“ Dazu mein Ratschlag: Wer es sich nicht leisten kann, sich eine Woche Urlaub zu nehmen, um die sieben Mørck-Fälle in einem Rutsch durchzulesen, sollte den Einstieg in Jussis Kriminalromane wohlüberlegt wählen. 😉

Die Lesung vergeht wie im Flug, nicht zuletzt aufgrund des seit Jahren eingespielten und stets zum Witzeln aufgelegten dreiköpfigen Teams aus Adler-Olsen, Moderatorin Margarete von Schwarzkopf und Schauspieler Peter Lohmeyer. Jussis Anekdoten und Interkationen mit dem Publikum, die professionelle Moderation und die von Lohmeyer rhythmisch-melodisch vorgetragenen Lesepassagen fließen gekonnt ineinander.

Zentrale Themen des siebten Falls: „Oberflächlichkeit und Egoismus“

Doch was wird zum Inhalt des neuen Buchs verraten? Der Leser darf sich wie gewohnt auf charakterstarke Figuren und psychologische Kniffe freuen, die bis zur letzten Seite für Hochspannung sorgen. Die Story dreht sich um drei junge Frauen – Denise, Michelle und Jasmin, die – wie der Buchtitel bereits vermuten lässt – den Gebrauch von digitalen Selbstporträts äußerst inflationär praktizieren. Die zentralen Themen des Buches spiegeln aktuelle Diskussionspunkte unserer Gesellschaft wider: „Oberflächlichkeit und Egoismus“ (dtv).

Mein Fazit zur Lesung:

Bei aller Bemühungen um kritische Objektivität: Man muss Jussi einfach gern haben. Von Schwarzkopf hat dafür auch eine passende und einleuchtende Erklärung: Wie die meisten Krimi-Autoren sei auch Jussi „handzahm und freundlich“, denn die „dunkle Seite“ der Persönlichkeit darf bereits in aller barbarischen Schonungslosigkeit in den Romanen zu Papier gebracht werden. In der Realität kann der Thriller-Autor, so auch Jussi, seine lammfromme Seite ausleben.

Und so dürfen wir uns noch auf drei weitere brutale Fälle für das Sonderderzant Q freuen.

PS: Noch ein persönlicher Tipp fürs Leben von Adler-Olsen: Bei allem Schlimmen, das uns im Leben (und Büchern) widerfahren kann: Humor ist das A und O im Leben. Nur deshalb sei Alder-Olsen noch heute mit seiner Frau zusammen, und das bereits seit 45 Jahren: Beide lachen jeden Tag mit- und übereinander.

Foto: Krimifestival München/st (c)

Photocredit: Krimifestival München/st (c)

Beitragsbild: Photocredit: Politikens Forlag

 

 

 

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