Aktuell, Kultur
Ein verzögerter Start, fragwürdige Kritik und voreilige Aufregung: Im Oktober soll die MS Utting eröffnet werden
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Die Eröffnung der MS Utting in Sendling verzögert sich nun bis voraussichtlich Oktober. Vor allem die Arbeiten am Schiff selbst nehmen viel mehr Zeit in Anspruch als zunächst gedacht. Zum einen machen Wetterbedingungen die Arbeit an Deck teilweise schwierig und solange ein Teil des Umbaus nicht vollendet ist, kann der nächste nicht begonnen werden.
Des Weiteren machen sich offenbar Handwerker in München rar: Überall wird gebaut und das merkt auch Daniel Hahn. Alle Handwerker sind ausgelastet, was das Projekt noch mehr in die Länge zieht, wie er auf Anfrage erzählt.
Viele Teile sind noch unfertig – zum Beispiel gibt es noch keinen richtigen Zugang, um auf die Brücke zu gelangen und die Frage, wie das Schiff im Winter beheizt werden soll, ist auch noch nicht geklärt.
Auch finanziell ist es nicht günstig das Schiff wieder herzurichten, sogar „sehr, sehr, sehr teuer“, wie Hahn der SZ sagt. Eventuell wird sogar noch eine Crowdfunding-Kampagne gestartet um das Projekt zu finanzieren. Unterstützung gibt es aber immerhin auch von der Stadt.
Lärm und Rattenplage: Die Utting ist an allem Schuld
Gegenwind kommt auch aus der benachbarten Isarvorstadt, nämlich von der Grünen-Politikerin Silvia Haas, die sich jetzt schon um die Nachtruhe im Viertel sorgt. Ein “DJ-Aufkleber” wird da schnell zum Alarmzeichen, dass das ehemalige Ausflugsschiff auf der Brücke zum Partyboot gemacht werde. Zweifelsohne wird die Utting viele Leute anziehen, so wie die meisten neuen Projekte, die für ein junges Publikum neu an den Start gehen. Geplant ist aber kein Partybetrieb, sondern ein Café, Restaurant und Bar im Schiff.
Was wir von Mucbook an dieser Stelle übrigens nicht empfehlen können, ist voreilig den Lärm zu bekämpfen und eine Schallschutzmauer um das Schiff zu bauen – sowas kommt ja bekanntlich selten gut …
Aber das Schiff muss grad für einiges mehr herhalten. So soll es gemäss Bild München auch Schuld sein an der Rattenplage, die den Spielplatz Dreimühlen- / Ecke Lagerhausstraße gerade heimsucht. Zumindest behauptet die Bild, der SPD-Lokalpolitiker Markus Lutz habe im Bezirksausschuss diese These aufgestellt.
Auf unsere Anfrage entgegnet Lutz: “In der Bezirksausschusssitzung Anfang Juli hat ein BA-Mitglied den Witz gemacht, dass die Ratten nicht mehr über die Brücke zu Großmarkthalle können durch die MS Utting. Jeder der etwas Verstand hat weiß, dass dies den Ratten völlig egal wäre.”
Bahnwärter Thiel vs. Sprayer
Doch damit nicht genug des Gegenwinds für Daniel Hahn: Obwohl es beim Bahnwärter Thiel, seinem anderen, größeren Projekt, eigentlich gut läuft: Es wurde von der Stadt genehmigt, dass der Club für die kommenden 5 Jahre auf das Viehhofgelände umziehen darf. Eigentlich ein voller Erfolg, da sich die Suche nach einer passenden Location als schwieriger erwies als angenommen.
Da ist aber auch die einzige Wand, an der man in München legal Graffiti sprühen darf. Einige der Sprüher sind nicht glücklich mit der Entscheidung, dass das Kulturprojekt Bahnwärter Thiel nun fix dorthin zieht. Anscheinend sehen einige der Sprayer in dem Projekt eine Kommerzialisierung des Geländes und haben Angst, dass es für sie negative Auswirkungen haben könnte.
Hahn erklärt uns, dass es sich jedoch keineswegs um die gesamte Sprüherszene handele, die sich gegen ihn verbündet habe. Für das Graffiti am Viehhof, das sich gegen den Bahnwärter richtet, sei lediglich eine kleine Zahl von Personen verantwortlich. Er bekomme auch von vielen Personen aus der Graffitiszene Zuspruch, so Hahn.
Ist auch hier vielleicht vorauseilender Ärger das Problem? Denn wirklich problematisch wird es für die Sprayer ab 2020: Dann wird voraussichtlich das neue Gebäude des Volkstheaters dort fertig gestellt sein. Mit ihm werden dann früher oder später die Sprayer und auch das Bahnwärter Thiel verschwinden und in München stirbt mal wieder ein kleines Stück Subkultur.
Fotos: © Emanuel Weitmann