Kultur, Live

Harry Klein goes Vinyl

Sebastian Gierke
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Nummer drei der besten Clubs Deutschlands. Aufs Treppchen haben die Leser der De:Bug, wichtigste Zeitschrift für elektronisch Musik in Deutschland, das Harry Klein im Jahr 2009 gewählt. Seit wenigen Tagen gibt es jetzt auch ein Vinyl-Label aus dem guten Hause.

Das Harry Klein, noch beheimatet in den Optimolwerken im Münchner Osten, wurde von den Lesern der De:Bug 2009 auf Platz drei der besten Feierstätten Deutschlands gewählt, nur übertroffen vom Berghain in Berlin und dem Robert Johnson in Offenbach. Aber Aufsteiger des Jahres? Wie kommt das denn, frage ich mich?  Immerhin gibts das Harry Klein als Nachfolger des legendären Ultraschall bereits seit fast sieben Jahren. Und es war so gut wie immer in den Bestenlisten der Musikzeitschriften zu finden. Doch jetzt hat es eben zum ersten Mal für einen Platz auf dem Treppchen gereicht, was das Harry Klein mit freiem Eintritt und der famosen Nina Kraviz hinter den Plattentellern am 13. Februar feiert.

Doch der Club hat aktuell jedoch noch einigen Grund mehr, zu feiern. Vor wenigen Tagen ist die erste Split-EP mit Tracks zweier Resident DJs auf Harry Klein Records erschienen. Bisher veröffentlichte das Label ausschließlich im Netz, jetzt wächst es zum Vinyllabel.

Die erste EP bietet auf der A-Seite mit „92“ leicht angewärmten, funky Minimalismus von Dario Zenker.


 

Auf der B-Seite überzeugt mich dessen jüngerer Bruder Marco mit „Think Twice“, einem etwas verspielteren Track, der zum ausladenden Tanzflächenfüller heranwächst.

Ein paar werden sich jetzt fragen: Warum zum Teufel heute noch in physische Tonträger investieren? „Der Club erhält durch die Vinyls eine Art Visitenkarte“, hat mir Benna, ebenfalls Resident im Harry Klein. „Klar, mit Platten kannst du heute kaum etwas verdienen. Das geht nur über Auftritte, über Bookings, über den Club. Doch auch wenn wir mit den Veröffentlichung kaum etwas verdienen, sie sind wichtig für den Club, die Außendarstellung und auch die Künstler.“

Wirtschaftliche Zwänge bestimmten das Handeln im Harry Klein-Umfeld noch selten. Und so soll mit den eigenen Produktionen der Club noch mehr in die eigene Szene hineinwirken. Jeder der sieben Resident DJs wird mit der Zeit Tracks veröffentlichen. „Nicht zu experimentell“, erklärt Benna. „Es sollen Stücke sein, die wir zwischen zwei und fünf Uhr, wenn am meisten los ist, im Club auflegen können.“

Von jeder Split-EP wird nur eine limitierte Auflage gepresst: 500 Stück, aufwändig gestaltetes Cover, schweres 180-Gramm-Vinyl. Zusätzlich werden die Tracks digital zu erwerben sein (über beatport), zusammen mit Videos, die die Visual Jockeys des Harry Klein für die Tracks produziert haben. Kaum ein Club in Deutschland legt mehr Wert auf die Visuals.

Das Harry Klein wird damit wieder zu einer sozialen Skulptur, zur Plattform für Musik, Video und Medienkunst; einem Ort, an dem Menschen zusammenkommen und mehr stattfindet lassen, als den Exzess. Und der deshalb weiterhin beste Chancen aufs Treppchen hat.

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