Kultur, Nach(t)kritik

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Annette Walter

Journalistin. Mag München als zweite Heimat, naturgemäß. Popkulturelles auch.

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The Libertines sind diese Woche in München. Aber leider nicht an einem Abend. Während sich Carl Barât für seine zwei Shows am Montagabend das Atomic Café ausgeguckt hat, darf man Pete Doherty am Freitag im Backstage erwarten (und notfalls zu Belle and Sebastian in die Muffathalle gucken, falls er abtrünnig würde). Und dafür spielte Barât gleich zwei Konzerte an einem Abend. Na dann. So gönnen wir uns auch zwei Kritiken …

Carl Barât ist immer noch hübsch wie eh und je und kommt in Lederjacke, Stiefeln, Jeans und obligatorischer Kette cool und  unprätentiös auf die Bühne des Atomic Café: James Dean trifft Jean-Pierre Léaud. Carl weiß genau, dass sein Set neben Dirty-Pretty-Things-Songs und Solo-Stücken nur mit ausreichend Libertines-Songs funktioniert. Pete Doherty könnte im Gegensatz dazu allein mit seinen beiden Babyshambles-Alben “Down in Albion”und “Shotter’s Nation” ein fantastisches Konzert bestreiten. Aber wer könnte Carl verdenken, die Songs seiner goldenen Ära zu ignorieren? Das Publikum reagiert entsprechend enthusiastisch auf “The Man who would be king”, “Death on the stairs” und “Up the bracket”. Und bei der letzten und besten Libertines-Zugabe “Don’t look back into the sun” träumt man sich sofort ins Jahr 2003 zurück, als The Libertines die beste Band Englands waren. In England sind sie immer noch allgegenwärtig: In zwei Wochen läuft auf dem Londoner East-End-Film-Festival die Dokumentation “The Libertines – There are no innocent bystanders”.

Ganz groß ist Carl bei “So long, my lover”: “So holy together, no devils could tear us apart, the lights were bright on Portland Street and with the future at our feet, we held onto each other, but somewhere lost our way”, singt er. Man könnte es auch als Abschiedslied von Pete deuten. Der Schatten von Albion kann bisweilen übermächtig sein.

Unsere offenbar durchaus polarisierende zweite Kritik lesen wir hier.