Kultur, Was machen wir heute?

Anthropo… was?

Josephine Musil-Gutsch
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Heute eröffnet die Sonderausstellung “Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde” im Deutschen Museum. Dabei geht es um nichts Geringeres als um die Frage: “Wie wollen wir in Zukunft leben?”

Betritt man den großen, länglichen Raum der Sonderausstellung, fällt zuerst eines ins Auge: Ein großes Regal aus Pappe, das eine Dampfmaschine und weitere Gegenstände aus Industrie und Technik präsentiert und die aus dem Bestand des Deutschen Museums verwendet wurden. Durch einen Durchgang passiert man das Regal, macht sich also auf den Weg aus der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft.

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Gehäkeltes Korallenriff, Foto: Deutsches Museum

Den Hauptteil der Ausstellung bilden sechs verschiedene, futuristisch gestaltete Themeninseln zu den Themen: Evolution, Ernährung, Mobilität, Natur, Mensch und Maschine und Urbanisierung. Hier kann man zum Beispiel anhand von Hundeskeletten die Domestizierung und Evolution des Haushundes nachvollziehen, als auch in einem interaktiven Schaubild die Population Chinas von 2010 mit der von 1970 vergleichen. Oder aber verschiedene Luftaufnahmen der Erde, die zeigen, wie die Welt durch Dämme, Landwirtschaft und Städtebau vom Menschen geformt wurde. Bald ist klar: Hier geht es um die ganz großen Themen unserer Zeit: Überbevölkerung, Rohstoffe, Technisierung, Klimakatastrophen, Artenverschleppung, erneuerbare Energien.

Was also genau ist denn dann das Anthropozän?

Die Erde ist anhand von Gesteinsschichten in verschiedene Erdzeitalter unterteilt, die für gewöhnlich mehrere Jahrmillionen dauern. Derzeit leben wir im Holozän, das vor ca. 12.000 Jahren mit der Erwärmung des Klimas und dem Ackerbau begann. Seit 2000 gibt es die These des “Anthropozäns”, eines neuen Erdzeitalters, die von Paul Crutzen (Interview), Nobelpreisträger und Entdecker des Ozonlochs aufgestellt wurde. Demnach ist der Mensch der entscheidende geo- und biologische Faktor, der sich auf Gesteinsschichten und Klima, schlicht den ganzen Planeten auswirkt. Seit der industriellen Revolution hat der Mensch die Erde schneller verändert als jemals zuvor. Damit trägt er auch die Verantwortung für sein weiteres Handeln. So wie es derzeit ist, darüber sind sich nicht nur Umweltschützer einig, kann es nicht bleiben. Aber, so sind sich Aktivisten einig: Wir können es auch ändern. Verschiedene Umweltprojekte wie die lokale Urban-Gardening-Bewegung “O’pflanzt is” und die Kinderinitiative “Plant for the Planet” haben einen Platz in der Ausstellung.

Das Deutsche Museum, das, zusammen mit dem Haus der Kulturen in Berlin und dem Rachel Carson Center, die weltweite erste Ausstellung zum Thema “Anthropozän” kuratiert, möchte zur Diskussion, Reflexion und Interpretation anregen. Der Besucher wird vor verschiedene Fragen gestellt: Wie verändert die Verstädterung die Erde, wie das Reisen? Welche Rolle spielen Digitalisierung und künstliche Intelligenz? Wie formt der Mensch die Natur um, wie produziert er seine Lebensmittel, wie greift er in die Evolution ein? Dass das Anthropozän mehr ist, als eine geologische These, merkt man auch an den verschiedenen Kunstwerken, die in die Ausstellung integriert wurden.

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Themeninsel “Ernährung”, Foto: Deutsches Museum

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Papierblumen für Zukunftsvisionen, Foto: Deutsches Museum

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Welcome to the Anthropocene from WelcomeAnthropocene on Vimeo.

Mehr Infos auf der Webseite des Rachel Carson Centers, hier.
Die Ausstellung läuft bis zum 31. Dezember 2016.

Foto 1: Tulpenfelder, Lisse, Niederlande, Daily Overview /Digital Globe

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