Kultur, Nach(t)kritik
Bart und zart: Iron&Wine-Konzert
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Das Iron&Wine-Konzert am Sonntag in den Kammerspielen wärmte mir Herz und Ohr.
Die Kammerspiele sind an sich schon etwas Besonderes mit ihrem Jugenstilcharm und den roten Plüschsesseln, aber dort auch noch Iron&Wine, den Künstler der melancholisch-folkigen Gitarrenklänge anzutreffen, lässt mein Herz erst richtig höher schlagen.
Gleich nachdem ich mich mit meiner wunderschönen Begleitung in den Sesseln niedergelassen habe, erfüllt kinohafte Vorfreude den Saal; ich war vorher noch nie auf einem bestuhlten Konzert (außer mit Opa in der Philharmonie).
Das Konzept der “Pop Concerts” in den Kammerspielen, das es seit zwei Jahren gibt, ist in etwa aber so, als besäße man ein schönes großes Wohnzimmer und lausche zusammen mit vielen anderen einem guten Freund, der besonders schön Gitarre spielen kann.
Die kleine, sehr sympatische Singer-Songwriterin Jesca Hoop
betritt als Support die Bühne. Daraufhin zupft und singt sie ungewöhnliche, bezaubernde Lieder. Zwischendrin erklärt sie mit Zuckerstimme, wie sehr sie große Fische liebt und dass sie hat mit ihrer Mormonen-Mutter mal einen Joint geraucht. Wie ein Pläuschchen unter Freunden mit Musikuntermalung.
Mit seiner Strickjacke und dem Bart könnte Iron&Wine auch Lehrer sein, für Geschichte. Oder Geographie, findet meine Begleitung.
Gut gelaunt springt Iron&Wine auf die Bühne und fragt lässig: “Any suggestions?” und siehe da, prompt erfüllen sich die Wünsche des Publikums. Wie eine menschliche Jukebox spielt er gleich zu Beginn “Such Great Heights”, “Jezebel” und “Naked As We Came”. Fans waren nie glücklicher als in diesem Moment. Er schöpft aus seinem großen Repertoire an Songs, die mal gefühlvoll und zum Weinen schön, mal dreckig-folkig und überlang sind. Zwischendrin wird spaßeshalber ein bisschen geflucht, Witze gerissen und erklärt, dass Texas gar nicht so schön ist.
Gegen Ende hin kommt Jesca Hoop nochmal auf die Bühne und die beiden erfüllen den Saal im Duett mit gemeinsamen Songs. Die Kombination aus tollen Stimmen, gutem Sound und stimmungsvollem Licht ist einfach magisch. Dabei sind die beiden Musiker so authentisch, dass man sich doch mal gerne im eigenen Wohnzimmer zu Gast hätte.
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