Leben

Co-Working & Co.: Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?

Arbeiten wann, wo und wie lange man möchte? Manche fragen sich noch, ob so die Arbeit der Zukunft aussieht. Für andere ist das längst Alltag. Dabei sind offene und individuelle Arbeitskonzepte nicht nur für Start-Ups und Freiberufler*innen interessant.

Offene Räume, flexible Zeiten, Home Office, Co-Working, Zwischennutzung — Begriffe und Konzepte, die man vor allem bei Start-Ups, Freiberufler*innen und in der Kreativbranche verortet. Dabei fordern auch in anderen Branchen immer mehr Berufseinstieger*innen, dass ihr Job sich ihnen und ihren Lebensumständen anpasst. Eine Beobachtung, die Olaf Deininger, Chefredakteur des handwerk magazins auch für die Handwerksbranche macht. Bei seinem Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Co-Working: Innovatives Denken — Innovatives Arbeiten“ spricht er von einer gewissen „Kompromisslosigkeit“ seitens der Arbeitnehmer*innen — meint das aber nicht negativ, im Gegenteil. Vielmehr interpretiert er den wachsenden Stellenwert von Freizeit, Flexibilität und Familie als Teil eines begrüßenswerten Wertewandels. 

Neue Werte in der Arbeitswelt

Engagement statt Karrieredenken, Nachhaltigkeit statt Gewinnmaximierung, Vertrauen statt festen Vorgaben — so könnte man diesen Wandel vielleicht in Worte fassen. Deininger zufolge bringen vor allem junge Menschen anstelle des blinden Leistungsdenkens eine Empathie mit an den Arbeitsplatz, die es früher so nicht gab. Sie sind nicht mehr bereit, ihre gesamte Zeit und Arbeitskraft bedingungslos einem Unternehmen zu opfern. Gleichzeitig treiben sie nicht mehr ihre eigenen Interessen aggressiv voran, sondern denken und handeln nachhaltiger, weitreichender, langfristiger. Noch können nicht alle Unternehmen damit umgehen, räumt Deininger ein. Aber langfristig führe kein Weg an Angeboten wie Gleitzeit und Home Office vorbei. 

Ein Co-Working Space ist wie ein Wald“

Auch Co-Working ist längst nicht mehr nur für Freiberufler*innen und Kreative interessant, sondern wird immer mehr von Unternehmen und anderen Branchen genutzt. Das wird bei der anschließenden Podiumsdiskussion deutlich, an der auch Mucbook-Herausgeber Marco Eisenack teilnahm und das Konzept des neuen Mucbook Clubhauses vorstellte: Mucbook ist das erste Stadtmagazin Deutschlands mit einem eigenen Co-Working Space, in dem auch Events und Workshops stattfinden. Für Eisenack ein logischer Schritt: „Bei Journalismus geht es ums Geschichten-Erzählen. Das kann man in print und online, aber eben auch im direkten Gespräch. In München ist so viel los, aber die Leute kennen sich untereinander oft gar nicht. Das wollen wir ändern.“

Geteilte Räume, in denen Menschen branchenübergreifend arbeiten, sich auch mal austauschen und einander helfen — da entsteht gleich eine ganz andere Dynamik. „Ein solcher Arbeitsplatz ist wie ein Wald“, so Sabine Sauber, Unternehmenssprecherin der Design Offices, in deren Räumlichkeiten im Werksviertel die Veranstaltung stattfand. „Man kann sich zurückziehen und für sich sein, oder an belebtere Orte gehen und auf Menschen treffen.“

Ok Computer?

Das sei ja alles schön und gut, aber was ist, wenn man nicht an einem Computer arbeitet, kommt die berechtigte Frage aus dem Plenum. Schließlich richtete sich die Veranstaltung vor allem an Vertreter*innen aus der Handwerksbranche. Und da ist trotz Digitalisierung und technischem Fortschritt immer noch Handarbeit und der Umgang mit schweren Maschinen gefragt. Kann Co-Working im Bereich Handwerk überhaupt funktionieren? Ja, findet Julia Kitta vom MakerSpace München, einer öffentlichen Hightech-Werkstatt, in der jeder vom Anfänger bis zum Profi an eigenen Projekten arbeiten kann. „Zu uns kommen Privatleute, Handwerker*innen, Künstler*innen oder Start-Ups. Hier wurden sogar schon einige Produkte entwickelt, die es inzwischen im Handel gibt.“ Können Betriebe also ihre eigenen Maschinen abschaffen? „Wir sind natürlich eine Prototypen-Werkstatt. Um in Serie zu produzieren, reichen unsere Kapazitäten nicht, und das wäre auch nicht die Idee dahinter.“

Natürlich können nicht alle Betriebe und Unternehmen sofort sämtliche Abläufe ändern. Und nicht jedes Modell passt in jede Branche. Aber seinen Mitarbeiter*innen eine selbstbestimmtere, flexiblere Arbeitsweise zu ermöglichen — daran müssen sich alle Arbeitgeber*innen gewöhnen! 


“Co-Working: Innovatives Denken – Innovatives Arbeiten” wurde organisiert von der Internationalen Handwerksmesse, der Handwerkskammer für München und Oberbayern und dem Unternehmen Crafty und fand am 18.09. in den Design Offices München Atlas statt.

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