Kultur

“Cool, lass uns weitermachen”

Adrian Renner
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Ein Interview mir Schu, Holunder und Sepalot über 18 Jahre Blumentopf, das neue Album “Wir” und den Band-Führerschein.

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Das neue Album und die Single daraus heißen „Wir“. Wer ist dieses wir?

Schu: Das sind wir. Wir alle.

Die Band?

Schu: Die Band. Und natürlich der Rezipient. Sobald man hört, ist man drin.

Woher kommt das, dass ihr jetzt das „wir“ so betont und so stark macht?

Schu: Es war davor natürlich auch schon da. Aber wir, das sind wir fünf, und uns ist bewusst geworden, wie lange wir schon zusammen Musik machen. Wie weit es mit diesem wir kommen kann, das hätten wir selber nicht gedacht. Für mich ist das etwas Außergewöhnliches und richtig Tolles, dass wir jetzt noch da sind.

Sepalot: Für mich steckt in diesem wir, dass wenn wir zu fünft zusammen sind, sich eine Gruppendynamik entwickelt. Wenn fünf Köpfe und fünf zum Teil sehr konträre Charaktere zusammenkommen, passiert etwas, manchmal etwas krasses, und wir sind mehr als nur die fünf Leute in einem Raum.

Fast jeder von Euch hat vor „Wir“ ein Soloalbum gemacht. Wir arbeitet ihr denn anders, wenn ihr zu fünft seid?

Schu: Wenn wir zusammen Musik machen, dann machen wir das gemeinschaftlich, bei den Texten und bei der Musik. Weil wir uns schon sehr lange kennen und sehr lange zusammen Musik machen, liegen wir sehr auf einer Wellenlänge, dann hat einer eine Idee, der andere spinnt sie weiter. Es gibt Abende im Studio, da macht das Machen soviel Spaß, dass das der Grund ist, das wir sagen: Cool, lass uns weitermachen. Keine großen Momente, aber das ist das, was es ausmacht.

Wie entsteht denn zusammen ein Song bei Euch?

Holunder: Meistens gibt es den Beat, dann sagt einer, man könnte das in der und der Richtung machen. Dann legt einer vier Zeilen vor, dann setzt man sich hin und schreibt und fragt, hast du schon was? Dann liest der das vor und man denkt sich, scheiße, genau so hätte man das machen sollen und man schmeißt die Sachen weg und versucht es nochmal von einer ganz anderen Seite anzugehn. Und so inspiriert sich das gegenseitig, dass jeder mit einem Text von sich am Schluss dasteht, der aber ganz anders ist, als wenn er es alleine zuhause versucht hätte.

Und was ist das Gute an Soloalben?

Schu: Das hat beides seine Vor- und Nachteile. Das ist man dann halt von vorne bis hinten selber.

Sepalot: Für mich ist eine Soloplatte zu machen, auch gut für die nächste Bandplatte. Das Gefühl, auf mich alleine gestellt zu sein, öffnet viele Toren und Türen wieder im Bandgefüge, wo es dann wieder sehr viel Spaß macht, sich die Idee zuzuwerfen. Ich finde gerade den Wechsel spannend.

Gibt es die Musik weil ihr Freunde seid, oder seid ihr Freunde, weil es die Musik gibt?

Holunder: Angefangen hat es, dass wir über die Musik Freunde wurden. Roger, Cajus und ich waren am Anfang befreundet ich, die anderen haben wir uns dazugeholt und sind dann Freunde geworden. Heute glaube ich, kann man das nicht mehr trennen.

Schu: Das ist schwer da drüber nachzudenken, wie das ohne Musik mit uns wäre. Wie als würde deine Freundin sagen: Hey, was wäre, wenn wir uns nicht lieb haben würden?

Sepalot: Das ist eine Verknüpfung von so vielen Sachen. Keine Ahnung, ob es dann anders wäre. 18 Jahre sind das jetzt, quasi der Band-Führerschein.

Nostalgie?

Schu: Wenn man das Revue passieren lässt, das sechste Studioalbum, jetzt die 500. Show, denkt man sich schon so ein paar Sachen, aber es ist gerade soviel los mit uns, da bleibt wenig Zeit, um nostalgisch mit einem Glas Rotwein auf dem Sofa zu sitzen. Bis man da ist, hat schon fünfmal das Telefon geklingelt und die Gegenwart ist am Apparat.

Als nächstes macht ihr nun zum dritten Mal eure „Raportagen“ zur Fußball-WM. Wer wird Weltmeister?

Schu: Spanien.

Holunder: Argentinien.

Sepalot: Äh…

Schu: Du musst jetzt Deutschland sagen.

Sepalot: … Deutschland.

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Blumentopf spielen heute abend ihr 500. Konzert in der Kongresshalle, danach gibt’s eine große After-Show-Party mit Freunden.

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Foto: EMI

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