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Der Zug ist abgefahren: kein Semesterticket für TU und FH

Hannes Kerber
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Der Freistaat finanziert nun das Semesterticket definitiv nicht mit. Damit ist die Idee eines solchen Tickets laut OB Ude “zumindest auf mittlere Sicht gescheitert”.

Tram

Die erste Schlappe mussten die Befürworter des Semestertickets im Dezember einstecken: Bei der Abstimmung über das Angebot der Verkehrsunternehmen stimmten lediglich zwei der drei Münchner Hochschulen zu. Besonders bei der Studentenschaft der TU, die durch das Pendeln zwischen den Standorten in der Innenstadt und an den Stadträndern am stärksten profitiert hätte, fand das Ticket damals mit 82,5 Prozent eine deutliche Mehrheit. Die Studenten der LMU dagegen hatten schon damals mit 52,1 Prozent gegen die Einführung gestimmt. (Wir berichteten.)

Auf verschiedenen Ebenen wurde seitdem über ein Semetserticket für TU und die Hochschule München (HM) verhandelt. Ein solches Modell hätte bei den Verkehrsunternehmen aber zu Einnahmeausfällen von ca. 1,2 Millionen Euro geführt. Der letzte Vorschlag, der nun gescheitert ist: eine Drittelung der Ausfallbürgschaft zwischen Stadt, Freistaat und Hochschulen für ein 2-jähriges Pilotprojekt an HM und TU.

An der Deckung der Kosten will sich der Freistaat Bayern nun definitiv nicht beteiligen, wie er gestern in einer Pressemitteilung bekannt gab. Damit ist das Ticket vorerst gescheitert. OB Ude schreibt zu dem auch für ihn enttäuschenden Ausgang der Verhandlungen:

„Es ist angesichts der langen Diskussion und des starken Engagements der Studenten schon eine bittere Pille, dass sich nun doch kein Semesterticket realisieren lässt. Das Nein des Freistaats ist umso bedauerlicher, als er wirklich allen Anlass gehabt hätte, ein Semesterticket zu ermöglichen. Der Freistaat ist für den Hochschulbereich allein zuständig, hat viele Institute, vor allem der Technischen Universität, ins Umland verlegt und damit die täglichen Wege vieler Studenten erheblich verlängert, er hat seine Zuschüsse zum Ausbildungstarif in den letzten Jahren drastisch gekürzt und gleichzeitig die Studenten mit der Einführung von Studiengebühren bis zu 1.000 Euro im Jahr erheblich belastet. Es ist für die Studenten äußerst enttäuschend, dass sich der Freistaat im Gegensatz zu Nordrhein-Westfalen, das mit einem jährlichen Landeszuschuss von 21 Millionen Euro ein preisattraktives Semesterticket für alle Hochschulen dieses Bundeslandes ermöglicht, finanziell überhaupt nicht beteiligen will.“

Auch die Vertreter des Freistaates, Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil und Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch, die das Pilotprojekt durch ihr Nein zum Kippen gebracht haben, reagierten gegenüber den verärgerten Studenten verständnisvoll:

„Wir verstehen, dass viele Studierende enttäuscht sein werden. Sie haben sich seit Jahren mit hohem Engagement für ein Semesterticket eingesetzt und waren sogar bereit, einen Teil der Mehrkosten aus Studienbeiträgen zu finanzieren. Auch wir hätten uns sehr über eine überzeugende Lösung gefreut. Um die Einführung eines Semestertickets für die Münchner Studierenden zu ermöglichen, sind wir den Verkehrsunternehmen bereits weit entgegengekommen. Wir hätten übergangsweise einem bayernweit bislang einmaligen Modell zur Bezuschussung der studentischen Ausbildungsverkehre zugestimmt. Wir bedauern, dass eine Lösung trotz unserer Bemühungen aktuell nicht in Sicht ist.“

Die Studenten sind aber dennoch besonders auf die die bayerischen Minister sauer: “Sich auf diese Art (…) aus der Verantwortung zu stehlen ist ignorant“, fasste Anian Kammerloher von der TU München die Situation zusammen. Trotzdem wollen die studentischen Vertreter der drei Hochschulen gesprächsbereit bleiben. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Foto: “Dominik B.” / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz (by-nc)

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