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Die Bayern im CL-Halfinale: Halleluja Robben! Halleluja, Ribéry?

Sebastian Gierke
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Für viele Fußballfans in München hat dieser Tag nur einen Sinn: Dass es endlich 20.45 Uhr wird. Die Spannung steigt, das Halbfinale in der Champions League steht an. Und was ist mit Ribéry?

„Er steigert sich von Spiel zu Spiel. Er ist immer entscheidend.“ Louis van Gaal hat das gesagt, vor dem Hinspiel des Champions League-Halbfinals gegen Olympique Lion (Mittwoch, 20.45 Uhr/live auf Sat.1 und Sky). Aber nicht über Arjen Robben, der sich seit seinem überragenden Auftritt gegen unterragende Hannoveraner nicht mehr vor Vergleichen mit Barcelonas Superstar Lionel Messi retten kann. Sondern über Franck Ribéry.

„Ribéry war an den entscheidenden Toren eins und drei beteiligt“, erklärte van Gaal. Eine ziemlich exklusive Beurteilung. Keines der sieben Tore erzielte Ribéry selbst, für keines gab er die direkte Torvorlage. Ribéry wirkte, wie schon in den letzten Wochen, seltsam abwesend, als wäre er sich schon nicht mehr als Teil dieser Mannschaft. Als gehörte er nicht richtig dazu, als fühle er sich durch den Trubel, durch den Jubel um Arjen Robben zurückgesetzt. Ribéry kämpft nach vielen Verletzungen im Moment darum, wieder seine alte Form zu finden, er kämpft aber offenbar auch mit der Form von Arjen Robben. Es wirkt, als würde er vom Glanz des Mitspielers geblendet, als würde es ihn irritieren, sich die Rolle des fußballanarchischen Egozentrikers, des genialen Spielentscheiders teilen zu müssen.

Er ist nicht mehr die Offensive des FC Bayern, sondern nur noch ein Teil davon. Van Gaal ist es mit seinem System gelungen, die Abhängigkeit des Bayern-Spiels von den Einfällen des Franzosen zu reduzieren. Auch deshalb kann Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge jetzt sagen: „Wir tun gut daran, sehr entspannt und relaxt mit der Personalie Ribéry umzugehen“. Die Verhandlungsposition des FC Bayern hat sich verbessert. Der Verein könnten einen Abgang aus sportlicher Sicht wohl verkraften und ist wegen der Millionen aus der Champions League auch nicht mehr auf einen vorzeitigen Verkauf angewiesen: „Unser Ziel ist immer noch, den Vertrag zu verlängern. Aber wenn wir das nicht hinkriegen, heißt das nicht automatisch, dass wir Franck in diesem Sommer verkaufen werden“, erklärte Rummenigge.

Was Franck Ribéry selbst denkt ist schwer zu ergründen. Er will die Champions League gewinnen und irgendwann Weltfußballer werden. Die Chancen dafür haben sich in dieser Saison in München stark verbessert. Vielleicht schafft er es über Lyon sogar nach Madrid, ins Champions League Finale. In München glauben sie, dass eine Vertragsverlängerung deshalb wahrscheinlicher geworden ist. Und der ehemalige Bayern-Spieler Willy Sangol sagt: „Ich bin mir fast sicher, dass Franck in München bleibt. Ich kenne ihn ein wenig. Er ist sehr clever und intelligent. Wenn er die gesamte Situation analysiert, wird er merken, dass er es nirgendwo anders besser haben kann als in München.“

Ribéry und die Bayern haben gerade die Entscheidung wieder hinausgeschoben. Aber lange wird es nicht mehr dauern. Auch deshalb behandeln sie den Franzosen in München gerade besonders pfleglich: Kapitän Mark van Bommel sagte: „Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber Franck Ribéry spielt im Moment womöglich noch einen Tick besser als Arjen Robben. Der Unterschied ist, dass Arjen viele wichtige Tore schießt.“

Doch jetzt kommt ein neues Problem hinzu, von dem bis Sonntag in München niemand etwas wusste: Ribéry soll in die angebliche „Sex-Affäre” um die Französische Nationalmannschaft verwickelt sein.

Die Vorfreude auf das Spiel gegen Lyon leidet bei den Bayern ein wenig unter der Affäre. Halbfinale, das erste in der Champions League seit neun Jahren: ein Fußballfest soll es in München werden. Doch erst musste man sich mit dem vermeintlichen Skandal beschäftigen. Der Trainer glaubt allerdings, dass Ribéry die Verdächtigungen nicht belasten: “Ich habe nicht den Eindruck. Er ist nur Zeuge“, sagte Louis van Gaal. „Er beschäftigt sich mehr mit Lyon.“

Ein Nachteil für die Bayern ist wohl die Gelb-Sperre von Kapitän Mark van Bommel. „Er ist mein Kapitän und ein Verlust“, sagt van Gaal. Der Kroate Danijel Pranjic soll van Bommel im zentralen Mittelfeld ersetzen, das Kommando muss dann Bastian Schweinsteiger übernehmen. Der junge Diego Contento wird auf der linken Abwehrseite den ebenfalls gesperrten Holger Badstuber vertreten.

Wichtig für van Gaal ist vor allem, beim Hinspiel kein Gegentor zu kassieren: „Ein 0:0 oder 1:0 ist besser als 2:1. Klingt komisch, ist aber so“, erklärte der Trainer. Er ist sich sicher, dass seine Mannschaft auswärts ein Tor schießt. Da vertraut er auch auf Ribéry: „Er ist genauso wichtig wie Robben. Er macht das, was er machen muss – auch Arbeit nach hinten.“ Neid auf seinen niederländischen Sturmkollegen hat auch er bei Ribéry nicht beobachtet: „Heute heißt es: ,Halleluja, Robben’ – morgen kann es ,Halleluja, Ribéry’ sein. Die Spieler wissen das.“

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