Stadt, tagebook von Philomena Poetis

Europa als notwendiges Übel oder absolutes Muss? – Frauennetzwerktreffen mit Ministerin Dr. Merk

Philomena Poetis

Im edlen Jugendstil-Gebäude des Bankhauses Donner&Reuschel über den Dächern Schwabings diskutieren 25 einflussreiche Damen aus Münchens Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über Europas Chancen und Herausforderungen.

Die Veranstaltungsreihe “Frauen im Talk”  des Bankhauses findet in regelmäßigen Abständen statt und verbindet hochkarätige Referentinnen mit Entscheiderinnen. Schirmherrin der Reihe und Bürgermeister-Gattin Natalie Schmid lädt zu Frauennetzwerktreffen, da es ihr ein persönliches Anliegen ist, Frauen zu verbinden und gegenseitige Unterstützung bei regionalen sowie internationalen Projekten zu ermöglichen. Auch die Hauptrednerin dieser Donner&Reuschel Veranstaltung, Staatsministerin für Europaangelegenheiten und regionale Beziehungen, Dr. Beate Merk, unterstreicht die Bedeutung eines funktionierenden Frauennetzwerkes, welches ihr in der Vergangenheit aber auch noch heute den politischen Karriereweg ermöglicht.

Sehr interessant ist die Frage, die Frau Dr. Merk zu Beginn ihrer Präsentation aufwirft: Ist Europa ein notwendiges Übel oder absolutes Muss? Durch Terrorismus im eigenen Land, die noch nicht überwundene Griechenland-Krise, andauernde Brexit-Debatten, Symptome und Folgen der Flüchtlingskrise sowie die zu bewältigende Integration der „Newcomer“, sind politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Kalamitäten entstanden, die das Bild eines einheitlichen Europas für die darin lebenden Europäer ins Wanken bringen. „Aber der europäische Zusammenhalt ist ein absolutes Muss um Stabilität, Sicherheit aber auch Prosperität sichern zu können“ so Staatsministerin Dr. Merk weiter. Im Vergleich mit Ländern wie Amerika und China muss Europa international mit politischer aber auch wirtschaftlicher Durchsetzungskraft bestehen und ein Rückfall in Kleinstaaterei und Nationalismus verhindern. Das Freihandelsabkommen TTIP, sieht Dr. Merk in diesem Zusammenhang, als positive Möglichkeit für Europa, welches als Exportstaat von vereinfachten Zoll- und Zulassungsregularien – von und in die Vereinigten Staaten – profitieren würde.

Die digitale Revolution für Bayern und Europa sieht die Staatsministerin sowohl als Chance als auch Problem. Datenschutzregelungen müssen dieser Revolution angepasst werden und auf Digitalisierung spezialisiertes Personal sollte Unternehmen zur Verfügung stehen. Die bayerische Politik versuche mit BAYERN DIGITAL, einer Zukunftsstrategie für die bayerische Informations- und Kommunikationsbranche, diesem gesellschaftlichen Trend Rechnung zu tragen, aber das Thema müsse noch weitreichender in den einzelnen Parteien diskutiert werden.

In Hinblick auf die Flüchtlingsdebatte müsse gerade in Ländern wie dem Libanon, welches bei 4 Millionen Einwohnern 2 Millionen – meist syrische – Flüchtlinge aufgenommen hat, Langzeitstrategien entwickelt werden. Syrer möchten in ihre befriedeten Städte und Dörfer zurückkehren, und es ist unsere Aufgabe, so Ministerin Dr. Merk, sie in der Zeit des Wartens zu unterstützen, damit sie durch Bildung oder ihre erlernten Berufe helfen können ihr Land neu aufzubauen und zu definieren.

Zum Ende der Präsentation beobachte ich die Damen; unter ihnen Kreativ-Chefinnen von internationalen Strategieunternehmen, Inhaberinnen von Immobilienimperien, Direktorinnen von internationalen Schulen und Professorinnen an renommierten Universitäten. Sie knüpfen Kontakte, definieren Ideen und besprechen Projekte. Ist es vermessen sich vorzunehmen, in Zukunft ähnlich viel zu leisten, um irgendwann den Austausch mit solch Vordenkerinnen zu wagen und in Diskussionen und Debatten inhaltlich zu bestehen?! Ziele muss man haben.

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