Leben

Presse-Duselei

Christoph Leischwitz

Mindestens nach jedem Bundesliga-Spieltag: Eine ehrliche Analyse der Stadionereignisse.

Drei-Sterne-Fan in rot.

Drei-Sterne-Fan in rot.

Liga 1

Der FC Bayern wäre nicht der FC Bayern, wenn er es allen recht machen könnte. Am vergangenen Wochenende haben die Roten mit 2:1 gegen Eintracht Frankfurt gewonnen, dank eines Treffers des derzeit gefährlichsten Bayern-Stürmers Daniel van Buyten. Und schon heißt es wieder: Die Dusel-Bayern sind zurück.

Vielleicht ist das ja auch ein bisschen ehrfürchtig gemeint. Ich befürchte allerdings, es handelt sich um das Anheizen alter Klischees, die man in anderen Ressorts eines Senders/einer Zeitung nie verwenden dürfte, weil es eben Klischees sind.

Wenn die Bayern kein Dusel haben ist es nicht recht, weil die Mannschaft dann ja viel zu teuer ist für das, was sie spielt, und uns deshalb unweigerlich an überbezahlte Manager erinnert. Und wenn die Bayern doch Dusel haben ist es auch nicht recht, weil das irgendwie unfair ist.

Ist es Dusel, wenn man überlegen spielt, aber erst in der 88. Minute das entscheidende Tor schießt?

Nein. Dusel wäre es gewesen, wenn die Bayern am vergangenen Mittwoch in Bordeaux zu Neunt noch den Ausgleich schießen. Am Samstag gegen Frankfurt aber bestätigten mir sogar ein HSV- und ein Frankfurt-Anhänger, dass Bayern wirklich besser war und den Sieg verdient hat.

Bleibt die Frage: Schießt Geld Tore? Und ist das vielleicht mit Dusel gemeint? Die Antwort lautet natürlich ja, auch wenn Daniel van Buyten nicht so viel verdient wie Mario Gomez. Dann aber handelt es sich gar nicht um Dusel, sondern um die Umsetzung eines Budgetplans.

Der Punkt ist nur, dass es mittlerweile mehr als nur eine Mannschaft in der Bundesliga gibt, die das Glück mit viel Geld erzwingen will. Der FC Bayern wird in den nächsten Jahren nie wieder souverän zur Meisterschaft marschieren, weil Wolfsburg, Hamburg und Leverkusen nun auch viel Geld haben, und weil das Niveau in der Bundesliga insgesamt ansteigt.

Nur Schalke, die werden es sogar mit Felix Magath verkacken. Denen fehlt es an Dusel, weil sie einfach dumm sind.

Als Münchner bleibt deshalb zu hoffen, dass das Dusel dann manchmal eben doch den Ausschlag gibt.

Übrigens: Wenn man bei google das Wort „Dusel“ eingibt, erscheint als 8. Eintrag das „Deep Underground Science and Engineering Laboratory“.

Das Bayern-Dusel zu falsifizieren, das wäre jedenfalls auch mal eine wissenschaftliche Untersuchung wert.

Liga 2

Der TSV 1860 München wäre nicht der TSV 1860 München, wenn seine Mannschaft die Fans nicht regelmäßig in den Wahnsinn treiben würde. Die kleinen Münchner spielen gegen die kleinen Frankfurter des FSV, ihres Zeichens Letzter in der Zweiten Bundesliga und bisher nur mit zwei Unentschieden aus neun Spielen. Und 60 verliert 2:3.

Abgesehen davon, dass sich die Sechziger wirklich mal wieder deppert angestellt haben – ein bisschen haben sie auch so was wie Anti-Dusel.

Sie sind immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn Frankfurt hat zuletzt aufsteigende Form gezeigt und am 8. Spieltag schon einen Punkt gegen den damaligen Tabellenführer Kaiserslautern geholt. Die aktuelle Form des Gegners wird in den Analysen der Journaille allzu gerne weggelassen, was oft auf mangelnde Recherche zurückzuführen sein dürfte. Benny Lauth zu bashen ist natürlich einfacher, vor allem, wenn der Trainer damit anfängt.

Liga 3

Die SpVgg Unterhaching wäre nicht die SpVgg Unterhaching, wenn sie es nicht am Ende jedes Heimspiels noch einmal spannend machen würde. Am Sonntag führten sie schon 3:0 gegen Carl Zeiss Jena, dann fiel das 3:1 in der 82. Minute, und in der 88. dank Torwart Darius Kampa nicht das 3:2.

Zwei Sachen fielen bei dieser Partie im Sportpark auf. Erstens: Stürmer Marcus Steegmann ist nach seinem ersten Doppelpack für Haching jetzt wohl ein Star – sofern das in Haching möglich ist. Nach Fernseh- und Radiointerviews kommt er fast schon erschöpft in der Mixed Zone an, wo die schreibende Zunft regelmäßig Zitatereste aufsammeln darf. Und was sagt Steegmann? „Entschuldigt, dass ihr so lange warten musstet.“

Soll man ihm dann sagen, dass man auf Miroslav Klose durchschnittlich 30 Minuten länger wartet als auf Marcus Steegmann? Würde ihn das enttäuschen?

Egal, der Steegmann ist ein netter Kerl. Zumindest bis jetzt noch. Mal sehen, wer den dann wegkauft.

Das zweite, was auffiel: Jenas Fans. Der Trommler hatte ein komplettes Schlagzeug mit in die Fankurve gebracht, und ein bisschen hörte sich das an wie Karneval in Rio. Auch dann noch, als Jena 0:3 zurück lag.

Ostfans sind manchmal besser als ihr Ruf. Mal sehen ob das so bleibt. Am kommenden Samstag spielt Unterhaching bei Dynamo Dresden.

Und hey: Mehmet Scholl kann auch noch gewinnen.

Liga 4

Die kleinen Löwen spielten am Freitag vor beachtlichen 2500 Zuschauern im Grünwalder Stadion 1:1 gegen Pfullendorf und sind seit zehn Spielen daheim ungeschlagen.

Für unsere Rubrik Fanblog suchen wir regelmäßige Schreiber aus Münchner Fanklubs. Bitte hier melden: mitmacher@mucbook.de.

Und keine Angst, liebe 60- und Haching-Fans: Nicht immer wird ein Roter das Aufmacherfoto schmücken. Das hängt aber auch ein bisschen von euch ab.

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