Leben

FC Bayern gegen VfB Stuttgart: „Das Problem ist der Geist.“

Sebastian Gierke
Letzte Artikel von Sebastian Gierke (Alle anzeigen)

Ein großes Spiel steht an. Das Südderby. Bayern gegen Stuttgart. Doch in München hat man tatsächlich Probleme, das Spiel richtig ernst zu nehmen. Schließlich wartet Manchester.

Wenn es sein muss, kümmert sich Louis van Gaal auch darum, dass seine Spieler genügend schlafen. Der Niederländer verfolgt ein „ganzheitliches Prinzip“ bei seiner Arbeit, überlässt wenig dem Zufall. Nach einem Spiel soll die Mannschaft also Eisbäder nehmen, zur besseren Regeneration, fünf Regentonnen hatte die Physio-Abteilung deshalb aus München nach Schalke zum Pokalhalbfinale mitgebracht. Doch das Eiswasserbad ist nicht sonderlich beliebt. „Die Spieler wollen das nicht gerne“, weiß der Trainer. „Deshalb habe ich das überwacht.“ Er hat auch überwacht, dass genug gegessen wurde, nach dem erfolgreichen Pokal-Kraftakt über 120 Minuten. „Kohlenhydrate.“ Ins Bett kamen die Spieler erst um zwei Uhr. „Aber ich habe gesagt, sie sollen bis 10 Uhr schlafen. Acht Stunden, das ist wichtig.“

Van Gaal hat dafür gesorgt, dass seine Spieler nur 64 Stunden nach dem Spiel auf Schalke für das Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart wieder fit sind (Samstag, 15.30 Uhr): „Die Physis ist nicht das Problem.“ Van Gaal seufzt. „Das Problem ist der Geist.“ Der Trainer hat Angst, dass seine Mannschaft nicht konzentriert genug in das Spiel gegen Stuttgart geht. „Wir müssen unsere Gedanken fokussieren auf Samstag“, erklärt er. „Aber ich habe schon viele Mannschaften trainiert und viele konnten das nicht in einer solchen Situation.“

Eine bemerkenswerte Aussage, immerhin sieht die Situation so aus: Das traditionsreiche Südderby steht an und mit einem Sieg könnten die Münchner ihre Tabellenführung festigen, die Verfolger Schalke und Leverkusen treffen im direkten Duell aufeinander. Und natürlich unterschätzt van Gaal die Stuttgarter nicht: „Stuttgart ist eine spielstarke Mannschaft, die werden sich nicht verstecken“, ist er überzeugt. Doch das Problem für den Geist, das ist der Termin drei Tage später: das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League zu Hause gegen Manchester United, vorläufiger Saisonhöhepunkt für die Münchner. Selbst das Südderby mag da für manch einen Spieler in den Hintergrund rücken und die Verantwortlichen sind besorgt: „Jetzt zählt nur Stuttgart. Ich möchte Deutscher Meister werden. Alles andere ist mir nicht so wichtig“, versucht Bayern-Präsident Uli Hoeneß die Mannschaft einzuschwören. Und da die Münchner in den kommenden Wochen nach Schalke und Leverkusen müssen erklärt Hoeneß: „Ich würde gerne mit drei, vier, fünf Punkten Vorsprung in diese zwei schweren Spiele gehen.“

Doch dazu muss gegen Stuttgart der schleichende Abwärtstrend in der Liga gestoppt werden. Nach Unentschieden gegen Köln und Nürnberg setzte es gegen Frankfurt letzte Woche die erste Niederlage seit 19 Bundesligaspielen. „Ich hatte schon davor ein schlechtes Gefühl“, gibt van Gaal jetzt zu. Er versuchte es deshalb, erfolglos, mit einer extra anberaumten Mannschaftsbesprechung. Wie jetzt auch. „Es ist wichtig, dass wir zusammen sind, eine Besprechung machen. Das kann einen Spieler dazu bringen fokussiert zu sein.“ Das Gefühl des Trainers, das beweist diese Maßnahme, es ist wieder nicht gut.

Dennoch könnte es sein, dass van Gaal seinen Superdribbler Arjen Robben, der die Bayern zuletzt immer wieder jubeln ließ, zunächst nur auf die Bank setzt. Er wird das kurzfristig entscheiden, sagt van Gaal. Für eine solche Maßnahme spräche jedoch, dass er erst „den Gegner kaputt spielen will“. Dann könnten Spieler wie Franck Ribéry und Robben den Unterschied machen. Der Franzose ist jedenfalls, anders als der noch nicht einsatzbereite Ex-Stuttgarter Mario Gomez, dabei. Seine Reaktion nach dem Pokalspiel sei gut gewesen, berichtet van Gaal. „Er hat gesagt: ça va.“ Bei den Bayern geht sehr viel im Moment. Ohne die nötige Konzentration kann aber auch viel kaputt gehen – in kürzester Zeit. Sebastian Gierke

1Comment

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons