Kultur, Live

Gangs N’ Guns

Juliane Becker

www.deutsches-theater.de

Über ein halbes Jahrhundert ist Leonard Bernsteins amerikanische Romeo-und-Julia-Adaption nun alt, und trotzdem begeistert sie noch immer Tausende. Es ist Mittwoch Abend und halb München will WestSideStory sehen.
Die Liebesgeschichte zwischen Tony und Maria, die aus unterschiedlichen Ländern, Verhältnissen und Gangs stammen, hatte bereits 1957 ihre Uraufführung und gilt als eines der erfolgreichsten Musicals der Welt. Der Erfolg gründet einerseits auf der typischen Bernstein’schen Ohrwurmmusik (I Feel Pretty wird man nach der Aufführung natürlich nie wieder los), der ausgezeichneten, mitreißenden Choreographie von Broadway-Urgestein Jerome Robbins und der tragischen Story über das Überwinden von Grenzen zugunsten der Liebe. Die, wie man weiß, nicht besonders gut endet. Aber das ist den Besuchern egal, lullt man sich doch zu gern in Tonys Liebesschwüre und verträumte Gesänge über seine Liebste Maria ein, anzuhören hier.

Es gibt allerdings ein bisschen zu viel Hass in dieser Story, um tatsächlich zu glauben, dass die Liebe hält. Die zwei verfeindeten Gang, die Sharks und die Jets, bekämpfen sich seit eh und je, die Amis hassen die “PR’s”, die Puertoricaner, und die PR’s hassen die Amis. Die Auseinandersetzung mit Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und fehlender Toleranz ist eigentlich ein so großes und wichtiges Thema, dass es erfreut, es so ausführlich in einem Musical behandelt zu sehen. Schlussendlich fordert die Rivalität ihr Opfer. Und ganz wie in der Shakespeare-Vorlage, stirbt Romeo in Julias Armen, erschossen. Was einen bitteren Beigeschmack angesichts der immer noch andauernden Waffendebatte in Amerika hat. Welch ein Ende für ein Musical. Der Liebste tot, die Gangs zerschlagen und weggesperrt, übrig bleibt nur eine trauernde Maria und der Sonnenaufgang über den Dächern von New York.

WestSideStory sollte eigentlich jeder einmal gesehen haben. Die Inszenierung im Deutschen Theater beeindruckt durch die Originalchoreographie, fantastische Sänger und, was im Musical tatsächlich nicht immer gegeben ist, schauspielerische Höchstleistung. Viel Applaus für das New Yorker Ensemble.

Regie Joey McKneely
Musical Supervisor / Erster Dirigent Donald Chan
Bühnenbild Paul Gallis
Kostümbild Renate Schmitzer

Informationen und Spielplan www.deutsches-theater.de

Vorstellungen täglich außer Montag, noch bis zum 27. April 2014
Karten zwischen 29,00€ und 89,00€

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