Anzeige, tagebook von Back From The Future

Gemeinsam Städte besser machen – Ouishare veröffentlicht einen Baukasten für Zukunfts-Workshops

Back from the Future

Mit guten Ideen ist es ein bisschen so wie mit der Liebe: Wenn man sie teilt, werden sie nicht weniger, sondern umso mehr. Von einer offenen Wissensgesellschaft können wir alle profitieren und uns gegenseitig zu besseren Lösungen inspirieren.

Diesen Gedanken verfolgt auch der Think Tank Ouishare, der sich Ende 2019 in einer Reihe von Workshops unter dem Motto „Back From the Future“ mit der Zukunft der Münchner Stadtgesellschaft befasst hat (Mucbook war vor Ort im Kreativquatier).

Dann kam leider Corona und die anschließend geplante öffentliche Intervention mit Zukunftsideen für die Stadt musste in den digitalen Raum weichen. (Gut also, dass es zumindest schon eine Erfindung wie das Internet gibt.)

Im Gespräch mit den Macher*innen Sarah und David

Bei diesen Reisen in die Zukunft mit den Bürger*innen der Stadt haben auch die Initiator*innen der Workshops jede Menge gelernt. Nach den Prinzipien des Open Sourcings (kurze Erklärung auf Deutsch: damit meint man üblicherweise das Offenlegen einer Bauanleitung zu einer Software-Lösung für die Allgemeinheit) wollen sie jetzt ihren Baukasten für solche partizipativen Zukunfts-Workshops mit anderen Denkfreudigen teilen – damit auch anderswo vergleichbare Ideenlabore entstehen können.

Wir haben mit Sarah Eisenmann und David Weingartner über diesen Schritt und ihre Erfahrungen im Anwendungsfall München gesprochen.

Hallo Sarah, hallo David, ihr seid beide Mitinitiator*innen des Stadtgestaltungsprogramms „Back From The Future“ im Kreativquartier in München. Ihr habt nun einen Werkzeugkasten für partizipatives Zukunftsmachen veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Sarah: Wir haben in den letzten drei Jahren mit Back From The Future sehr viel ausprobiert, wie man explorative Zukunftsforschungsmethoden im partizipativen Kontext anwenden kann. In den Workshops hatten wir Bürgerinnen verschiedener Altersgruppen und Kontexten zusammengebracht, um Themen des Zusammenlebens in der Stadt zu erkunden, wie Lernen, Pflege etc. Viele der Methoden haben uns wirklich beeindruckt, weil sie uns helfen, uns mental zu stretchen und unseren Vorstellungskraft-Muskel trainieren. Nun wollen wir auch anderen Stadtmachern die Werkzeuge zur Verfügung stellen.

David: Bei der Konzeption des Projektes haben wir darüber nachgedacht, wie wir damit möglichst große Wirkung erzielen können. Dass wir mit dem Projekt nicht alleine die Stadt auf den Kopf stellen werden, war uns auch bewusst. Die Frage war also, wie wir die Ergebnisse für möglichst viele nutzbar machen können – wir haben uns dann schon von Anfang an dazu entschlossen, alle Schritte so zu gestalten, dass wir sie danach auch als Elemente einer Werkzeugkiste weitergeben können.

Könnt ihr ein Beispiel machen, wie man euren Werkzeugkasten nutzen kann?

D: Angenommen, du möchtest selbst mit einer Gruppe zum Thema Zukunft oder auch Stadtgestaltung arbeiten, bist aber noch ratlos, was die Methodik angeht. Dann kannst du durch unseren Werkzeugkasten stöbern und dich bei einzelnen Werkzeugen oder ganzen Abläufen bedienen.

S: Da wir selbst viele partizipative Workshop konzipieren, wissen wir, dass nicht immer nur Schema F Sinn macht. Daher haben wir die einzelnen Methoden mit dem jeweiligen Ziel und Anwendungsfeld beschrieben und kategorisiert. So kann man sich aus dem Baukasten einzelne Methoden raussuchen und für den eigenen Kontext anpassen. Wer mag, kann auch gleich unsere Templates nutzen. 

Was macht diese Herangehensweise und das Speculative Design besonders?

S: Für mich ist das Besondere, dass man sich durch eine Art „Weitwinkel-Denken“ bewusst auf das Unbekannte einlässt und nicht nach Lösungen sucht, sondern vielmehr offen ist für neue Fragen und kritische Perspektiven.

D: Ich nehme den Ansatz als demokratisierend und auch energetisierend wahr. Zukunft ist nichts, das uns nur zum Akzeptieren vorgesetzt wird, weil singular und damit auf einem linearen Pfad mehr oder weniger vorbestimmt wäre. Es gibt mehrere mögliche Zukünfte, die von uns allen gestaltet werden können. Das wirft Fragen auf und ist inklusiv.

Warum Open Source? Welche Hoffnungen und Ziele verbindet ihr mit diesem Schritt?

S: Open Sourcing gehört einfach zu der DNA von Ouishare. Wir glauben, dass die Methoden für viele andere Social Designer und Workshop- beziehungsweise Prozessgestalter hilfreich sind. Wenn wir auf Ideen von anderen aufbauen, fangen wir nicht immer wieder neu bei Null an und schaffen in Summe mehr.

D: Neben unserer Sicht auf geistiges Eigentum hat das auch ganz praktische Gründe: Wir wurden bereits von Akteuren aus andere Städten, zum Beispiel Barcelona oder Paris, kontaktiert, die einen ähnlichen Prozess im Sinn haben – da ist es doch super, wenn man auf bereits existierendes Aufbauen kann.

S: Das ist auch ein gutes Beispiel für den großen Wert von Open Sourcing. Wir wurden beispielsweise stark von der Extrapolation Factory inspiriert, die ein Operators Manual veröffentlicht haben und einige Ihrer Methoden zur Verfügung gestellt haben. Das Duo ist vor allem in den USA aktiv und hatte uns auch in der Anfangszeit einige Tipps gegeben.

Die Zukunfts-Workshops im Kreativquartier liegen nun eine Weile zurück und ihr habt die Ergebnisse zwischenzeitlich ausgewertet und aufbereitet. Aus dieser Erfahrung gesprochen: Was liegt den Münchner*innen besonders am Herzen? Welche Erfindungen haben euch beeindruckt?

D: Mich beeindruckt die Fülle an Szenarien, die sich mit dem Miteinander der Menschen in München auseinandersetzen. Unabhängig, welche Technik nun genau dahinter steht, kommt immer wieder die Frage auf: Wie wollen wir unser zwischenmenschliches Miteinander gestalten, so dass es trotz all der Individualisierung Gemeinschaft gibt?

S: Für mich war vor allem auffällig und beeindruckend, wie stark sich Bürger*innen wünschen, im guten Kontakt mit ihrem Umfeld zu sein. Also im Grunde eine Zukunft des guten Miteinanders.

Angenommen, ihr würdet die Workshops jetzt nochmal veranstalten: Würdet ihr etwas anders machen?

S: Idealerweise gäbe es – wie so oft – noch mehr Zeit. Denn gerade nach einer solchen Zukunftsreise hat jeder so viele frische Gedanken im Kopf und neue Fragen entstehen, dass man so viele wertvolle Dialoge starten kann.

Aufnahme aus einem Workshop von Ouishare: Werkzeuge für Stadtentwicklung

D: Mehr Räume für den Austausch wären toll: Wir haben ja auch danach gefragt, wie die Menschen die Gestaltungsmacht von verschiedenen Akteuren, also von Unternehmen, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, in München wahrgenommen wird. In einem nächsten Durchlauf wäre noch mehr Austausch mit Vertreter*innen dieser Gruppen sicherlich spannend.

Gehen wir nochmal kurz in die Zukunft: Was steht bei euch persönlich demnächst an?

D: Dazu müssen wir gar nicht soweit in die Zukunft gehen: Wir starten gerade ein Projekt mit der Stadt München, in dem wir in Quartieren der Stadt und deren Akteuren daran arbeiten, vor Ort Kompetenzen für nachhaltige Zukunftsgestaltung zu fördern und zu entwickeln. Ein Projekt auf das wir uns riesig freuen.

Und wie kann man euch erreichen, wenn man etwas Vergleichbares starten oder mit euch zusammenarbeiten will?

S: Darüber würden wir uns sehr freuen. Daher gerne einfach eine Mail an mich schreiben (sarah@ouishare.net).

D: Oder gerne auch spontan auf einen Kaffee bei uns im Kreativquartier vorbeikommen.

Danke für das Gespräch und die Einblicke!

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(Wie die Zeit vergeht: Timelapse-Video aus einem der Workshops vor dem „Future Cone“, wo die Szenarien und Ideen der Teilnehmer*innen an die Wand drapiert werden)


Stadtentwickler*innen, Ideengeber*innen und Neugierige aufgepasst: Hier unter dem Link findet ihr den Werkzeugkasten von Ouishare und alles Wissenswerte zu den Methoden der Workshops. Jetzt seid ihr dran!

Fotos: © privat / Ouishare

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