Kultur

Grünflash, Sandkasten und Zitronensaft

Lea Rieck

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Noch bis zum Sonntag zeigt die Akademie der bildenden Künste ihre alljährlichen Ausstellung. Fast in jedem Zimmer des alten Akademiebaus zeigen die Studenten ihre Arbeiten und laden damit zum intensiven Streifzug zwischen Malerei, Bildhauerei, Glasarbeiten, Fotografie, Grafik, Medienkunst und Innenarchitektur. Wer dem Aufruf folgt und sich von der Flut an Arbeiten überschwemmen lässt, hat erstmal eine nachmittags und abendfüllende Aufgabe gefunden.

Und was gab es zu entdecken? Da konnte man schonmal in einem mit Gras ausgelegtem Innenraum Lust aufs Barfußlaufen bekommen, sich bei einer Videoinstallation im Endlos-Repeat von einem auf Befehle gehorchenden Hund verlieren oder in einem küchenhaft eingerichteten Raum auf die Suche nach den in Schränken und Schubladen verstauten Kunstwerken gehen.

Vom Berufsbild (oder der Berufung) zum Innenarchitekten kann man halten was man will, trotzdem lieferte die Klasse eine sehr schöne Idee ab. In ihrem Raum wurde ein Wald an senkrecht im Boden steckenden Maßstäben präsentiert – alle mit verschiedenen Längen. Daneben mit Kreide auf den Boden geschrieben, welche Objekthöhe sie denn darstellen. Da entlockten die Größen des “du weisst schon was von du weisst schon wem” oder auch einfach nur “mein Dackel” dem Besucher schon mal ein schelmisches Grinsen.

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Eines der Highlights war ein Projekt verschiedener Studenten das anlässlich des 100 jährigen Geburtstag des Flughafen Puchheim realisiert wurde. Was von Weitem noch unaufregend und irgendwie vertraut aussah (mein erster abfälliger Kommentar natürlich gleich “Da denkt wohl jemand er wäre der nächste Flavin”) stellte sich am Ende doch als recht spannend heraus. Ein Raum, durch Neonröhren in knallgrünes Licht getaucht (das Foto ist keine Übertreibung sondern recht Wirklichkeitsgetreu). Wer nach ein paar Minuten mit absolutem Grünflash aus dem Raum torkelte, durfte aber erst dann die größte Überraschung erleben: Durch das Grün verändert sich die farbliche Wahrnehmung so sehr, dass man wieder angekommen in der bunten Welt erstmal alles in komplett Magenta sieht. Ein Spaß mit Augen und Gehirn, der einen nochmal ernsthaft über die eigene Wirklichkeit nachdenken lässt.

Des Öfteren ging es natürlich auch sehr skuril zu. Da wälzte sich zum Beispiel einer der Studenten in Badehose in seinem eigenen gebauten Sandkasten, schaufelte sich mit Sand zu und presste den Saft einer Zitrone direkt in seinen Mund. Ob das denn unbedingt sein muss? Nein. Aber bei einer derart großen Anzahl an Arbeiten ist es natürlich auch klar, dass der Großteil davon nicht für die Ewigkeit geschaffen sein wird.

Das beeindruckenste Projekt der Akademie ließ sich leider eher mäßig fotografieren – soll aber deswegen natürlich trozdem eine Erwähnung finden. “Kleines K” nannten die Studenten Martin Mayer und Quirin Empl ihre Arbeit. Dabei geht es um eine medialen Auseinandersetzung mit dem Atelier. Wie das ganze dann aussieht? Als würde man in einem dunklen Raum mit zuckenden und wackelnden Wänden stehen. Und das alles nur mithilfe von punktgenau platzierten Beamern und Projektionen. Wer sich darunter jetzt gar nichts vorstellen kann, der schaut sich am besten folgendes Video von Martin Mayer (der unter sinsynplus tätig ist) an:

boxes1001 from sinsynplus on Vimeo.

Als Fazit des mehrstündigen Aufenthalts und der Auseinandersetzung mit den jungen Künstlern bleibt vor allem ein bisschen Enttäuschung über die teilweise doch sehr mangelhafte qualitative Ausführung der Ideen. Eine bessere und zugänglichere Vermittlung der Ansätze wäre außerdem wünschenswert.

Dieser Artikel wurde auf paleisacolor.de veröffentlicht.

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