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GTA mal anders: Komm zum Loop Labor im Atelier für Medienkunst (Eintritt frei!)

HFF München

Tödliche Waffen, explodierende Autos und ein – zugegebenermaßen – phänomenaler Soundtrack: Die Videospiel-Welt von GTA ist schnell und spektakulär. Fernab jeder zivilisierten Friedfertigkeit, schlüpft man in der legendären Gaming-Reihe in die Rolle von aufstrebenden Gangster-Charakteren, die irgendwo doch ganz sympathisch sind. Die überzogene sowie amüsante Ganovenwelt von Grand Theft Auto (so der ganze Name) ist seit Jahrzehnten angesagt. Über 170 Millionen Einheiten wurden vom letzten Ableger, der fünfte reguläre Teil der Serie, bisher abgesetzt (Stand Ende Juni 2022). Das Spiel soll vor allem eins: unterhalten.

Ah Shit, here we go again…

Geschätzt ist das Spiel auch wegen seiner humorvollen und aufwändig ausgearbeiteten Dialoge in unzähligen Alltagsszenen, die man miterlebt. Man taucht als Spieler mit jedem Teil in eine andere Stadt – eine andere Welt – ein. Kann mit unzähligen Personen (nicht spielbare Charaktere) interagieren. Von denen gibt es Lustiges bis Skurriles oder Interessantes zu hören. Manche dieser Dialoge oder Begegnungen sind inzwischen sogar Memes geworden. GTA ist Popkultur.

Alles Gut soweit? Nun ja. Man könnte GTA natürlich wegen seiner expliziten Gewaltdarstellungen kritisieren. Eine Diskussion, die über Videospiele spätestens seit Ende der 1990er Jahre im Zuge der wachsenden Popularität von Ego Shootern geführt wird. Aber das ist nicht das Anliegen von Gisela Carbajal Rodríguez und Felix Klee, die im Dezember eine Video- und Dia-Installation im Atelier für Medienkunst (Bavariastraße 6a) zeigen.

Beide sind Fans der Reihe, aber sie rücken einen anderen latenten Kontext der populären Videospielreihe in den Fokus. Nämlich den der stereotypen Darstellung bestimmter Bevölkerungsgruppen im Spiel. Konkret geht es ihnen um die nicht-spielbaren Charaktere, die zu zehntausenden die GTA-Welt bevölkern. Diese sind normalerweise nur Kulisse oder einfach potentielles Kanonenfutter für die Spieler*innen der Reihe. Am Beispiel von lateinamerikanischen Feldarbeiter*innen stellen sie die Frage, wie klischeebehaftet man Bevölkerungsgruppen als Statist*innen in Videospielen darstellen soll oder darf. Reproduziert die Serie Rassismus? Werden die Arbeiter*innen im Spiel ausgebeutet?

Fight the Power!

In ihrem „Loop Labor“ untersuchen sie die Welt von GTA V im Hinblick auf diese spielinhärente Mechaniken, die reale Machtgefälle reproduzieren. Ihre Installation hat einen entscheidenen Twist: Durch Modifikationen des Spiel-Codes griffen sie in die Gaming-Welt ein und machten die normalerweise nicht-spielbaren Statist*innen steuerbar. Sie bauen eine kapitalismus- und rassismuskritische Interventionen in die modifizierte Spielwelt ein. So verlassen die Feldarbeiter*innen ihre Animations-Loops, um die Zufahrtsstraßen nach Los Santos – die Spielstadt von GTA – zu bestreiken.

„Loop Labor“ skizziert so, wie gewerkschaftliche Organisation von Nicht-Spielercharakteren aussehen könnte und welche Auswirkung das auf das Computerspiel als politisches Narrativ hat. Ein kleiner Matrix-Moment: So emanzipieren sich die Feldarbeiter*innen von ihrem code-gegeben Schicksal.

Entstanden ist das Kunstprojekt im Rahmen des „Stipendium Medienkunst der Hochschule für Fernsehen und Film München, ermöglicht durch die Kirch Stiftung und Frau Regina Hesselberger“, zu dem das mietfreie Wohnen und Nutzen des Atelierraumes gehört, in dem jetzt auch ausgestellt wird.


In aller Kürze:

Was? LOOP LABOR – Eine kritische Game-Intervention – EINTRITT FREI!

Wann? 2. Dezember 2022 (16 bis 20 Uhr); 3. und 4. Dezember 2022 (11-18 Uhr)

Wo? Atelier für Medienkunst | Bavariastraße 6a | 80336 München

Über die Künstler*innen:

Gisela Carbajal Rodríguez studierte Audiovisuelle Medien an der Universidad La Concordia Aguascalientes in Mexiko. Seit 2012 studiert sie Dokumentarfilmregie an der HFF München. Sie arbeitet außerdem bei verschiedenen Filmfestivals und gibt Film-Workshops.

Felix Klee studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. An der Akademie der Bildenden Künste München studierte er Malerei und Digitale zeitbasierte Medien. Seit 2015 studiert er Dokumentarfilmregie an der HFF München. Er arbeitet außerdem als Medienkünstler und ist als Berater für das Locarno Film Festival tätig.

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