Kultur, Live

Hoffentlich Öffentlich

Letzte Artikel von Bente Lubahn (Alle anzeigen)

DSCF0374

Gartenzäune erobern nun schon den Wittelsbacherplatz! Dass wir unseren privaten Raum schätzen und schützen, dafür sind wir Deutschen bekannt, aber was bedeutet uns der öffentliche Raum? Das skandinavische Künstlerduo Elmgreen und Dragset kuratiert das Projekt „A space called public“, in dem sich Künstler aus aller Welt an markanten Plätzen Münchens mit dieser Frage auseinandersetzen.

Wie wird öffentlicher Raum heute gedacht und genutzt? Wie setzen sich die Bürgerinnen und Bürger für und in ihm ein? Früher diente der öffentliche Raum vor allem als Ort der Versammlung, des Ideenaustauschs, als Marktplatz und Treffpunkt- er fungierte als Forum der städtischen Gesellschaft.
Technischer Fortschritt bedeutete jedoch auch für den öffentlichen Raum einen Identitätswandel. Die Menschen haben eine neues Forum: Das Internet! Öffentlicher Raum definiert sich heute in erster Linie durch Konsummeilen, Tourismus, durch das, von der Stadt profilierte Bild in der Welt. „Viele Menschen hingegen verbringen mehr Zeit bei Facebook als ihre Freunde wirklich zu treffen, mit ihnen zu lachen und zu weinen.“, betont Kurator Michael Elmgreen. Das Kunstprojekt soll die Münchnerinnen und Münchner wieder auf die Straße locken, vor allem aber auch anregen stehen zu bleiben und zu diskutieren. „Öffentlicher Raum ist nicht nur virtuell und schnelllebig, sondern es gibt noch etwas Anderes, wo man küssen kann, Cappuccino trinken, reden, lachen und den Raum wirklich erleben “, erläutert Elmgreen weiter. Die Künstler lehnen dabei virtuelle Foren wie Twitter oder Facebook gar nicht ab, selbstverständlich hat „A space called public“ auch eine Onlinepräsenz, aber in erster Linie solle das Geschehen auf die Straße verlegt werden.

DSCF0368

Das Kuratoren Duo erhofft sich von der Kunst in den Straßen einen erfrischenden Dialog von Kunst, Künstler und Rezipienten. Museumsgänger seien schwer zu beeindrucken, da sie an künstlerische Ausdrucksformen gewohnt seien, erläutert Dragset. „Öffentliche Kunst erreicht alle Leute, die durch die Straßen streifen und eröffnet den Künstlern ein ganz neues Feedback. Es ist ein gesundes Training für uns, außerhalb der gewohnten Komfortzone des Museums.“
Die unterschiedlichen Interessen und Nutzergruppen des öffentlichen Raumes sind dabei gleichzeitig auch die Herausforderung. Die Kuratoren betonen, dass die Künstler mit keinem der Objekte provozieren wollten. Doch bei einer so großen angesprochenen Gruppe wie der gesamten Münchner Öffentlichkeit, werden sich immer einige provoziert und verärgert fühlen- auch Teil von „A space called public“. Denn Elmgreen und Dragset wollen mit dem Projekt die Wechselwirkungen von Projekten und Passanten sondieren und erforschen, was öffentlicher Raum für sie noch bedeutet.
Dazu leiten auch die angesprochenen Themen an. So erzeugte David Shrigley mit dem „Bubblesplatz“ am Promenadeplatz die Diskussion, wem der öffentliche Raum eigentlich gehört. Hier haben Michael Jackson Fans das Monument für Orlando di Lasso zu einem zu einem Gedenkort für ihr Idol umgestaltet und fühlen sich durch die nebenan gestaltete Gedenkstätte für Bubble, Jacksons Lieblingsaffen, verärgert.
Der Münchner Alexander Laner wiederrum, greift mit seiner Umgestaltung des, durch Li Li Ren und Stephen Hall gestalteten, monumentalen Sockels am Wittelsbacherplatz die Frage der Wohnraumknappheit auf.
Denn wer will kann sich jetzt für 24 Stunden in den exklusiven Wohnraum im Sockel mit Dachterasse und Innenstadtlage einmieten.
Und auch der von uns Deutschen so geliebte Gartenzaun, darf natürlich nicht fehlen….

wp

Aber in der ganzen Stadt gibt es noch viele weitere Projekte zu entdecken. Insgesamt 17 Orte werden durch Installationen, Düfte, temporäre wie andauernde Projekte geschmückt oder jedenfalls interessanter gestaltet.
Also raus auf die Straßen liebe Münchner, nutz die Sonnenstrahlen und entdeckt eure Stadt! Vom 6. Juni bis zum 30. September hoffen die Künstler auf Euer Feedback.

P1100768

“Schöner Wohnen” 2013 von Alexander Laner, Foto: Hannes Magerstädt/ “METRO-Net Transportable Subway Entrance” 1997/2013 von Martin Kippenberger

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons