Kultur, Live, Nach(t)kritik

Jung sein und in Berlin leben verpflichtet

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Was war da eigentlich noch mit Helene Hegemann? Nach Plagiatsskandal um Axolotl – Roadkill und 18 Jahre Geburtstagsparty im Tresor Club in Berlin in der Versenkung verschwunden tauchte sie dann in Düsseldorf wieder auf um ihre Fähigkeit zur Intertextualität unter Beweis zu stellen.

lyrics102_v-TeaserAufmacher

„CONNECT CONNECT“ heißt das Projekt, bei dem Mentoren sich Projekte herauspicken, um sie zu protegieren. Gemeinsame Volksbühnenvergangenheit hin oder her: Regisseur René Pollesch wählte sich  Junior-Hegemann und Videokünstlerin Kathrin Krottenthaler als Schützlinge und das Ergebnis „Lyriks. – Dieses Gedicht wurde vor ca. 20.000 Jahren geschrieben und ist immer noch aktuell“ ist nun, nach der Uraufführung in Düsseldorf auch auf dem Spielart-Festival zu sehen.

Alles mutet ziemlich „Berlin-Kreuzberg“ an: Rotzgöre mixt Plastikstuhl mit Pelzmantel in einer Wohnung mit Zigarettenautomat, altem Teppich und Plattenspieler. Hier feiert Hegemann eine Orgie der Bedeutungslosigkeit mithilfe von Videoprojektion und Elektronischer Klangkost.

Auf der Bühne wird eine Filmszene gespielt, in der ein blondes Mädchen, Hauptdarstellerin ihres Zeichens, mit dem Regisseur über ihre Szene in Zwist gerät. Einschreitend naht Helene Hegemann heran „wahre“ Regisseurin dieses Drehs, um uns zunächst versehentlich Einblicke in ihr Bauarbeiterdekolletée zu gewähren und dann rauchend die Szene zu wiederholen.

– Da ist sie also, die kleine Helene, um die so viel Gewese gemacht wurde, einfach, weil sie die Erfahrungen im Berghain, von denen „sie“ in „Axolotl Roadkill“ schreibt, nicht selbst gemacht hat. Und sie ist ganz harmlos, wie sie da mit ihren Freunden Theater spielt, die leider alle keine ausgebildeten Schauspieler sind. Dafür sind sie alle „it“, zwischen Röhrenjeans und Rollkragenpullover, Schiller und Shakespeare bewegen sie sich mit ihrer „alles egal –Haltung“ und driften von anfänglichem höchst popkulturellen und versucht intellektuellen Schlagabtausch, in den die Darsteller noch nicht ganz hineingewachsen scheinen, hin zu gedehnter Hamletszene in der das „nicht schauspielern und es trotzdem tun“ enervierend wird. Von einer „Auflehnung gegen die Mechanismen des Kulturbetriebs“, wie es so schön im Programmheft hieß, war nicht viel zu spüren, dafür fragte man sich, in Anlehnung an das Schlagwort „popkulturelle Identitätsproduktion“ (ebenfalls Programmheft), was hinter all der Kritik an einer Selbstinszenierung Inszenierung ist.

– Das Ganze endete mit einem Video in dem Helene und ihre lässigen Freunde Jugend im Auto „on the road“ durch Berlin-Kreuzberg zelebrieren. Was das soll, weiß man nicht, aber man wurde ja von Helene mehrfach dazu angehalten, keine Bedeutung hinein zu interpretieren und damit lasse ich es dann für heute Abend gut sein.

mehr zum Thema gibts unter:

http://www.spielart.org/programm/?n=257&dId=60&dates=1#

noch mal ansehen am:

25.11. | 18:00 – 19:30
i-camp/Neues Theater München

Ansonsten: Einfach mal beim Spielart vorbei schauen, man kann immer etwas mitnehmen und wenn es nur das Programmheft ist.

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