Kultur

Krimifestival: Manege frei für Rita Falk und Christian Tramitz!

Isabella Thiel

Man riecht, dass gestern Zirkus war“, so begrüßt Moderator Florian Wagner passenderweise das Publikum. Es liegt nämlich etwas Mief in der Luft. Die Lesung fällt genau in die Zirkussaison, sodass man sich eigentlich fast wundert keinen Elefanten tröten zu hören.

Anstatt Clowns und Akrobaten bespaßen gibt es an diesem Abend aber Mord und Totschlag im Circus Krone. Keine Angst, alles rein fiktiv. Denn auch in diesem Jahr gastiert das Münchner Krimifestival wieder in der berühmtesten Manege der Stadt. Für Krimi-Liebhaber ist das Festival längst eine Institution. Stephen King, Elizabeth George und viele andere Stars der Szene haben im Rahmen des Krimifestivals schon in München vorbeigeschaut, doch mit einer Lesung dreimal hintereinander den Circus Krone ausverkaufen? Dieser Erfolg geht auf das Konto einer Lokalheldin: Rita Falk

Der neue Band ihrer Eberhofer-Krimi-Reihe lässt an diesem kalten Montagabend scharenweise Krimifreunde Richtung Marsstraße zur großen Buchpremiere pilgern. Inspiriert durch ihre Kindheitserinnerungen an Oberbayern mit Oma verleiht die Autorin dem Geschehen die Authentizität, die den Leser so süchtig nach den Büchern macht. Auch das siebte Buch der Reihe mit dem schönen Titel „Leberkäsjunkie“ hat sofort die Bestsellerlistengipfel erklommen. Die Lesung mit der Autorin und Hörbuchsprecher Christian Tramitz war jedenfalls schon Anfang Dezember letzten Jahres ausverkauft.

Mord dahoam

Und so quetschen sich zu diesem Anlass 2500 Menschen in den Circus Krone. Doch für alle Nicht-Eingeweihten: Worum geht es eigentlich genau in den Oberbayernkrimis von Rita Falk? Also…

nicht einmal ein idyllisches Dörfchen wie Niederkaltenkirchen bleibt von Verbrechen verschont. Für die Aufklärung ist Dorfgendarm Franz Eberhofer zuständig. Aufgrund seiner beachtlichen Erfolgsquote wurde dieser jedoch nach München versetzt. Nun aber werden seine Fähigkeiten wieder im Dorf gebraucht, denn es ereignet sich ein Mord quasi gleich um die Ecke der Eberhofer’schen Residenz. Den Polizist erwarten so einige Hürden bis er den Fall aufklären kann, aber das wollen wir jetzt nicht verraten. Es muss ja spannend bleiben!

Die Stimme von Christian Tramitz haucht den Figuren Krimis Leben ein. Der Hörbuchsprecher übernimmt auch an diesem Abend den größten Vorlesepart. Bevor es jedoch losgeht, wird ein Leberkäsjunkie-Exemplar auf eine Reise durch das Publikum geschickt. Die Zuschauer sollen es für die Autorin signieren.

Man kennt sich…

Ein äußerst überambitioniertes Ziel, da laut Moderator schon die ersten wieder viel zu lange brauchen und so wird an den gescheiterten Versuch von der Lesung aus dem letzten Jahr erinnert. Das ist nicht der erste Insider an diesem Abend, man kennt sich, ist ja nicht das erste Mal. Das Publikum soll sich offensichtlich heimisch fühlen. Ein Tratsch in den eigenen Vier-Wänden sozusagen.

Man zieht sich gegenseitig auf und scherzt, natürlich alles in schönstem Oberbayerisch. Fast wird das Eigentliche vergessen, das Vorlesen nämlich. Zunächst beginnt Rita Falk damit ihre eigenen Worte zu vorzutragen. Ziemlich bald nimmt Christian Tramitz der Autorin das Vorlesen ab und zieht das Publikum völlig in seinen Bann. Er ist ja schließlich auch die Hörbuchstimme.

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Aufgelockert wird die Lesung zusätzlich durch Tramitz Einschübe, mit denen er die Handlung kommentiert und den Fluss der Geschichte immer wieder kurz unterbricht. In den Lesepausen werden der Autorin vom Moderator Fragen gestellt. Schade, dass das Publikum dabei nicht zu Wort kommen darf.

Wie wär’s mit einer Lesung in der Rechtsmedizin?

Als Entschädigung dafür vollführt Christian Tramitz einen Purzelbaum und eine Schülerin wird zusammen mit ihrer Mama auf die Bühne geholt. Die Siebtklässerin hat nämlich ein Referat über die Autorin gehalten. Plötzlich wird die Zeit knapp und die letzte Passage wird vorgelesen. Es wird noch schnell ein Preis vom Krimifestival an Rita Falk und Christian Tramitz verliehen. Im Circus Krone dreimal hintereinander Full House zu bekommen, das sei schon eine Leistung, lobt Moderator Florian Wagner. Die anschließende Signierrunde wird angepriesen und schon verlassen alle den Saal.

Im Gedränge des vollgestopften Foyers versucht jeder schließlich den Weg aus der Hitze nach Draußen zu finden und schon ist der Abend zu Ende. Was bleibt sind im Ohr nachklingende Lacher und irgendwie die Lust mal wieder bayerisch essen zu gehen – vielleicht eine Leberkässemmel – da hätte man auch noch eine Hand zum Krimilesen frei.

Das Münchner Krimifestival bietet übrigens noch jede Menge Lesungen für Krimifans an sehr speziellen Orten in München. Wir empfehlen ganz besonders die Knast-Lesungen und für den ganz speziellen Gruselfaktor die Lesungen im Sektionssaal im Institut für Rechtsmedizin. Das komplette Programm gibt’s hier.


Fotocredit: Isabella Thiel

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