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München und Mobilität: Und was ist mit den Radfahrern?

Emanuel Weitmann
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Wenn man sich im Berufsverkehr über den Mittleren Ring schiebt oder mal wieder eine der S-Bahnen ausfällt und die Verspätungsanzeige eine dreistellige Minutenanzahl anzeigt, kommt man gerne mal ins grübeln.

„Wieso passiert das schon wieder?“ oder „Wie kann man das verbessern?“

Da ist man als Endnutzer des ÖPNV natürlich nicht der einzige. Auch Politiker haben inzwischen begriffen, dass Mobilität in einer immer weiter wachsenden Großstadt wie München, neben dem knappen Wohnraum, das Thema Nummer eins ist.

Am 13. Juli luden der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) und der Wirtschaftsbeirat Bayern e.V. (ein parteiübergreifendes Wirtschaftsgremium) deswegen zur Pressekonferenz zum Thema Mobilität im München der Zukunft.

Schmid sprach vor allem über kurzfristige Ziele wie die Errichtung neuer Ladestationen für Elektroautos: In den kommenden drei Jahren sollen pro Jahr 150 neue Ladestationen für E-Autos gebaut werden. So wird die Infrastruktur verbessert, um mehr Menschen den Umstieg zum elektronischen Auto zu erleichtern. Des Weiteren macht sich Schmid für einen Zuschuss für den Neubau von privaten Ladestationen stark. Diese sollen mit 20% subventioniert werden.

Anreize für E-Cars

Weiteres wichtiges Thema: Dass Fahrer von E-Autos privilegiert werden sollen.

Das bedeutet konkret, dass man mit seinem E-Auto zukünftig gratis auf sonst gebührenpflichtigen Parkplätzen parken dürfen soll. Hier möchte sich Schmid Städte wie Oslo, Hamburg und Stuttgart zum Vorbild nehmen, wo solche Privilegien schon Realität sind. Laut Schmid kann mit Gratisparkplätzen kurzfristig das Meiste erreicht werden. Anreize schaffen, das sei jetzt sehr wichtig, so Schmid.

Auch der Ausbau eines Netzwerkes von sogenannten Mobilitätsstationen soll vorangetrieben werden. „In Zukunft wird es immer weniger private Fahrzeuge geben. Eine gemeinschaftliche Nutzung von Fahrzeugen wird angestrebt“ so Schmid. Gerade dafür sind auch die genannten Car-Sharing Stationen wichtig.

Runter von der Straße, ab in die U-Bahn

Zum öffentlichen Nahverkehr fand Schmid klare Worte: er möchte, dass dessen Finanzierung anders berechnet wird. Momentan werden Förderungen (zum Beispiel für eine neue Ubahn-Linie) noch standardisiert berechnet, nach einem Nutzenfaktor. Das bedeutet, dass sich die Stadt München ansieht, wie viele Menschen von einem Projekt wie einer neuen Haltestelle direkt profitieren.

In Zukunft möchte der zweite Bürgermeister auch andere Faktoren einbeziehen, wenn Förderungen beschlossen werden. Beispielsweise, dass nach dem Bau einer U-Bahn vier Mal so viele Bürger die U-Bahn ihrem Auto vorziehen als bei einer Trambahn auf gleicher Strecke. Das bedeutet, dass beispielsweise nicht nur berücksichtigt wird, wie viele Personen die neue Bahn nutzen würden, sondern auch wie viele von diesen Nutzern aufgrund des Neubaus ihr Auto stehen lassen.

Und die Fahrradfahrer?

Kaum angesprochen wurde leider der Fahrradverkehr. Weder der Ausbau von Fahrradwegen noch des Bike-Sharings wurden berücksichtigt. Für die selbsternannte Radlhauptstadt ist das durchaus enttäuschend.

Dabei löst der Umstieg auf E-Cars das Problem von vollen Straßen und gestopften Parkbuchten erstmal überhaupt nicht. Diese machen die Straßen nämlich weder größer noch leerer.

Das Fahrradfahren muss in München vereinfacht werden: Kein Fahrradfahrer sollte sich die Fahrbahn mit Autos teilen müssen. So würde erstems das Unfallrisiko minimiert und zweitens eine Ampelschaltung ermöglicht, die auf die Geschwindigkeit von Fahrrädern angepasst ist. Auch weitere Fahrradhighways von den weiter außen liegenden Stadtbezirken in die City wären wünschenswert, um den Pendlerverkehr zu entlasten. Auch hier sollten Anreize geschaffen werden, um mehr Münchner aufs Radl zu bringen.

Im Großen und Ganzen geht Schmid mit dem Trend in Richtung ökologisch vertretbare Fortbewegungsmittel und Smart Cities. Auch die konservative CSU hat also begriffen, dass sich der Klimawandel nicht von selbst löst.

 

 


Beitragsbild: © SWM/Steffen Leiprecht

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