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Münchens Grüne 2011 – Was will Kathi Schulze?

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Katharina Schulze ist gerade 25 Jahre jung und schon Vorsitzende der Münchner Grünen. Sie hat viele Idee und im kommenden Jahr viel vor. Vielleicht redet sie deshalb so schnell.

Anfang Dezember wurden Sie zur Vorsitzenden der Münchner Grünen gewählt. Diejenigen, die die politischen Vorgänge nicht so intensiv beobachten und Sie aus der Diskussion um die Münchner Olympiabewerbung nicht kennen, hat das überrascht. Waren Sie auch ein wenig überrascht?

Schulze: Na ja, überrascht war ich nicht so, sondern ich habe mich sehr gefreut, dass ich gewonnen habe. Ich hatte ja auch eine gute Gegenkandidatin, das fand ich aus frauenpolitischer Sicht prima: Zwei junge Frauen, die sich um einen der beiden Posten der Doppelspitze bemühen – meist gibt es auf dem Frauenplatz nur eine Kandidatin.

Eine steile Karriere mit gerade 25 Jahren –

Schulze: Ach, es ist doch gut, dass es bei den Grünen die Möglichkeit gibt, sich auch als junger Mensch aktiv einzubringen. Überspitzt formuliert: Bei anderen Parteien müssen schon die Eltern Parteimitglied sein und man selber schon mit 14 Jahren regelmäßig Bier bei Volksfesten ausschenken, damit man dann mit 50 Jahren irgendwas entscheiden darf…

Sie haben jetzt gerade ein halbes Jahr Zeit, bis es zur turnusmäßigen Neuwahl des Vorstandes kommt. Was wollen Sie in der kurzen Zeit bewegen?

Schulze: Ich will sowohl intern als auch extern wirken. Zum Einen haben wir viele neue Mitglieder, die aktiv werden wollen. Ich will sie dabei unterstützen und ihnen zeigen, wie sie sich einbringen können. Auch das Zurechtfinden in unserer Grünen Strukturen muss leichter werden.

Das ist eine Richtung: die Mitglieder motivieren und organisieren –

Schulze: Ja, die andere ist eine inhaltliche Auseinandersetzung und Themenschwerpunkte setzen. Für mich sind Themen wie Partizipation, Umwelt- und Geschlechterpolitik wichtig.

Fangen wir doch mit der Partizipation an. Der Streit um Stuttgart 21 ist ein Beispiel dafür, bei dem die Bürger den Eindruck haben, dass sie nicht genügend beteiligt wurden.

Schulze: In Stuttgart wurden die Bürger über Jahre hin schlecht informiert und eingebunden. Auf München bezogen heißt das, dass wir es nicht so weit kommen lassen dürfen und die Stadtverwaltung bei Großprojekten von Anfang an offen informiert, etwa auch mit zusätzlichen Veranstaltungen. Auch mehr elektronische Partizipation wäre wünschenswert. Die MOGDy Initiative ist dafür ein erster guter Schritt. Meiner Meinung nach ist aber auch jede und jeder selbst dafür verantwortlich sich einzubringen, wir sind alle Teil der Politik. Jede und jeder hat bei uns die Möglichkeit der Partizipation – auf den unterschiedlichsten Ebenen. Einfach aktiv werden ist die Devise!

So wie Sie?

Schulze: Ja, ich hab auch ganz viele andere Sachen vor der Politik gemacht. Ich war Kollegstufen- und Schülersprecherin, ich habe mich in der Münchner Aidsstiftung engagiert und dann bin ich Vorsitzende der Grünen Jugend München geworden. Es war ja nicht so, dass ich lange nichts gemacht habe und dann gesagt habe, so jetzt geht es los, ich kandidiere für den Vorsitz der Münchner Grünen.

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Kommen wir zur Genderpolitik. Was haben Sie vor?

Schulze: Am 8. März ist der 100. Jahrestag des internationalen Frauentags. Der März soll also ganz im Thema „Geschlechterpolitik“ stehen. Dazu wird es verschiedene Veranstaltungen geben, da bin ich gerade mit Doris Wagner, Frauenreferentin der Bayerischen Grünen und Lydia Dietrich, der Fraktionsvorsitzenden im Rathaus am Planen. Generell ist die Frage, wie wir die Gleichstellung von Frauen und Männern in München weiter vorantreiben können und dazu würden ich gerne Debatten anstoßen. Man kann sich schon mal den 28.02. freihalten, denn dort findet unsere Stadtversammlung statt, Thema wird „100 Jahre internationaler Frauentag – Gleichstellungspolitik damals und heute“ sein. Aber für mich gehört zur Genderpolitik auch das Empowerment von Frauen und das Schaffen von Vernetzungsmöglichkeiten.

Sie haben von der Zusammenarbeit mit der Stadtratsfraktion gesprochen. Politisch gesehen ist sie der wohl einflussreichste Teil der Grünen in München. Wie positionieren Sie sich als Vorsitzende in diesem Machtgefüge?

Schulze: Fraktion und Partei sind gemeinsam die Grünen in München. Wichtig, ist sich regelmäßig auszutauschen, damit man gemeinsam handeln und grüne Inhalte für München setzen kann. Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn die Partei einmal unterschiedlicher Meinung ist als die Fraktion.

Abweichende Meinungen gab es ja, was die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele angeht. Warum sind sie dagegen, dass München und Garmisch zu Austragungsorten werden?

Schulze: Nach intensiver Recherche war für mich klar: Solch ein Projekt kann ich nicht mittragen. Es sprechen vor allem ökologische und finanzielle Gründe dagegen. Nur ein Beispiel: In den sensiblen Alpenraum wird eingegriffen, Bergwald gerodet und man braucht wahnsinnig viel Energie und Wasser für die künstliche Beschneiung – das alles für 18 Tage Spaß. Bei den Verträgen, die die Stadt mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) abschließen soll, ist es so, dass nur das IOC sie einseitig ändern kann. Man stellt dem IOC also einen Blankoscheck aus und bleibt auf den Kosten sitzen. Kein Privatmensch würde einen solchen Vertrag akzeptieren. Bei Olympia wird so etwas gemacht – und viele, zum Beispiel die SPD, diskutieren nicht einmal darüber!

Sie haben aber die Diskussionen mit angestoßen –

Schulze: Ja, die Grünen Jugend München hat die Diskussion 2007 angestoßen.

Was machen Sie aber, wenn die Bewerbung angenommen wird?

Schulze: Dann kann ich leider nicht zum IOC hingehen und sagen, nehmt sie zurück. Falls München den Zuschlag bekommt, ist es unsere Aufgabe die Spiele kritisch zu begleiten und die BürgerInnen zu informieren, aufzuklären und zu schauen, dass die ökologischen und finanziellen Versprechen auch eingehalten werden.

Sie haben auch ein Facebook-Auftritt wie auch die Grünen. Muss man das heute haben?

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Schulze: Muss man nicht. Ich habe ja auch nicht nur ein Facebook-Profil weil ich bei den Grünen bin. Für mich ist das eine praktische Art der Kommunikation. Ich bin auch mit vielen Leuten befreundet, die nicht immer meiner politischen Meinung sind. Daraus entstehen interessante Diskussionen. Erst neulich hat mir ein alter Schulfreund geschrieben, dass er nicht mit mir übereinstimmt, aber sich immer freut, von mir zu lesen, weil er dann auch andere Argumente kennenlernt. Außerdem twittern jetzt die Grünen München unter gruene_muenchen und ich unter KathaSchulze – d.h. wer sich über unsere Aktivitäten informieren möchte, kann das gerne tun!

Sie scheinen Diskussionen und Auseinandersetzungen zu mögen. Sie schreiben gerade an ihrer Magisterarbeit. Was ist denn ihr Thema?

Schulze: Ich beschäftigte mich mit der Frage, wie langfristige Ziele zum Erhalt der Umwelt in der heutigen Demokratie umgesetzt werden können. Also wie etwa verbindlicher Klimaschutz über eine Wahlperiode hinweg verwirklicht werden kann. Schaffen wir das? Und wenn ja, wie?

In einem halben Jahr ist die turnusmäßige Wahl des Vorstandes. Treten Sie wieder an?

Schulze: Ja, das habe ich vor.

Interview: Peter Oberstein für klimaherbst.de – Münchens Stadtportal für grünen Lebensstil.

Bilder: Aus dem Facebook-Profil von Katharina Schulze.

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