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Neue Bar eröffnet in der Müllerstraße

Jan Rauschning-Vits
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In der Müllerstraße eröffnet am 13.1. eine neue Bar. Wir waren exklusiv schon einmal drinnen und haben uns das Nachtbad angeschaut.

Die Nummer 54 der Müllerstraße beherbergte lange ein echtes Fossil. Der Saunaclub M54 war Teil des alten, des schwulen Glockenbachs. Bekanntlich wird das Schwulenviertel zwischen Sendlinger Tor und Isar aber seit Jahren gentrifiziert und die LGBT-Szene wird von der wachsenden Barkultur verdrängt. Eine Bar nach der anderen eröffnete hier in den letzten Jahren, sehr zum Leidwesen der Anwohner. Jetzt eben auch in der Müllerstraße 54.

Man verliert sich schnell in dem verwinkelten Keller. Allerlei Wandmalerei und Installationen bilden ein Kaleidoskop der zeitgenössischen Kunst. Das Konzept spielt gekonnt mit Licht und Schatten.

Das „Nachtbad“ greift die Geschichte der Location auf. Die ehemaligen Duschen wurden zum Brunnen umgebaut, die DJ-Booth ist einer Sauna nachempfunden und auch die Türen der alten Spinte haben noch einen Platz als verrückte Installation gefunden. Die fast 400 Quadratmeter Fläche sind aufgeteilt in zwei Areas plus einer Jägermeister Bar.

2015 meinte quasi die gesamte deutsche Medienlandschaft zu wissen, dass Sido hier eine Bar eröffnen wolle. Darauf angesprochen zeigt sich Mitja Lafere genervt. Er ist mit dem Berliner Rapper befreundet und betreibt das Nachtbad.

Der Trailer zum Film zum neuen Laden

 

„Sido ist ein Freund des Hauses und wird auch mal vorbeischauen.“

Musikalisch möchten sich die Betreiber des Nachtbads alles offen halten. „Die Leute sollen wegen der Atmosphäre kommen und weil sie bei uns eine gute Zeit haben und nicht weil dieser oder jener DJ spielt. Wir setzen auf Locals und wollen uns musikalisch breit aufstellen“, erklärt Simon Erdmann, der mit seinem Partner Alex Mallios von Love Harder Records ebenfalls beim „Nachtbad“ mitwirkt.

Seit zwei Jahren kämpft das Team um die Location. In der Müllerstraße ist es nicht einfach, Gastronomie zu betreiben. Die Anwohner gehen seit geraumer Zeit gegen die „Macht der Nacht“ vor und machen den Wirten das Leben schwer. Sie wehren sich gegen die Partymeile in der Müllerstraße. Nun sind aber alle Auflagen der Behörden erfüllt und das Nachtbad kann eröffnen. Im Vorfeld waren hohe Lärm- und Brandschutzanforderungen zu befriedigen.

Über die schwierige Situation mit den Nachbarn sind sich Simon, Alex und Mitja sehr wohl bewusst. „Wir wollen von Anfang an alles richtig machen“, erklärte uns Alex bei unserem Besuch. Die Lautstärke ist bis aufs Dezibel genau bemessen. Eben so viel, dass keiner in den Wohnungen drüber gestört wird, aber die Gäste anständig feiern können.

Vor der Tür werden wie in jedem Laden in der Müllerstraße so genannte Silencer für Ruhe sorgen müssen. Seit das Nichtrauchergesetz die rauchenden bayerischen Nachtschwärmer vor die Tür zwingt, sind die heiteren Grüppchen vor den Bars und Clubs zu einem großen Problem geworden. Anwohner fühlen sich meist nicht von der Musik sondern dem lärmenden Partyvolk gestört.

Das Nachtbad erfüllt eine besondere Location mit neuem Leben. Die Betreiber geben sich open-minded und möchten Kreative aus allen Richtungen einbinden. Das ist gut so. Ob sich die Bewohner der Müllerstraße auch über den neuen Laden freuen werden, bleibt abzuwarten.


Fotos: (c) Arnulf Fornoff

1Comment
  • Timon
    Posted at 02:37h, 04 Februar

    Da google ich Nachtbad München (weil Freunde dahin wollen) und komme auf deinen Artikel, sehr geil!

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