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Not another Pop-Up-Store – stoppt das Sterben der kleinen Läden!

Rosa Kammermeier
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In den letzten Tagen hatte ich das Gefühl, von einer Hiobs-Botschaft nach der nächsten überrascht zu werden – erst ploppte ein Post in meiner Facebook-Timeline auf, dass der Hygge-Store in der Theresienstraße schliesst, dann erzählte mir eine Freundin vom Ende des Maison Chichi in der Baaderstraße, und schliesslich lief ich auch noch Laura vom Bean Store über den Weg, die mir ebenso erzählte, dass es nicht so ganz rosig läuft.

Drei charmante, einzigartige, kleine, liebevolle Läden – und alle drei Teil meines „Walks of Happiness“ letztes Jahr im September (eine Tour durch verschiedene Städte, in der ich positive Sprüche an die Schaufenster von kleinen Läden anbrachte). Kurz fragte ich mich (ich bin ein kleines bisschen abergläubisch): „Oh Gott, ist das vielleicht der Fluch des Walks of Happiness?“

…oder ist es der Fluch der kleinen Boutiquen?

„Da gibt es eine Frau, die kommt regelmässig in meinen Laden, probiert die neuesten Sachen an, checkt die neuesten Marken aus – und geht dann nach Hause, um sie im Internet zu bestellen! Ich bin ja nicht blöd, ich seh ja wenn sie die dann an hat wenn sie das nächste Mal zu mir kommt. Wieso kauft sie nicht bei mir im Laden?“ erzählt mir Laura Bohnenberger vom Bean Store.

Kann man den schwarzen Peter aber wirklich dem Online-Handel zuschieben? Oder eher den Vermietern? Der Stadt?

Definitiv ein Problem in München, und ja auch kein unbekanntes Problem: Die horrenden Mietpreise. Was als Problem für die Ladenbesitzer aber noch dazu kommt: Es gibt für Gewerbeflächen keine Mietpreisbremse, Vermieter können nach Belieben erhöhen.

Ein weiteres Problem, aus Lauras Sicht: Der Trend der Pop-Up-Stores.

Ein Pop-Up-Store ist erstmal eigentlich eine coole Sache. Ein Ladenkonzept, das vielleicht noch in der Entwicklungsphase steht, kann sich ausprobieren, neue Produkte werden zugänglich gemacht, neue Konzepte präsentiert, leere Flächen belebt.

Aber: der Pop-Up-Store grätscht auch in eine Situation, die einen faden Beigeschmack trägt: ein Laden, der die Miete nicht mehr stemmen kann, muss raus. Der Pop-Up-Store profitiert von dieser Situation, zahlt meist nicht den vollen Mietpreis, der Vermieter profitiert scheinbar ebenso, weil die Gegend belebt wird und weil er zumindest einen Teil der vollen Miete einnimmt.

Ist der Pop-Up-Store ein Spiegel unserer Gesellschaft? Ein sich-nicht-festlegen-wollen, die Sehnsucht nach dem Neuen, vielleicht kommt da noch was besseres? Ein Tinder-Match, das nach einem Monat aus der Kontaktliste gelöscht wird. Es war kurz cool, aber man hat’s auch schnell wieder vergessen.

Sollten wir nicht nach längerfristigen Store-Beziehungen suchen, und investieren in den süssen Laden von nebenan?

NOT ANOTHER POP-UP-STORE

Drei Geschäfte in Schwabing haben sich zusammen getan, ihnen gehen diese Interimsnutzungen auf den Senkel. „Not another Pop Up Store“ heisst die Aktion vom Bean Store, der Galerie Art:ig und dem Uhrwerk, und geht vom 16.-27. Juni. Produkte in den Läden werden stark reduziert, der Umsatz wird so hoffentlich angekurbelt, und Passanten sollen auf die Situation aufmerksam gemacht werden und vielleicht auch ihr Konsumverhalten überdenken.

„Ich hab den laden seit 6 Jahren und geb’ mir echt Mühe. Ich verstehe nicht warum alle zu Pop-Up-Stores laufen, aber nicht zu mir. Ich habe einen Laden mit Konzept, nicht einen Concept-Store, mein Konzept sind die Menschen.“ sagt Laura Bohnenberger.

Haben wir dieses Konzept der „Menschlichkeit“ etwas vergessen?

Vielleicht versuchen wir einfach mal, unseren nächsten Einkaufsbummel in der realen Welt zu erledigen, ihn als Erlebnis bewusster wahrzunehmen, verweilen im Moment, lassen uns intensiv beraten und informieren, geniessen die Atmosphäre und verratschen uns vielleicht auch mit den charismatischen Besitzerinnen.


In aller Kürze:

Was? Not another Pop-Up-Store,

Wann? 16. – 27. Juni

Wo? Theresienstr. 25


Fotos: © Rosa Kammermeier

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