Aktuell, Kultur, Leben

Neue Zwischennutzung in Laim: MUCBOOK Clubhaus und Café Steinchen eröffnen die PERLE

Wo bis vor kurzem noch in einem Restaurant chinesisch-mongolisch gekocht wurde, eröffnet am Samstag in der Agnes-Bernauer-Straße 51 in Laim eine neue Zwischennutzung. Das MUCBOOK Clubhaus und das Steinchen Kulturcafé schließen sich hier auf rund 450 Quadratmetern für eine parallele Nutzung zusammen. Neben einem Barbetrieb wird der Raum für Vermietungen sowie Ausstellungen und Kultur geöffnet. 

Sein Stadtteil sei ja nicht gerade mit Gastronomien und Kneipen gesegnet, erzählt Josef Mögele vom Bezirksausschuss Laim heute morgen beim Pressetermin vor Ort. Als alteingesessener Laimer denkt er zurück an Zeiten, in denen „an jeder zweiten Straßenecke“ Wirtshäuser und Kneipen waren – die immer auch Orte des Zusammenkommens und des Austauschs sind. Zumindest um eine Bar ist Laim – sonst als unverdächtiges Wohnviertel bekannt – ab kommender Woche reicher.

Stadtteiltreff, Kreativort und Bar

In der PERLE, so wurde das Projekt mit Verweis auf den Vormieter „Asien Perle“ genannt, trifft dann Barbetrieb auf Zwischennutzung. Von Donnerstag bis Samstag werden ab 18 Uhr Drinks, Bier und Snacks vom Team um das  Steinchen Kulturcafé gereicht (ab 28. September). An anderen Tagen und zu anderen Uhrzeiten können die Räume vom Mucbook Clubhaus gemietet werden. Auch einen etwa 50 Quadratmeter großen Nebenraum gibt es, wo unter anderem monatlich wechselnde Ausstellungen Platz finden sollen.

Den Ort sieht man deshalb als eine Mischung aus Stadtteiltreff, Kreativort und Bar für das Viertel. „Für bis zu 199 Personen sind alle Arten von Veranstaltungen denkbar. Ob Gesprächsrunden, Workshops, Tagungen, Kreativmärkte oder Geburtstags- und Weihnachtsfeiern“, erklärt Sarah Karuga von Mucbook Clubhaus. Als Eventmanagerin organisiert sie außerdem ein Live-Musik-Programm, das erst mal kostenlos und an jedem 1. und 3. Freitag im Monat stattfinden soll. „Das kann mal ein Wohnzimmerkonzert, mal eine Open-Mic-Nacht oder auch eine Jam-Sessions sein“, sagt sie.

Die Barbetreiber*innen sind im Viertel verwurzelt

Dass die Bar vom Team des Steinchen Kulturcafé betrieben wird, ist übrigens kein Zufall. Seit Juli 2020 betreiben diese mit dem Café Steinchen in der Agnes-Bernauer-Straße 77 bereits ein Kultur- und Freiluftcafé in einer Zwischennutzung – nur 500 Meter von der PERLE entfernt. Die Betreiberinnen Laura und Alexa Steinke sind im Viertel verankert, gastronomieerfahren und kennen die Bewohner*innen Laims und ihre Bedürfnisse gut. „Wir haben keine Sekunde gezögert, als wir das Angebot hierfür bekommen haben“, erzählt Alexa Steinke. Aus der tagtäglichen Erfahrung im Café Steinchen – wo sie um 22 Uhr schließen müssen – wüssten sie, wie sehr die Laimer „nach solchen Angeboten lechzen“ würden. Also nach Orten, wo auch etwas später noch was geht. Sie betonen, dass sie in der PERLE ein „klassische Bar“ betreiben wollen und nicht etwa ein zweites Café. Auch wenn man den zur Not auch bekommt.

Bei der Einrichtung haben die beiden Teams viele markante Gebäudeelemente des chinesisch-mongolischen Restaurants übernommen. Aufgepeppt wurde das durch locker im Raum verteilte Vintage Möbel – sie müssen ja hier und da weggeräumt werden – und ein paar modere Akzente wie zum Beispiel fliederfarbenen Plüsch.

Ein Ort für Pioniere sowie Nachbarschaft

Jetzt im Spätsommer wirkt auch die ans ehemalige Restaurant anschließende Dachterrasse einladend. Hier werden kommenden Montag bei einer kostenlosen Erststunde schon die Yoga-Matten ausgerollt, erfährt man. Auch Tango-Tanzkurse sind später ein Thema.

Mucbook Clubhaus Gründer Marco Eisenack wird in den Räumen außerdem seine MUNICH NEXT LEVEL-Reihe fortsetzen – eine Art Workshop-Reihe für Stadtviertel-Entwicklung. Sein Ziel: „engagierte Stadtmacher*innen aus Kultur, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft“ zusammen bringen. Hier vor Ort wird es dann natürlich vor allem um die Zukunft Laims gehen.

Firmenfeier, Flohmarkt, Vierteltreff, younameit…

Daneben soll der (Innen-)Raum ganz klassisch vermietet werden. Geburtstage, Tagungen, Workshops, Firmen- und Weihnachtsfeiern sind naheliegend – für kleinere Feiern etwa kann auch bei laufender Gastro ein Séparée geschaffen werden. Aber eigentlich freuten sich die Betreiber*innen vor allem auf ausgefallene und kreative Bewerbungen. Schachtunier, Carrera-Bahn-Meisterschaft, Abschlussklassentreffen von 1972, Modeschau, nerdiger Flohmarkt. Sowas.

Möglich ist die Zwischennutzung auch dank einer Ausschreibung vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft und Gebäudeeigentümer Matthias Ottman (Urban Progress), der die Immobilie gegen Zahlung der Nebenkosten für den Zeitraum bis (vorerst) Ende März 2024 kostenfrei zur Verfügung stellt. Aus einem EU-Fördertopf für Zwischennutzungen stammen 20.000 EUR Startkapital, ohne die die kurzfristige Aktivierung des Gebäudes so nicht realisierbar gewesen wäre.

Die Vorzeichen für das Projekt scheinen gut: Die offizielle Auftaktveranstaltung am Samstag ist bereits ausgebucht. Von Passant*innen hörte das Team während der Arbeiten in den letzten Wochen, wie toll es sei „dass in Laim mal wieder was passiert“, so Karuga. Für das Mucbook-Clubhaus-Team – sonst Betreiber einer Reihe von Co-Working- und Kreativräumen in der Stadt – ist es die erste eigene Zwischennutzung, in der auch eine reguläre Gastro Teil des Programms ist.

Beitragsbild: © Campos-Viola-Photography

Restliche Fotos: © Die Perle; außer letztes Foto (© Campos-Viola-Photography)