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Aus unserem Podcast: Fabian Warmdt von Glocally liefert schneller als Amazon

MUNICH NEXT LEVEL

Die Idee ist so simpel wie genial: Statt den modernen Menschen in seiner scheinbar unverbesserlichen Bequemlichkeit komplett den Versandriesen wie Amazon & Co. zu überlassen, liefern Fabian Warmdt und sein Team von Glocally lieber Produkte von lokalen Händler*innen direkt vor die Türen der Stadt. Das ist dank Lastenrad-Zustellung nicht nur umweltfreundlicher und für den Kunden genauso bequem, sondern meist sogar schneller und stärkt außerdem den hiesigen Handel. Das Münchner Startup befindet sich nach Gründung im Umfeld der UnternehmerTUM momentan in der Wachstumsphase und könnte bald schon richtig mitmischen im umkämpften Liefermarkt.

Wir haben uns den ambitionierten Fahrrad-Entrepreneur kurzerhand geschnappt und auf die MUCBOOK-Podcast Couch eingeladen, um mehr über die Ambitionen hinter der smarten Idee zu erfahren.

Wer ist… Fabian Wamdt?

Ganze 24 Jahre jung und vom Allgäu einst zum Studieren nach München gezogen, ist Fabian Warmdt einer der vielen Gründer*innen dieser Stadt. Nach Stationen an der LMU und der TU München geht er die ersten beruflichen Schritte nun im eigenen Unternehmen, zusammen mit zwei ehemaligen Kommilitonen. Mit Knowhow und einem Stipendium der renommierten UnternehmerTUM ausgestattet, will Glocally den lokalen Liefermarkt künftig kräftig aufmischen.

Lieferirrsinn, der nicht sein muss

Der Kontext der Idee von Glocally ist recht einleuchtend: Nicht erst seit gestern stehen Versandriesen wie Amazon in der Kritik. Die Vorwürfe reichen von schlechten Arbeitsbedingungen über Steuervermeidung bis hin zur existenziellen Konkurrenz für den lokalen Einzelhandel. Vor allem letzterem Punkt könnte ein Geschäftsmodell wie das von Glocally entgegenwirken, ohne dass man auf den lieb gewonnenen Komfort der schnellen Paketlieferung an die Haustür verzichten muss. Als Betriebswirt weiß Fabian Warmdt ohnehin, dass man die Kunden bei ihren Bedürfnissen besser abholt als beim schlechten Gewissen.

„Schneller als Amazon – das muss man erst mal schaffen”, sagt er. Mit seinen Kolleg*innen auf den Lastenbikes klappt das meist. Wer bis 14 Uhr bestellt, bekommt die Ware in der Regel noch am gleichen Tag ins Haus. Vor allem ökologisch ist es nämlich ein Irrsinn, Waren von weit her liefern zu lassen, wenn sie vielleicht nur ein paar Kilometer weiter weg im Laden bereit lägen. Selbst wenn eine Online-Bestellung nicht aus China kommt, sondern von einem Münchner Händler, geht es den Versandweg nämlich meistens erst mal über ein zentrales Warenlager außerhalb der Stadt, erklärt Warmdt. Zum Beispiel bis nach Augsburg.

Auch der globale Kontext der Lieferexzesse alarmiert: auf die Liefer- und Logistikbranche entfallen ganze 25 Prozent aller CO2-Ausstöße weltweit (Quelle). Hier muss viel getan werden. Zumindest auf den letzten Metern könnte man mit direkter Bike-Zustellung also etwas an unnötigem Zick-Zack sparen oder noch besser gleich zum lokalen Produkt greifen. 

Ein Paket aus Warschau

Bewusst wurde das Fabian Warmdt, als er vor einiger Zeit Teile aus einer aktuellen Kollektion von H&M (gut, auch keine Fairtrade-Vorzeige-Firma, aber das ist eine andere Geschichte…) bestellte und diese erst fünf Tage später in zwei separaten Paketen ankamen. Versandt aus Warschau in Polen. Da stimmte also weder das Kundenerlebnis, noch die CO2-Bilanz. Irgendwie eine Rechnung, die vielleicht für keinen aufgehen konnte, weil auch die Versandkosten für die Firma sicher nicht ganz billig waren. Dabei hätten die Teile auch zwei Kilometer entfernt von seiner Wohnung in der nächsten Filiale bereit gelegen.

„Das Spiel ist nicht vorbei, sondern ihr könnt mitmachen“

Dass wir den Trend zum Onlineshopping umdrehen können, glaubt Fabian Warmdt nicht. Dafür hat es zu viele Vorteile. Aber mit schlauen Lieferlösungen, die auch bezahlbar sind (zwischen 5,50 und 9,50 Euro rufen Glocally zum Beispiel pro Lieferung momentan auf), können wir den lokalen Handel und die regionalen Lieferketten stärken. Hybrid-Lösungen zwischen Filiale und Onlineversand könnten zum neuen Standard für den Einzelhandel werden. „Das Spiel ist nicht vorbei, sondern ihr könnt mitmachen“, ruft Warmdt deshalb die Einzelhändler*innen auf.

Unterm Strich bleiben also drei starke Kernargumente für so ein Modell: die vergleichsweise geringere CO2-Belastung bei der Lieferung (selbst wenn’s mal was von H&M ist), die schnellere Zustellung und die Möglichkeit für lokale Einzelhändler*innen, im digitalen Liefermarkt besser mitzumischen. Was fehlt wäre dann vielleicht noch eine populäre Plattform, wo viele lokale Angebote gesammelt zu finden sind (einige Versuche und Verzeichnisse in der Richtung gibt es aber tatsächlich). Glocally übernimmt nämlich momentan „nur“ die Zustellung für einige Partnerläden – meistens über eine Einbindung in deren Online-Shop. Ein digitaler Marienplatz also? Irgendwie sowas… vielleicht ein Fall für das nächste Startup.

Hier geht’s zur ganzen Folge:

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