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5 Sporterlebnisse der traumatischen Art

MUCBOOK Redaktion

Dieser Artikel erschien zuerst im Mucbook Magazin #7 „Du musst es nur wollen. Das etwas andere Sportheft“. Wenn du unser Magazin bestellen möchtest, gehts hier lang!

Unsere Lieblings-MünchnerInnen beichten über misslungene Parkour-Trainings, heimliche Kung-Fu-Träume und warum sie einem gewissen Sportlehrer den Spitznamen Adolf Schmittler gaben.

1. Die Sportis, Münchens Popstars der Nullerjahre

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© Nina Stiller

Der Sportfreunde peinlichstes Sporterlebnis liegt erst ein paar Monate zurück. Wir wurden für die ARD-Sendung „Klein gegen Groß“ eingeladen. Drei wunderbar freche Kinder forderten uns zu einem Duell, bei dem man durch eine bestimmte Abfolge von Seitwärts-Hechtrollen einen an die Füße gebundenen Seilzopf entwirren sollte. Klingt kompliziert, ist zumindest koordinativ eine ansprechende Leistung. Unser Begehr war aber lediglich, sich nicht wie die in die Jahre gekommenen, rostigen Dultaffen zu verhalten, sondern immerhin eine Bewegung zu kreieren, an der man erkennt, wir wären einst wirklich sportlich gewesen. Die drei Kids legten ihre persönliche Bestleistung vor und wir, aufgefordert und angestachelt von Kai Pflaume, sollten nun folgen und uns „doch bitte dabei nichts brechen”. Leider passierte genau das, was wir dringend vermeiden wollten. Ehrgeiz kam auf. Gleich nach Start des Wettkampfs bemerkten wir, dass sich die Bewegung, im Vorfeld nie geübt, nur kurz nachgestellt, richtig ausbauen lässt. Ein gewisses Flow-Experience entstand – ein Aufgehen im Tun. So hechteten wir über uns drüber, rollten unter uns durch, und bissen uns rein wie AH-Fußballspieler, die noch einmal 5 Minuten in der Bundesliga mitspielen durften.

Die Folge war ein vernichtender Sieg von uns über zehnjährige Herausforderer bei einer Kindersendung, der uns vor dem buhenden Publikum derart peinlich war, dass Rüde mit den besiegten Kindern mitheulte, Peter ununterbrochen „Sprungfehler! Wir müssten disqualifiziert werden!!!“ schrie und ich naseweiß erklärte, dass wir wohl einfach unwissend die bessere Technik hatten und wir den Wettkampf mit gleicher Technik wiederholen könnten. Was bleibt, ist Scham. Sorry, Kids!“

 

2. Zehra „Muddi“ Spindler, Münchens wohl leidenschaftlichste Kunst- und Kultur(raum)-Schaffende

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© Jens Moiré

„Zwei Augustiner und ein Kampfschrei. Bis zum 14. Lebensjahr dachte ich – und wahrscheinlich alle, die mich jemals bei den Bundesjugendspielen erleben mussten – dass ich eine Art Unsportskanone bin. Mein Weitsprung betrug trotz aller Anstrengungen netto gerade mal anderthalb Kinderarmlängen. Beim 100-Meterlauf hielt der gesamte Platz inne um zuzusehen, wie ich mit leicht zurückgelehntem Oberkörper ins Ziel tänzelte und dabei alle Negativrekorde brach. Über die traumatisierenden Ereignisse beim Kugelwerfen zu sprechen, bin ich noch nicht bereit.

Bruce Lee war es, der schnittige Asiate mit dem Handkantenfeger eines Schweizer Sprungmessers, dem Peilblick, der Diamanten zu schneiden vermag, begleitet von dem archetypischen Schreien eines unbändigen Affenrudels. Das rührte etwas in mir an.

Auch ich wollte Bruce Lee sein. So nahm ich mir sämtliche Kung-Fu-Werke vor, die ich in der Stadtbücherei finden konnte und fegte in meinen heimlichen Phantasien mit gesprungenem Sidekick und markerschütterndem Kampfschrei das Böse vom Planeten. Höchst motiviert meldete ich mich in einer Taekwondo- und Kickboxschule an, die ich viermal die Woche aufsuchte, um meinem Ziel, der Erweckung meines inneren Bruce, näher zu kommen.

Nur an einer Nebensächlichkeit haperte es: dem Kiai. Der Kampfschrei, mit dem ich in meinen Phantasien ganze Kontinente erschütterte, verließ meine Kehle in einem schüchternen, unterfrequenten Hauch, sehr zum Amüsement meiner Mitkämpfer. Es war einfach nichts zu machen – war ein Kiai gefordert, erstarb der Ton schon beim Austritt. Nun rückte aber die Prüfung, zu der ein koreanischer Großmeister sowie ein größeres Publikum geladen waren, immer näher. Meister Udo, mein Lehrer, prophezeite, dass ich trotz guter Technik die Prüfung nicht bestehen würde, sollte mein Kiai weiterhin nach Miau klingen. Am Tag der Prüfung ging es ganz schnell. Ein Blick in die Halle zeigte die Meute von mindestens 50 blutrünstigen Zuschauern.

Mit einem Sprung war ich in der Umkleide – und in meinen Straßenklamotten. In wenigen Sätzen erreichte ich die Boazn an der Ecke, bestellte mir ein Augustiner und danach noch eins. Wieder zurück produzierte ich eine Serie an perfekten Kampfschreien – Minimum 15 Kiais pro Minute. Was soll ich sagen – der koreanische Großmeister ließ mich einen Gürtel überspringen. Ob es am Kampf lag, kann ich bei bestem Willen nicht mehr sagen.“

 

3. Philipp Walulis, Moderator, Autor, Burgerfreund, sieht gern Fern

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© Chris Fay

„Mein Sporttalent beschränkt sich auf Minigolf. In allem anderen bin ich eine Niete. Das hielt aber meinen Sportlehrer Herrn Schmidt nicht davon ab, sechs Schuljahre lang mit hartem Drill zu versuchen, aus mir einen Bundesjugendspielehrenurkundenempfänger zu machen.

Ein hoffnungsloses Unterfangen, das mich damals unglaublich angekotzt hat. So sehr, dass ich ihm ob seines Eifers den Spitznahmen Adolf Schmittler gab. Den er bei den Schülern bis heute hat. Sorry.“

4. Birte Hanusrichter von den YOUNG CHINESE DOGS, Folk-Pop-Band aus München

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© Alan Ovaska

„Ich war mal beim Parkour-Training. Dort sollte ich auf einer Stange balancieren. Leider war sie ziemlich nass und rutschig. Ich hätte also besser auf den Trainer hören sollen, der hatte nämlich vorher erklärt: Wenn du abrutschst, denk daran BEIDE Beine immer auf dieselbe Seite zu machen.“

 

Jordan Prince, Münchner Singer-Songwriter, kommt ursprünglich aus New Orleans

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© Verena Vötter

„In meiner Kindheit war es meinem Vater sehr wichtig, dass ich alle Sportarten kennenlerne. Er war ein echter Sportfanatiker und wollte mir und meinen Brüdern die Möglichkeit geben einfach alles auszuprobieren. Also spielte ich Golf, Basketball, Baseball, Tennis und noch vieles mehr.

Eine Situation werde ich aber nie vergessen. Es war das erste und einzige Mal, dass ich meinen Vater vor Stolz beinahe platzen sah.

Es passierte während der letzten Minuten eines sehr turbulenten Basketballspieles, ich muss so 12 oder 13 Jahre alt gewesen sein. Es stand unentschieden und aus irgendeinem Grund hatte ich den Ball plötzlich in der Hand. Ich rannte also auf den gegnerischen Korb zu und Sekunden bevor der Schlussgong erklang, schleuderte ich den Ball so fest ich nur konnte Richtung Korb.

Zur Überraschung aller, besonders zu meiner eigenen, traf ich tatsächlich! Ich werde mich immer an das Gesicht meines Vaters erinnern, als ich mich zu ihm umdrehte: Die Menge flippte aus und mein Vater konnte sich vor Lachen kaum noch auf dem Sitz halten. Er konnte einfach nicht glauben, was er da gesehen hatte.“

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